Julia Extra Band 0339
wehtat. „Nein, meine Mutter lebt. Sie hält in ihrem prächtigen Haus Hof und erzählt ihren Freundinnen, wie stolz sie darauf ist, dass ihr Sohn zum König gekrönt wird.“
„Das tut mir leid“, sagte Isabella leise.
Er zuckte die Schultern. „Meine Mutter hat ihre Kinder eher als Trophäen betrachtet und wollte uns am liebsten nur sehen, wenn wir besonders präsentabel waren. Danach hat sie uns wieder weggeschickt.“
„Also hat Kalila euch aufgezogen.“
„Ja. Sie war immer für uns da, hat uns getröstet, unsere Schrammen versorgt und uns in den Arm genommen.“ Adan seufzte. „Eigentlich sollte sie jetzt ihren Ruhestand genießen, aber ich habe niemand anderen gefunden …“ Er verstummte, als Isabella sich die Hand auf den Mund presste und den Kopf abwandte.
Dann sah sie ihn wieder an, mit Tränen in den Augen.
„Ich habe ja gesagt, dass ich nichts richtig hinbekomme.“ Sie lächelte schwach. „Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn du mich nicht gefunden hättest.“
Noch vor Kurzem hatte Adan ebenso gedacht. „Denk doch lieber an das Hier und Jetzt, habibti “, sagte er nun jedoch. „Die Vergangenheit kann man nun einmal nicht mehr ändern.“
„Bist du wirklich gar nicht nachtragend?“ Isabella zog eine Augenbraue hoch. „Oder genießt du einfach die anderen Vorzüge, die meine Gesellschaft mit sich bringt?“
Adan merkte, wie er gegen seinen Willen wütend wurde. Zugleich bekam er ein schlechtes Gewissen, denn er genoss den Sex tatsächlich sehr – vielleicht ein wenig zu sehr.
„Wir haben eine Nacht zusammen verbracht“, entgegnete er kühl. „Du solltest also nicht schon anfangen, hier alles nach deinem Geschmack einzurichten.“
Isabella fragte sich, warum sie nicht einfach das Frühstück und das beglückende Gefühl der zurückliegenden Liebesnacht genossen hatte.
Weil ich Angst habe, gestand sie sich ein. Angst vor dem, was passieren würde – und Angst vor ihren Gefühlen für Adan und ihren Sohn. Schon jetzt hatte sie das Gefühl, der Abschied würde ihr das Herz brechen.
Der Sex mit Adan war überwältigend, aber eben nur Sex gewesen. Wegen einer leidenschaftlichen Nacht würde er ihr sicher nicht erlauben, für immer zu bleiben. Eigentlich wusste Isabella das, doch sie hatte seine kühle Zurechtweisung gebraucht, um auf den Boden der Tatsachen zurückzukehren. Adan war bei ihrer Hochzeit nicht in sie verliebt gewesen, und warum sollte sich das plötzlich ändern?
Außerdem war Isabella nicht mehr die schüchterne junge Frau von damals. Sie brauchte seine Liebe nicht, sondern wollte lediglich eine Rolle im Leben ihres Sohns spielen. Denn Rafik sollte nicht wie sie praktisch ohne Mutter aufwachsen müssen.
„Ich wäre niemals auf die Idee gekommen, an der Einrichtung etwas zu ändern“, entgegnete sie. „Ich …“
In diesem Moment brachte Kalila eilig das Frühstück. Als sie Adan wieder mit „Hoheit“ ansprach, korrigierte dieser sie: „Nenn mich Adan. Du hast es versprochen.“
„Das stimmt.“ Kalila blickte kurz zu Isabella hinüber. „Und jetzt sei ein guter Ehemann und servier deiner Frau ihr Frühstück.“ Schon war sie wieder auf dem Weg ins Haus.
Ob Adan wohl wusste, wie viele Gefühl sein Gesicht ausdrückte, wenn er mit Kalila sprach? Liebe, Schuldbewusstsein, Schmerz …
Als er ihr das Frühstück brachte, hätte sie ihn am liebsten umarmt und getröstet. So viel Verantwortung und so viele Aufgaben lasteten auf Adan, dass es ihr leidtat, zu diesen auch noch beigetragen zu haben.
Das Essen war einfach, aber lecker und sättigend. Isabella schenkte aus der Kupferkanne Kaffee ein, und dann aßen sie schweigend.
Sie ließ den Blick zum Labyrinth schweifen, das im hellen Tageslicht so ganz anders wirkte als bei Mondschein: weniger verwunschen und magisch. Bei der Erinnerung an die Ereignisse der vergangenen Nacht erschauerte Isabella lustvoll. Sie versuchte, dies zu verdrängen, doch in Wirklichkeit konnte sie seit dem Aufwachen an nichts anderes denken: Immer wieder sah sie Adans nackten Körper auf ihrem, immer wieder spürte sie die heiße Leidenschaft ihres Liebesspiels.
Jede Berührung, jeder Kuss, jeder Seufzer war eine wahre Offenbarung gewesen. Noch nie hatte Isabella etwas so Beglückendes erlebt. Und doch war es ein schwerer Fehler gewesen, all das zuzulassen. Aber als sie vor Adan gestanden hatte, in der Mitte des Labyrinths, war der Wunsch, sich ihm hinzugeben, stärker gewesen als alles andere.
„Du hast erzählt, deine
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