Julia Extra Band 0339
bei der Polizei“, fügte sie eher kleinlaut hinzu.
Einen Moment lang herrschte Stille, dann fragte er nicht ganz so schroff: „Sind Ben und Jerry mit der Arbeit fertig?“
„Ben und Jerry! Heißen sie wirklich so?“
Er lachte. „Ehrenwort.“
Ermutigt fuhr sie fort: „Viel fehlt nicht mehr. Ich bin gerade dabei, ihnen Kaffee zu kochen.“
„Das ist … sehr nett.“
Sofort ging sie in die Defensive. „Überrascht Sie das?“
Jonas seufzte. „Nicht schon wieder, Mary. Bitte!“
„Sorry.“
Pause. „Ist das alles, weswegen Sie anrufen?“
Ja . Wenigstens hatte sie sich das eingeredet.
„Ich … ich denke schon.“
„Aber sicher sind Sie nicht.“
„Doch, nur … Wie dem auch sei, danke für Ihre Hilfe, Jonas.“
„Keine Ursache. Was ist mit dem gemeinsamen Abendessen? Haben Sie noch mal darüber nachgedacht?“
Nachdenken war alles, was Mary getan hatte, doch das Ergebnis blieb unverändert: Ein weiteres Zusammensein mit Jonas würde, abgesehen von einem gebrochenen Herzen, nichts bringen.
Wie und wann es dazu kam, blieb ihr ein Rätsel, aber sie konnte nicht länger leugnen, dass sie mehr für ihn empfand, als gut für sie war. Ob es lediglich mit Sex zu tun hatte oder ob die Empfindungen tiefer gingen, wagte sie nicht zu analysieren. Aber eins wusste sie – mit dem Gedanken, er würde ganz aus ihrem Leben verschwinden, konnte sie sich einfach nicht abfinden.
„Sie antworten nicht. Heißt das, Sie haben es sich anders überlegt?“
„Ich …“
„In dem Fall, was darf es sein? Chinesisch oder Indisch?“, fiel er ihr ins Wort, bevor sie ihm eine zweite Absage erteilte. Oder wäre das die dritte? Was auch immer, sie hatte ihn angerufen, noch war nicht alles verloren.
„Indisch ist mir lieber, aber …“
„Kein Aber. Dann komme ich so gegen acht – einverstanden?“
Mary holte tief Luft. „Also gut.“
Jonas, der ein weiteres Nein befürchtet hatte, atmete insgeheim auf – der Abend war gerettet. Die Frau zog ihn wie ein Magnet an. „Wunderbar. Bis später also.“ Er legte schnell auf.
„Sehr festlich“, lobte Jonas mit einem Hauch Ironie und sah sich dabei in ihrer Wohnung um.
Die Deckenbeleuchtung war ausgeschaltet, dafür erstrahlte der Weihnachtsbaum im Glanz unzähliger bunter Lichter. Auf dem Esstisch standen Kerzen, die darauf warteten, angezündet zu werden. Kristallgläser funkelten, eine Flasche Rotwein war entkorkt. Die perfekte Tafel für ein Dinner zu zweit, ging es ihm durch den Kopf, bevor er Mary seine ungeteilte Aufmerksamkeit widmete.
Sie trug schwarze Leggings und ein langärmeliges rotes Hemd, das ihr bis zu den Schenkeln reichte; dazu kniehohe schwarze Stiefel aus weichem Leder. Das lange seidige Haar fiel lose über Schultern und Rücken – sie sah zum Anbeißen aus.
„Hier.“ Er reichte ihr die Tragetasche mit dem Essen und legte die Hände schnell in den Rücken, bevor sie sich selbstständig machen konnten.
Seinem Blick ausweichend, trug sie die Speisen in die Küchenecke, um sie in vorgewärmte Schüsseln umzufüllen. Seitdem sie sich ihre Gefühle für Jonas eingestand, empfand sie in seiner Gegenwart eine seltsame Scheu.
„Ben und Jerry haben gute Arbeit geleistet“, informierte sie ihn beiläufig, während sie das Essen auf den Tisch stellte. „Mein Lagerhaus ist auch von außen wieder präsentabel.“
„Das freut mich. In der Dunkelheit konnte ich nicht viel sehen.“
„Ja, sie waren sehr effizient.“ Beklommenes Schweigen füllte den Raum. „Wir sollten anfangen, bevor das Essen kalt wird.“
„Mary …“
Sie sah auf und gleich wieder zur Seite, als sie den Ausdruck in seinen Augen bemerkte und feststellte, dass das Blau der Iris noch intensiver leuchtete als sonst. Es musste an dem gleichfarbigen Kaschmirpullover liegen …
„Wollen Sie mich nicht ansehen?“
Die Hände aufgestützt, lehnte sie sich an den Tisch und erwiderte unwillig seinen Blick. „Sie hätten nicht kommen sollen, Jonas. Wir waren uns darin einig, dass es keine gute Idee sein würde.“
„Nein, das war Ihre Ansicht, nicht meine.“ Im Stillen stimmte er zwar mit ihr überein, doch das tat nichts zur Sache. „Da ich nun einmal hier bin …“, er rückte einen Stuhl für sie zurecht, „… schlage ich vor, wir lassen es uns jetzt schmecken, danach sehen wir weiter.“
Mary setzte sich. „Sie sind wirklich daran gewöhnt, dass alles nach Ihrem Kopf geht, nicht wahr?“
„Was Sie nicht davon abhält, mir bei jeder Gelegenheit Kontra zu
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