Julia Extra Band 0339
sind der Meinung, dass es Jugendliche waren, die nichts Besseres zu tun hatten. Angeblich ist das nicht das erste Lagerhaus in der Gegend, das in letzter Zeit verunstaltet wurde.“
„Und was ist Ihre Meinung, Jonas?“
„Ich glaube, es steckt mehr dahinter. Ein persönlicher Racheakt.“
Mary rollte mit den Augen. „Damit wären wir wieder bei meinem eifersüchtigen Exliebhaber. Dass es den nicht gibt, ist Ihnen ja mittlerweile bekannt.“ Ironisch zog sie die Brauen hoch. „Oder denken Sie dabei an eine Dame Ihres Bekanntenkreises, die uns zufällig auf der Ausstellung oder in Lucianos Restaurant gesehen und den falschen Schluss gezogen hat?“
Jonas sah sie verstimmt an. „Sehr komisch. Ich denke eher an einen neidischen Malerkollegen. Wie ich höre, ist Ihre Ausstellung ein Bombenerfolg, der …“
„Von wem haben Sie das gehört?“, fiel sie ihm ins Wort.
„Mary, Sie haben mich um meine Meinung gebeten. Lassen Sie mich wenigstens ausreden, bevor Sie mir an die Gurgel springen.“
„Okay.“
„Gibt es unter den Künstlern Ihrer Bekanntschaft irgendjemand, dem eine solche Tat zuzutrauen wäre?“
„Nein“, versicherte sie mit Nachdruck.
Also doch ein Mann, überlegte Jonas. Kein Ex, aber vielleicht ein Möchtegernliebhaber.
Er runzelte die Stirn. „Wo waren Sie die letzten drei Tage?“
Verständnislos sah sie ihn an. „Was?“
„Ich habe gefragt, wo Sie die letzten drei Tage verbracht haben.“
„Das geht Sie absolut gar nichts an.“
„Es könnte mit diesem Vorfall zusammenhängen, Mary.“
„Das ist lächerlich!“ Sie lehnte sich vor und stellte den leeren Becher auf den Tisch. „Da Sie es unbedingt wissen wollen – ich war bei meinen Eltern.“
„Oh.“ Frustriert schüttelte er den Kopf. „Das hilft uns allerdings nicht viel weiter.“
„Wo dachten Sie denn, dass ich gewesen sein könnte, Jonas?“
„Was auch immer“, entgegnete er harsch. „Mir kann es schließlich egal sein.“
So, wie die Dinge lagen, konnte es das auch. An das verunglückte Schäferstündchen bei ihm wollte sie lieber nicht denken.
Abrupt stand sie auf. „Ich glaube nicht, dass wir mit solchen Vermutungen weiterkommen.“
Er lehnte sich zurück. „Soll das heißen, meine Zeit hier ist abgelaufen?“, erkundigte er sich spöttisch.
Mary errötete. „Das können Sie auslegen, wie Sie wünschen.“
Was Jonas wünschte, stand nicht zur Debatte. Nach der halben Stunde in dieser bezaubernden Wohnung zog ihn nichts in sein eigenes kaltes und unpersönliches Apartment. Was er sich wünschte, war, mit Mary McCoy zusammen zu sein. Sie fesselte ihn, ob es ihm gefiel oder nicht. Woran lag es? An ihrer Persönlichkeit? Ihrer Vitalität?
„Haben Sie noch nie daran gedacht, als Innenarchitektin zu arbeiten?“, hörte er sich sagen.
Erstaunt sah sie ihn an. „Nein. Warum fragen Sie?“
Was zum Teufel war mit ihm los? Er beabsichtigte doch nicht etwa, nach seinem Umzug ihre Dienste in Anspruch zu nehmen, oder? In den eigenen vier Wänden ständig an Mary erinnert zu werden fehlte gerade noch.
Er stand auf. „Reine Neugier, nichts weiter. Und jetzt gehe ich besser, der Schreibtisch ruft.
Mary sah ihm nach, als er zur Tür ging – nein, sie war noch nicht über ihn hinweg. Die drei Tage in Devon hatten die Wirkung, die er auf sie ausübte, nicht vermindert. Nichts hatte sie vergessen, keinen Kuss, keine Geste, absolut nichts …
Verdrossen stand sie vom Sofa auf. „Warten Sie, ich komme mit. Mein Kühlschrank ist leer, ich muss noch einkaufen.“
Er blieb stehen und drehte sich um. „Wie wäre es dann, wenn ich Sie heute Abend zum Dinner einlade?“, fragte er. „Das erspart Ihnen den Weg zu den Patels.“
Mary sah zu Boden. „Ich dachte, Sie und ich sind zu dem Schluss gekommen, dass ein weiterer Abend zu zweit keine gute Idee ist.“
„Möglich.“
„Dann verstehe ich nicht …“
„Ich habe meine Meinung eben geändert. Ich will mit Ihnen zu Abend essen.“
Sie blinzelte. „Bekommen Sie immer, was Sie wollen?“
„Im Allgemeinen schon. Nur bei Ihnen klappt das offenbar nicht.“
Was sollte sie tun? Allein daheim sitzen oder der Versuchung nachgeben? Eine weitere Auseinandersetzung wie die letzte riskieren? Lieber nicht.
„Ich … Nein“
Er betrachtete sie nachdenklich. „Ist das ein endgültiges Nein?“
„Nein … Ich meine, ja.“
„Ja was? Ja, es bleibt beim Nein, oder ja, Jonas, ich bin einverstanden?“
Unwillkürlich musste sie lachen. „Sie machen es mir
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