Julia Extra Band 0339
Mutter sei froh gewesen, als du nach Hawaii gegangen bist“, riss Adan sie aus ihren Gedanken. „Warum?“
Es fiel Isabella schwer, über die schwierige Beziehung zu ihrer Mutter nachzudenken. Doch weil sie Adan eine ehrliche Antwort schuldig war, erwiderte sie: „Meine Eltern haben sich scheiden lassen, als ich elf war. Mein Vater wollte nicht, dass ich in die USA ging, und meine Mutter weigerte sich, nach Jahfar zu kommen. Mit der Zeit wurden ihre Anrufe immer seltener, bis sie eher so eine Art Brieffreundin für mich war.“
„Dann war es sicher nicht einfach, als du bei ihr gewohnt hast“, mutmaßte Adan.
„Stimmt. Meine Mutter ist sehr eigenständig und war wohl ziemlich entsetzt darüber, wie traditionell mein Vater mich erzogen hatte.“ Isabella hatte bei ihrer Mutter gesessen und darauf gewartet, dass jemand ihr sagte, was sie tun solle. Im Rückblick fand sie ihr Verhalten beschämend, doch damals hatte es sie sehr viel gekostet, es abzulegen.
„Es gefällt dir nicht, darüber zu sprechen, stimmt’s?“, fragte Adan.
„Das stimmt, aber vermutlich ist es notwendig“, erwiderte Isabella. „Vielleicht werde ich mich wieder besser an alles erinnern, wenn ich mich auch mit den schwierigen Teilen meines Lebens befasse.“
Er zog die Augenbrauen zusammen. „Was meinst du mit ‚schwierig‘?“
„Ich war Einzelkind und hatte immer das Gefühl, meine Eltern enttäuscht zu haben: Mein Vater wollte einen Sohn, meine Mutter wollte es meinem Vater recht machen. Sie haben sich meinetwegen scheiden lassen.“
„Niemand lässt sich wegen eines Kindes scheiden“, widersprach Adan. „Es war nicht deine Schuld.“
„Und warum willst du dich dann von mir scheiden lassen?“
Sein Gesicht nahm einen grimmigen, vielleicht auch bekümmerten Ausdruck an. „Das ist etwas anderes.“
„Aber du willst dich scheiden lassen“, beharrte Isabella. „Daran hat sich doch nichts geändert.“
Adan warf seine Serviette auf den Tisch. „Ich finde es etwas verfrüht, nach einer Nacht über unsere Zukunft zu diskutieren.“
Isabellas Herz schlug heftig. „ Du hattest doch wirklich mehr als genug Zeit, um über deine Zukunft nachzudenken. Ich dagegen komme mir wie ein angebundener Hund vor, der nur eine bestimmte Strecke gehen kann und dann von seiner Leine zurückgerissen wird.“
„Was erwartest du von mir? Ich ermögliche dir, Zeit mit uns zu verbringen. Mehr kann ich dir jetzt nicht in Aussicht stellen. Denn Rafik kommt für mich an erster Stelle, und ich werde sein Wohlergehen durch nichts aufs Spiel setzen.“
Wieder fragte Isabella sich, warum sie Adan so drängte. Es war nicht der richtige Zeitpunkt dafür. Doch sie fühlte sich so verletzt, allein und verloren, dass sie einfach nicht anders konnte. Ein einziges Mal sollte jemand ihr versichern, dass alles gut werden würde. Aber das würde nicht passieren: Adan hatte es Spaß gemacht, ihren Körper zu spüren, ihre Seele würde er jedoch nicht trösten.
Weil ihre Kehle plötzlich wie zugeschnürt war, schob sie den Teller von sich. „Es macht mir keinen sonderlichen Spaß, für eine Rolle in deinem Leben vorzusprechen.“ Sie stand auf, die Hände neben dem Körper verkrampft. „Und dafür bin ich auch nicht hergekommen. Du hast nämlich recht, es geht um Rafik .“
„Und was meinst du damit?“, fragte Adan drohend.
Isabella hob das Kinn. „Dass die vergangene Nacht ein Fehler war, den ich nicht noch einmal machen werde. Wenn du mich in deinem Bett willst, wirst du mich auch in dein Leben lassen müssen.“
„Willst du mir drohen, habibti ?“
„Als ob ich das könnte!“ Sie lachte bitter. „Nein, ich sage dir lediglich, dass ich nicht mit einem Mann schlafen werde, der mir in Bezug auf meine Rolle im Leben meines Sohnes nicht mehr als ein paar vage Versprechungen bietet. Wir beide brauchen kein Paar zu bleiben, Adan, aber ich werde bis an mein Lebensende Rafiks Mutter sein.“
Die Woche hätte sehr idyllisch sein können, wenn das Verhältnis zwischen Isabella und Adan nicht so angespannt gewesen wäre. Er war viel in seinem Arbeitszimmer, telefonierte und kümmerte sich um Staatsangelegenheiten, fand jedoch trotzdem oft die Zeit, dort vorbeizukommen, wo sie mit Rafik spielte. Wann immer sich ihre Blicke trafen, war seine Miene ausdruckslos. Doch wenn Adan seinen Sohn ansah, spiegelte die Liebe zu dem kleinen Jungen sich auf seinem Gesicht, und das berührte Isabella zutiefst.
Nicht ein einziges Mal hatte Adan seit jenem
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