Julia Extra Band 0331
stressiges Leben führten, das ihre Beziehung zerstören könnte.
Damit hatte Sienna recht.
Aber jede Sekunde, die sie zusammen verbrachten, würde sich lohnen.
Nein. Er durfte nicht so egoistisch sein.
Wenn er Sienna sagte, was er für sie empfand, wie er sich ständig danach sehnte, sie zu sehen, sie in den Armen zu halten, würde sie vielleicht bleiben … auf Kosten ihrer ehrgeizigen Ziele im Greystone Manor.
Der Job als Restaurantmanagerin war ihr Traum! Brad hatte selbst zehn lange Jahre gewartet, bis er seinen Traum wahr gemacht hatte. Er musste Sienna gehen lassen, damit sie ihren verwirklichen konnte. Dann erst, unter gleichen Bedingungen, hatte er die Chance, mit ihr gemeinsam etwas Neues aufzubauen.
Für edelmütig hatte sich Brad nie gehalten. Doch jetzt war der richtige Zeitpunkt, Opfer zu bringen.
Auch wenn es ihm das Herz zerriss.
Im Hotel Greystone Manor stand Sienna in ihrem Turmzimmer vor dem Spiegel und strich den knielangen Kaschmirrock glatt. Sie hatte viel Geld für das klassisch schwarze Kostüm und die Designerschuhe ausgegeben. Es war einfach, sich vorzumachen, dass sie diese Kleidung nur trug, weil es die anspruchsvollen Gäste von ihr erwarteten. Die Wahrheit war schwerer zu akzeptieren.
Ihre Kostüme waren wie ein Schutzpanzer. Niemand sollte sehen, wie es ihr wirklich ging.
Es war erbärmlich. Sie war erbärmlich.
Brad hatte recht.
Sie war ein Feigling, eine Frau, die sich hinter einer Fassade versteckte.
Aber sie hatte die hohen, dicken Mauern gebraucht, um ihr Selbstvertrauen wieder aufzubauen, das ihr ein kontrollwütiger Mann zerstört hatte.
Sienna ging zum Fenster mit Blick auf die sensationellen Gartenanlagen des Hotels. Tränen liefen ihr übers Gesicht und ruinierten ihr Make-up. In Wirklichkeit war das Hotel nie ihr Zuhause gewesen. Sie schloss die Augen, sah im Geiste die Aussicht aus Marias Gästezimmer auf die belebte Londoner Straße vor sich und sehnte sich dorthin zurück.
Das Vibrieren ihres Handys brach den Bann. Eine SMS von Carla. Die Planungsgruppe war eingetroffen. Es war Zeit, die Sache hinter sich zu bringen.
Unten in der Empfangshalle war Carla hinter einem Pulk von Männern in Businessanzügen verborgen, die Mappen und Pappröhren für Bauzeichnungen trugen. Gerade wurde das Team von den Topmanagern der Hotelkette begrüßt.
Sienna holte tief Luft, hob das Kinn und setzte ein routiniertes Lächeln auf.
In der Mitte der Gruppe stand der Mann, den sie zuletzt vor seinem Abflug nach Los Angeles gesehen hatte.
Angelo Peruzi.
Ohne sich umzusehen, war er an jenem Tag durch die Passkontrolle gegangen und verschwunden. Keinen Blick zurück hatte er übrig gehabt für die Frau, der er nur wenige Monate zuvor einen Heiratsantrag gemacht hatte.
Heute trug Angelo fast die gleiche Kleidung wie an jenem Tag: einen marineblauen Blazer, ein weißes Hemd und Designerjeans. Und eine Sonnenbrille.
Im Februar.
Drinnen, in einem Landhaushotel.
Sie hatte vergessen, was für ein schöner Mann er war. Im Gesicht war er voller geworden, und sein Körper hatte etwas Weichliches, aber das Leben in Kalifornien hatte Angelo gutgetan. Alles an seinem Outfit verkündete Erfolg und Reichtum.
Nur dass Angelo mit seiner Sonnenbräune und den superweißen Zähnen in diesem vornehmen, würdevollen englischen Herrenhaus seltsam fehl am Platz aussah.
Ihre Blicke trafen sich, und einen Moment lang hatte Sienna das Gefühl, dass sie die einzigen Anwesenden waren.
Dann warf Angelo ihr sein Speziallächeln zu, bahnte sich einen Weg durch die Gruppe von Männern in Anzügen und blieb vor ihr stehen. Er streckte die Hand aus.
„Sienna. Wie nett, dich wieder zu treffen. Du siehst großartig aus. Vielleicht können wir nächste Woche ein ausführliches Gespräch nachholen?“
„Natürlich“, brachte Sienna mühsam heraus und wurde von Patrick gerettet, der nicht von Angelos Seite wich.
„Ah, Miss Rossi. Danke, dass Sie so kurzfristig gekommen sind. Entschuldigen Sie, dass ich Sie im Urlaub störe, doch wir haben nur einen kleinen zeitlichen Rahmen für eine Besprechung mit Küchenchef Peruzi. Und ich weiß, dass Sie erfahren wollen, was wir mit dem neuen Speisesaal vorhaben. Bitte schließen Sie sich uns an. Von den Plänen werden Sie begeistert sein!“
Dreißig Minuten später waren zwei Dinge plötzlich sehr klar geworden.
Sie war von den Plänen nicht begeistert.
Die Geschäftsführer hatten ein Spitzenteam von Innenarchitekten hinzugezogen, die sich die schöne alte
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