Julia Extra Band 0339
dann frage ich dich von jetzt an jede Stunde aufs Neue, so lange, bis uns jemand findet – oder wir finden jemand. Jetzt schlaf noch ein wenig.“ Er warf einen Blick auf die Armbanduhr. „Bis Sonnenaufgang bleiben uns noch zwei Stunden. Liegst du auch bequem?“
„O ja.“
Fünf Minuten später schlief sie tief und fest – bei ihm dauerte es noch ein Weilchen. Und während er sie umschlungen hielt, dachte er: Einen Korb wird sie mir doch nicht geben, oder?
Die Sonne stand bereits am Himmel, als sie vom Klang einer menschlichen Stimme geweckt wurden. Jemand räusperte sich und fragte: „Entschuldigen Sie die Störung, aber sind Sie die beiden Passagiere, die notlanden mussten?“
8. KAPITEL
Beide schnellten hoch – gerade noch rechtzeitig zog Holly die Decke ans Kinn, um ihre Blöße zu bedecken.
Ein kleiner, drahtiger Mann mit sonnengegerbter Haut stand vor der Hütte und hinter ihm zwei Pferde. Die Ohren aufgestellt, schauten sie ihm neugierig über die Schulter. Sogar Brett verschlug es beim Anblick des Trios die Sprache.
„Ich will Sie ja nicht belästigen, aber wenn Sie diejenigen sind, nach denen gesucht wird, dann sollten Sie wohl besser aufstehen. Das halbe Land ist in Aufruhr.“ Der Mann zwinkerte. „Ich drehe jetzt eine kleine Runde und komme so in fünfzehn Minuten wieder.“ Damit ließ er sie allein, die Pferde hinter sich herziehend.
Holly und Brett fielen sich in die Arme. „Hab ich dir nicht gesagt, dass alles gut wird?“, fragte er, während er sie küsste und herzte.
„Das hast du! Unser Retter ist da, und obendrein zu Pferd! Ich kann es immer noch nicht fassen! Wer mag er wohl sein?“
Wie sie kurz darauf erfuhren, war er Viehtreiber auf der Farm, von der Brett gesprochen hatte. Sie fragten ihn, ob ihnen Zeit für ein kurzes Bad bliebe; worauf er nickte und versicherte, er habe es nicht eilig und würde in der Zwischenzeit Kaffee kochen.
Beim Kaffeetrinken erzählte er, wie er sie gefunden hatte. „Als ich heute früh hörte, dass in der Gegend nach einem abgestürzten Flugzeug gesucht wird, mit zwei Passagieren an Bord, da fiel mir ein, dass es gestern Nacht nach Rauch gerochen hat. Der Wind kam aus dieser Richtung, und da dachte ich mir, schaust mal bei der Hütte vorbei. Und wie gut“, schloss er zufrieden.
„Sie gehört Ihnen?“, fragte Brett.
„Das tut sie. Habe sie selber gebaut“, bestätigte er stolz. „Tommys Hütte, so nennt man sie. Tommy, das bin ich.“
„Nun, Tommy, wir waren überglücklich, als wir sie fanden. Und von Ihrer Angelschnur haben wir auch guten Gebrauch gemacht. Wie weit ist es von hier bis zur Farm?“
„Zu dritt mit zwei Pferden ungefähr drei Stunden, würde ich sagen. Ich nehme an, Sie und die Dame können auf einem Gaul reiten.“
„Kein Problem. Sind die Besitzer zurzeit anwesend?“
Er schüttelte den Kopf. „Nur der Verwalter, die Farm steht zum Verkauf. Aber Funkgerät und Telefon sind in Betrieb, Sie können also Ihre Angehörigen verständigen und ein Flugzeug mieten, das Sie nach Cairns bringt.“
„Ausgezeichnet.“
„Mach’s gut“, flüsterte Holly eine halbe Stunde später. „Ich werde dich nie vergessen.“
„Zu wem sprichst du denn?“, fragte Brett erstaunt, während er ihr aufs Pferd half. Ein Teil ihres Gepäcks war in den Satteltaschen verstaut, der Rest blieb in der Hütte zurück, wo es morgen oder übermorgen abgeholt würde.
„Zur Lagune. Unserer Oase.“ Sie warf einen letzten Blick auf das zauberhafte Fleckchen.
„Ja.“ Er schwieg. „Und noch viel mehr.“
Am Spätnachmittag flogen sie nach Cairns zurück. Eine kleine Maschine holte sie von der Farm ab, wo sie Tommy nochmals für alles, was er für sie getan hatte, dankten, bevor sie von ihm Abschied nahmen. Der Flug war kurz, und sie sprachen nur wenig.
Am Flughafen in Cairns erwartete sie eine Schar von Reportern und Fotografen, und beim Verlassen der Maschine ging ein Blitzlichtgewitter auf sie nieder. Holly blinzelte – an die Medien hatte sie überhaupt nicht gedacht. Beklommen schaute sie zu der Menschenmenge hinter der Absperrung hinüber, und als sie das geliebte Gesicht erblickte, eilte sie über das Rollfeld und warf sich aufschluchzend ihrer Mutter in die Arme.
Sylvia Harding kehrte am nächsten Tag nach Brisbane zurück, Holly blieb auf Bretts Bitte in Palm Cove.
Nachdem sie sich von ihrer Mutter verabschiedet hatte, machte sie sich auf den Weg zum Strand. Sie brauchte Zeit zum Nachdenken, und Brett bekam sie sowieso kaum
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