Julia Extra Band 0331
wollte die Geschichte ihnen beiden zuliebe so schnell wie möglich hinter sich bringen. „Ich bin hier, um meinen Ring zu holen.“
2. KAPITEL
Kelly schlug die Tür des Klassenzimmers laut hinter sich zu und lehnte sich mit dem Rücken dagegen.
Alekos hatte den Ring gekauft?
Das konnte nicht wahr sein. Oder? Sie schlug die flache Hand an die Stirn. Warum hatte sie nicht damit gerechnet, dass er der Käufer sein könnte?
Milliardäre suchten eben nicht bei eBay nach Schnäppchen. Wenn sie nur eine Sekunde geahnt hätte, dass er es erfahren würde, hätte sie den Ring niemals verkauft.
Sie seufzte leise.
Statt ihn für immer aus ihrem Leben zu verbannen, hatte sie ihn zurückgeholt.
Als sie ihn vorhin vor der Schule gesehen hatte, wäre sie beinahe in Ohnmacht gefallen. Für einen Augenblick hatte sie doch tatsächlich geglaubt, er sei gekommen, um ihr zu sagen, dass er es sich anders überlegt hätte. Dass er einen Fehler begangen hätte. Dass er sich entschuldigen wollte .
Entschuldigung.
Kelly presste die Hand vor den Mund, um ein hysterisches Lachen zu unterdrücken. Wann hatte Alekos sich jemals entschuldigt? Hatte er auch nur ein Wort darüber verloren, dass er nicht zur Hochzeit erschienen war? Nein. In seinem unverschämt attraktiven Gesicht war nicht die Spur von Reue gewesen.
„Geht es Ihnen gut, Miss Jenkins?“, hörte sie plötzlich eine leise Stimme. „Sie sind hier hereingestürmt, als sei jemand hinter Ihnen her.“
„Hinter mir her?“ Kelly fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen. „Nein.“
„Sie sehen aus, als wollten sie sich verstecken.“
„Ich verstecke mich nicht.“ Ihre Stimme klang schrill. Sie blickte ins Klassenzimmer, ohne einen der Schüler wahrzunehmen. Warum nur war sie davongelaufen? Jetzt sah es bestimmt so aus, als ob sie noch immer an Alekos hing. Dabei sollte er doch denken, dass es ihr gut ging und ihr Leben nach der Trennung besser geworden sei. Dass sie den Ring nur verkauft hatte, weil sie ihre Wohnung aufräumen wollte oder so ähnlich.
Kelly versuchte, ruhig zu atmen. Vier Jahre lang hatte sie von dem Wiedersehen geträumt. Hatte nachts im Bett gelegen und sich vorgestellt, sie würde Alekos zufällig begegnen; dazu hatte sie ihre Fantasie stark bemühen müssen, denn schließlich verkehrte er ja in ganz anderen Kreisen. Aber dennoch hatte sie nicht ein einziges Mal wirklich damit gerechnet, ihn wiederzusehen. Ganz bestimmt nicht an diesem Ort.
„Ist ein Feuer ausgebrochen, Miss Jenkins?“, hörte Kelly die ängstliche Stimme der kleinen Jessie Prince. „Sie sind gerannt. Und Sie sagen doch immer, dass wir nur vor einem Feuer wegrennen dürfen.“
„Du hast recht.“ Nur vor einem Feuer und vor Männern, die man niemals wiedersehen will. „Allerdings bin ich nicht gerannt. Ich bin nur, ähm, sehr schnell gegangen. Das war Power Walking; das hält fit.“ Stand er noch vor der Schule? „Schlagt die Englischbücher auf Seite zwölf auf. Wir schreiben ein Gedicht über die Sommerferien.“ Vielleicht hätte sie ihm einfach den Ring geben sollen, aber dann hätte er gesehen, dass sie ihn um den Hals trug. Auf gar keinen Fall durfte er wissen, was ihr der Ring bedeutete. Schließlich besaß sie nur noch ihren Stolz.
Die Kinder raschelten mit Papier, dann entstand ein kleiner Tumult im hinteren Teil des Klassenzimmers.
„Aua! Er hat mich geboxt!“
Kelly fuhr sich mit der Hand über die Stirn. Bitte, nicht jetzt. Ein Gerangel war das Letzte, was sie jetzt gebrauchen konnte. Ihr Kopf tat weh. Sie musste dringend nachdenken, aber während des Unterrichts kam sie bestimmt nicht dazu. „Tom, komm bitte nach vorn.“ Sie wartete geduldig, während der kleine Junge mit schlurfenden Schritten auf sie zukam. Dann kniete sie sich vor ihm hin. „Man boxt keine anderen Leute. Das tut man nicht. Ich möchte, dass du dich entschuldigst.“
„Aber es tut mir überhaupt nicht leid.“ Er sah sie störrisch an. Seine purpurroten Wangen bildeten einen starken Kontrast zu seinem feuerroten Haar. „Er hat Karottenkopf zu mir gesagt, Miss Jenkins.“
Kelly holte tief Luft. „Das war nicht nett, und er wird sich bei dir ebenfalls entschuldigen. Aber das ändert nichts daran, dass du ihn geboxt hast. Du darfst das niemals wieder tun.“
Nicht einmal eingebildete Männer, die einen bei der Hochzeit sitzen ließen.
„Ist nicht meine Schuld. Ich bin nun mal so wild, weil ich rote Haare habe.“
„Es waren nicht deine Haare, die Harry geboxt
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