Julia Extra Band 0339
er sie an sich. „Nicht mehr, als du verdienst. Du warst einfach großartig.“
Die Hütte, eigentlich nur ein Unterschlupf, war aus rohen Baumstämmen zusammengezimmert und an der Seite zur Lagune offen. Eine Feuerstelle und zwei leere Blechdosen, vermutlich zum Wasserkochen, deuteten an, dass sie hin und wieder benutzt wurde.
„Zu weit von einer menschlichen Behausung können wir nicht mehr sein“, meinte sie, während sie aufseufzend die Stiefel auszog und genüsslich die schmerzenden Zehen bewegte.
„Was ich vermisse …“ Suchend inspizierte Brett den Boden. „Ah, da ist es ja.“ Er deutete auf den Abdruck eines Hufeisens im Sand. „Wer immer hierher kommt, ist beritten.“
„Ein Pferd! Ein Königreich für ein Pferd! Oder für ein Kamel oder ein Maultier.“
Brett lachte.
„Wer, glaubst du, kommt hierher?“, fragte sie.
„Wahrscheinlich ein Viehtreiber. Nein, allzu weit weg von der Farm, die ich erwähnt habe, sind wir bestimmt nicht.“
„Das klingt wie Musik in meinen Ohren. Wäre ich nicht so verschwitzt und voll Sand, käme ich mir wie im siebten Himmel vor.“
„Was du brauchst, ist ein Bad – und ich ebenfalls.“ Er streifte den Rucksack ab, danach Stiefel, Jeans und T-Shirt und lief ins Wasser. „Kommst du?“
„Okay.“ Wie schon gestern stand sie innerhalb von drei Sekunden in BH und Höschen da und stürzte sich in das kleine Gewässer.
Nach dem langen heißen Tag war das Bad ein Hochgenuss. Erfrischt und gesäubert kehrten sie ein Weilchen später zum Strand zurück.
„Zieh dich an, es wird langsam kühl“, sagte er mit einem Blick auf den Horizont, wo ein wunderschöner Sonnenuntergang den Himmel jetzt orangerot färbte. „Für die Nacht mache ich ein Lagerfeuer, damit uns nicht kalt wird.“
Sie rieben sich trocken und schlüpften in saubere Sachen – beide hatten eine Garnitur zum Wechseln eingepackt. Dabei trat Brett auf etwas Hartes, Kantiges, und als er sich bückte, um nachzusehen, stieß er einen Pfiff aus. „Schau, was ich gefunden habe.“ Er buddelte eifrig und hielt kurz darauf eine kleine Blechkiste in den Händen.
„Kaffee!“, jubelte Holly kurz darauf. „Und auch Tee! Sogar ein Teller und eine Tasse! Mann, freue ich mich auf eine kleine Stärkung.“ Sie krauste die Stirn. „Was ist das denn?“
„Das …“, er nahm eine rote Plastikspule aus der Kiste, „… ist eine Angelschnur, komplett mit Köder und Senkblei.“ Er zeigte auf den dreizackigen Haken und das kleine Lot am Ende der Leine. „Ich hatte mir schon überlegt, ob es in der Lagune nicht Fische gibt. Wunderbar! Heute Abend werden wir hoffentlich keine Ölsardinen essen. Ich gehe jetzt Holz sammeln, und du fängst unser Dinner.“
„Aber ich habe doch keine Ahnung, wie man mit dem Ding umgeht.“
„Das wirst du gleich sehen. Komm!“
Auf dem Felsüberhang demonstrierte er ihr, wie man fischt. „Mit einer Hand hältst du die Spule und kontrollierst beim Auswerfen die Leine. So …“ Er warf Köder und Senkblei ins Wasser und ließ die Schnur abspulen. „Wenn sie sich dann strafft, ziehst du kräftig, damit der Haken auch festsitzt, dann bringst du sie ein. Kinderspiel! Hier, versuch es mal.“ Er drückte Holly die Spule in die Hand.
Sie brauchte ein Weilchen, aber dann fand sie den richtigen Dreh – der Köder landete im Wasser, nicht mehr in den Büschen. Brett nickte ihr aufmunternd zu und machte sich ans Holzsammeln.
Ihr Triumphschrei, als sie den ersten Fang an Land zog, verscheuchte die Wasservögel im Schilf, aber offenbar nicht die Fische, denn bald lagen fünf weitere Exemplare neben dem ersten. Beeindruckt von ihrem Erfolg, versuchte Brett kurz darauf ebenfalls sein Glück – leider umsonst.
„Das war der beste Fisch, den ich in meinem ganzen Leben gegessen habe“, verkündete Holly nach beendetem Mahl. Gesättigt saßen sie am Lagerfeuer und teilten sich eine Tasse Kaffee.
„Nach zwei Tagen Dosenwurst und Ölsardinen ist das kein Wunder. Zudem …“, er grinste, „… bin ich ein hervorragender Koch.“
„Dass ich nicht lache! Was hast du schon groß getan, außer die Fische zu säubern und auf das Ding hier zu legen?“ Sie zeigte auf den einfachen Rost, den sie neben der Feuerstelle gefunden hatten.
„Fische grillen ist eine Kunst, bei der es vor allem aufs Feuer ankommt“, belehrte er sie. „Ist es zu hoch, trocknen sie aus oder verbrennen; ist es zu niedrig, bleiben sie innen roh.“
Schmollend verzog sie den Mund. „Aber ich habe sie
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