Julia Extra Band 0331
Ich kann mich dunkel daran erinnern.“
Kellys Gesicht lief rot an, als sie Alekos’ interessierten Blick wahrnahm.
„Zurück zur Überschwemmung.“ Vivien sah über die Schulter. „Ich rufe wohl besser den Klempner, oder?“
Alekos schaute zu dem Rinnsal, das langsam in den Flur lief. „Wenn er nicht gerade über Superkräfte verfügt, steht die Schule unter Wasser, bevor er hier eintrifft. Bringt mir eine Werkzeugkiste“, verlangte er. „Und dreht den Hauptwasserhahn ab.“ Damit verschwand er im Flur. Kelly starrte ihm fassungslos hinterher.
„Alekos, das geht doch nicht.“ Ihr Blick glitt über seinen teuren Anzug und die handgefertigten Schuhe. Er drehte den Kopf und warf ihr ein spöttisches Lächeln zu; er hatte ihre Gedanken erraten.
„Man soll die Menschen nicht nach ihrem Äußeren beurteilen. Ich bin direkt nach einer Sitzung aus Athen hergeflogen. Nur weil ich einen Anzug trage, bedeutet das noch lange nicht, dass ich kein Wasserrohr reparieren kann. Besorg mir Werkzeug, Kelly.“
„Mensch, er sieht so gut aus und kann ein Wasserrohr reparieren? Ich werde gleich grün vor Neid“, murmelte Vivien. Kelly stieß sie mit dem Ellenbogen an.
„Wir kümmern uns um den Haupthahn.“
Sie stellten das Wasser ab und holten eine rostige Werkzeugkiste aus dem Schrank des Hausmeisters. Alekos hatte in der Zwischenzeit die undichte Stelle gefunden.
„Dieses Verbindungsstück ist brüchig geworden.“ Er hatte sein Jackett ausgezogen, sein Hemd war durchnässt und klebte wie eine zweite Haut an seinem muskulösen Oberkörper. „Was ist in der Kiste?“
„Keine Ahnung.“ Irritiert durch seinen Anblick, schaffte es Kelly nur mit Mühe, die schwere Kiste zu öffnen. Alekos betrachtete den Inhalt mit einem Stirnrunzeln.
„Gib mir das da – nein, das darunter. Genau.“ Er machte sich daran, das defekte Rohr zu entfernen. „Da haben wir den Fehler.“ Er fuhr mit dem Finger über das verrostete Rohr. „Vermutlich wurde es seit Jahren nicht mehr erneuert. Kümmert sich hier niemand um die Erhaltung des Gebäudes?“
Vivien warf einen bewundernden Blick auf seine breiten Schultern. „Ich glaube nicht, dass unser Hausmeister über ähnliche Fähigkeiten verfügt wie Sie. Außerdem fehlt uns das Geld.“
„Dafür braucht man nicht viel Geld, man muss nur regelmäßig Wartungsarbeiten vornehmen. Kelly, mein Handy ist hinten in meiner Hosentasche – hol es bitte heraus.“
„Aber …“
„Ich habe beide Hände voll“, zischte er. „Außerdem bin ich klitschnass. Ich wäre dir also dankbar, wenn du dich später mit mir streiten könntest.“
Kelly schob die Hand in seine Hosentasche. Durch den nassen Stoff spürte sie seine festen Muskeln. Schnell schloss sie die Finger um das Handy und zog es heraus. Dabei bemerkte sie, dass er genauso angespannt war wie sie. Vor vier Jahren hatte sie die Finger einfach nicht von seinem Körper lassen können – und er die seinen nicht von ihrem.
Seitdem hatte sie versucht, nicht mehr daran zu denken.
Dem glühenden Blick nach zu urteilen, den er in ihre Richtung warf, erging es ihm genauso.
Kelly schluckte. „Was soll ich jetzt tun?“
„Benutze die Kurzwahltaste.“ Sie folgte seinen Anweisungen, dann hielt sie ihm das Handy ans Ohr. Als sie seinen griechischen Wortschwall hörte, wünschte sie, sie hätte sich damals weniger mit seinem Körper beschäftigt, sondern stattdessen ihre Sprachkenntnisse erweitert. Zumindest hätte sie lernen sollen, was „verschwinde aus meinem Leben“ auf Griechisch hieß.
„Verstehst du ein Wort?“, flüsterte Vivien. Kelly schüttelte den Kopf, und im selben Moment beendete Alekos das Telefonat.
„In knapp zehn Minuten ist mein Team hier.“
„Dein Team?“
„Ich kann das Leck reparieren, aber mir fehlt das nötige Werkzeug. Wir brauchen ein neues Rohrstück mit demselben Durchmesser. Meine Wachleute bringen alles her. Es tut ihnen bestimmt gut, einmal etwas Nützliches zu tun, anstatt sich immer nur auf der Straße herumzutreiben.“ Er wischte die feuchte Stirn an seinem Hemdsärmel ab. Dann sah er sich ungläubig um. „Wenn das hier ein Schiff wäre, dann wäre es längst untergegangen.“
„Dagegen ist die Titanic absolut seetüchtig“, pflichtete Vivien eifrig bei. Kelly verdrehte die Augen.
Es war schon schlimm genug, Alekos unter diesen Umständen so nahe zu sein. Musste ihre beste Freundin ihn jetzt auch noch wie einen Helden anhimmeln? „Alekos, du musst doch bestimmt zu einem wichtigen
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