Julia Extra Band 0331
draußen?“
„Draußen“, stieß Kelly zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Alekos lächelte und wandte sich wieder an die Kinder.
„Hier habt ihr ein Beispiel für eine erfolgreiche Verhandlung. Jetzt nehme ich Miss Jenkins mit nach draußen und ihr schreibt … einhundert Wörter, warum man Regeln immer infrage stellen muss.“
„Nein, das werden sie nicht!“ Kelly schluckte schwer. „Sie schreiben ein Gedicht.“
„Auch gut.“ Alekos’ Blick blieb für eine Sekunde an ihren Lippen hängen, bevor er sich wieder an die Klasse wandte. „Ihr dürft ein Gedicht schreiben – warum man gegen die Regeln verstoßen muss. Es hat mich gefreut, euch kennenzulernen. Wenn ihr hart arbeitet, werdet ihr im Leben auch Erfolg haben.“ Er hielt Kellys Handgelenk immer noch umschlossen, als er mit großen Schritten aus dem Klassenzimmer ging. Kelly hatte keine andere Wahl, sie musste ihm folgen.
Draußen lehnte sie sich zitternd an die Wand. „Ich kann kaum glauben, was du da gerade gemacht hast.“
„Gern geschehen“, antwortete er gedehnt. „Normalerweise beträgt mein Honorar für die Motivationskurse, die ich für internationale Manager halte, eine halbe Million Dollar. Aber in diesem Fall werde ich zum Wohl der nächsten Generation auf das Geld verzichten.“
Kelly schnappte nach Luft. „Ich wollte mich nicht bei dir bedanken!“
„Das solltest du aber. Die Manager von morgen kommen bestimmt nicht aus einer Herde von Robotern, die sich immer nur fügsam an die Regeln hält.“ Aufmerksam betrachtete Alekos ihr Gesicht und lächelte höhnisch. „Eine innere Stimme sagt mir, dass ich keine zwei Sterne im Klassenbuch bekomme.“
Kelly ballte die Hände zu Fäusten. „Hast du wirklich keine Ahnung von Kindern?“
Sein Lächeln verschwand. Jetzt sah er nur noch kalt, hart und – attraktiv aus. „Stimmt.“ Sein Gesichtsausdruck wurde plötzlich ganz ernst. „Ich habe mit ihnen wie mit Erwachsenen geredet, nicht wie mit Kindern.“
„Aber sie sind nicht erwachsen, Alekos. Weißt du eigentlich, wie schwer es ist, ihnen Disziplin beizubringen?“ Sie war sich nur zu bewusst, wie sexy er aussah. „Als ich die Klasse übernommen habe, konnten sie noch nicht einmal fünf Minuten still sitzen.“
„Still sitzen wird vollkommen überbewertet. Selbst bei Vorstandssitzungen laufe ich auf und ab. Das hilft mir beim Denken. Du solltest sie dazu ermuntern, Fragen zu stellen, anstatt unterwürfige Geschöpfe aus ihnen zu machen, die immer nur das tun, was man ihnen sagt. Aber genug. Warum hast du den Ring verkauft?“
Kelly ignorierte die Frage geflissentlich. „Ohne Regeln würde unsere Gesellschaft auseinanderbrechen.“
„Und ohne Menschen, die mutig genug sind, gegen die Regeln zu verstoßen, würde unsere Gesellschaft nie vorankommen“, erwiderte er. „Aber ich bin nicht hier, um …“ Bevor er den Satz zu Ende bringen konnte, hörte man hysterische Schreie und aufgeregte Schritte am anderen Ende des Flurs.
„Miss Jenkins, es gibt eine Überschwemmung!“
Alekos seufzte. „Wo kann man hier eigentlich einmal seine Ruhe haben?“
„Man hat hier niemals Ruhe – das ist eine Schule.“
Eine Gruppe Kinder kam auf sie zugelaufen, dicht gefolgt von Kellys Freundin Vivien.
„Ach, Kelly.“ Vivien wirkte gestresst, auf ihrem Rock waren nasse Flecken zu sehen. „Im Waschraum der Mädchen gibt es eine Überschwemmung. Wir müssen einen Klempner rufen oder …“ Vivien zuckte hilflos die Schulter. „Ich weiß auch nicht, wen wir anrufen sollen. Hast du eine Idee? Wenn wir nichts tun, steht bald die ganze Schule unter Wasser. Vielleicht sollte ich lieber gleich ein U-Boot bestellen. Wir brauchen jemanden, der sich mit Wasserleitungen auskennt.“
„Ich kenne mich damit aus.“ Alekos holte tief Luft. „Wo ist die Überschwemmung? Führen Sie mich hin. Je schneller der Schaden behoben ist, desto eher habe ich Kelly wieder für mich allein.“
Erst jetzt nahm Vivien von Alekos Notiz. Sie riss die Augen auf und starrte ihn ungläubig an.
Kelly kannte diese Reaktion von Frauen, die Alekos zum ersten Mal sahen. „Vivien, das ist Alekos. Alekos, das ist meine Freundin und Kollegin Vivien Mason.“
„Alekos?“ Viviens Blick wanderte fragend zu Kelly.
„Er hat den Ring gekauft.“
„Den Ring?“ Vivien setzte einen unbeteiligten Gesichtsausdruck auf, der viel zu übertrieben war, um überzeugend zu wirken. „Ach, das alte Ding, das du ganz unten in deinem Unterwäschefach aufbewahrst.
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