Julia Extra Band 0339
auch?“
„Aber …“
„Und jetzt möchte ich gehen“, fiel sie ihm schroff ins Wort.
„Erst versprechen Sie mir, dass Sie nichts Unbedachtes tun werden.“
„Zum Beispiel, mir einen Liebhaber zuzulegen?“
„Das meine ich.“
Fast mitleidig sah sie ihn an. „Was ich tue oder lasse, geht Sie, Mr Buchanan, absolut gar nichts an.“
Der kleine Muskel an seiner Wange zuckte. „Wie Sie möchten. Wenn Sie es so verdammt eilig haben, dann tun Sie sich keinen Zwang an.“
„Ich habe es nicht eilig, ich bin nur neugierig“, korrigierte sie kühl. „Trotzdem, auf ein paar Tage mehr oder weniger kommt es mir nicht an.“
Jonas ballte die Hände zu Fäusten – am liebsten hätte er sie bei den Schultern gepackt und geschüttelt. Doch das wagte er nicht – wenn er sie jetzt anrührte, würde er für nichts mehr garantieren …
Er seufzte schwer. „Nach allem, was ich Ihnen von mir erzählt habe, sollten Sie eigentlich wissen, dass ich nicht der Mann sein kann, den Sie sich wünschen, Mary.“
„Soweit ich mich erinnere, habe ich nicht das Geringste von Ihnen verlangt.“
„Aber das würden Sie. Vielleicht nicht gleich, aber später, wenn Ihnen Sex allein nicht mehr genügt. Und mehr kann ich Ihnen nicht bieten.“
„Nehmen Sie es mir nicht übel, Jonas, aber ich finde, Sie unterstellen eine ganze Menge. Wer sagt Ihnen, dass es nach dem ersten Mal überhaupt zu einem zweiten Mal gekommen wäre? Es ist immerhin möglich, dass Sie meinen Ansprüchen nicht gerecht werden – im Bett, versteht sich. Oder halten Sie sich von vornherein für den größten Liebhaber aller Zeiten?“ Marys Stimme triefte vor Sarkasmus.
Jonas unterdrückte ein Schmunzeln, während er die Tirade über sich ergehen ließ. Was für ein schlagfertiger kleiner Teufel sie doch war! „Das wäre ein wenig zu arrogant, nicht wahr?“
„Ein wenig? Dass ich nicht lache! Jetzt sagen Sie mir bitte, wo es zum Fahrstuhl langgeht. Ihr Apartment ist etwas unübersichtlich.“ Damit drehte sie ihm den Rücken und trat in den Flur.
Schweigend folgte er ihr, um sie zum Aufzug zu bringen. Auch diesmal hatte ihr Beisammensein katastrophal geendet.
Am Lift drückte er auf den Knopf, und während sie warteten, sagte Mary: „Ich bin nicht sicher, ob ich mich schon dafür bedankt habe, dass Sie mir heute Nachmittag den Handwerker geschickt haben. Wenn nicht, dann ist das hiermit geschehen.“
„Vergessen Sie nicht, hinzuzufügen: ‚Aber tun Sie das nicht noch mal‘.“ Er lächelte schief.
„So ist es.“
Die Fahrstuhltür ging auf, und Mary betrat die Kabine.
Er räusperte sich. „Sollten wir uns vorher nicht mehr sehen – frohe Weihnachten, Mary.“
Sie zog die Brauen hoch. „Und ich hatte Sie schon als Weihnachtsmuffel abgeschrieben.“
„Ich bin ein Weihnachtsmuffel.“
Sie nickte. „Frohe Weihnachten, Jonas.“ Die Tür glitt zu, und der Lift setzte sich in Bewegung.
Jonas stand noch eine ganze Weile vor der geschlossenen Fahrstuhltür. In Gedanken sah er sie auf ihr Motorrad steigen und davonbrausen, als wären ihr ein Dutzend Teufel auf den Fersen.
Er mochte sie – sehr sogar. Ihr Aussehen, ihr Draufgängertum, ihren Optimismus … ihre Einstellung zum Leben überhaupt. Mehr als alles andere mochte er ihre Fähigkeit, sich selbst nicht zu ernst zu nehmen.
Aber da lag der Hase im Pfeffer – bei einer Frau wie Mary McCoy war diese Art von Mögen bei Weitem gefährlicher als eine heiße Affäre.
8. KAPITEL
Es war bereits später Vormittag, als Mary nach drei Tagen Abwesenheit in ihre Wohnung zurückkehrte. Sie fuhr den Jeep in die Garage, stellte den Motor ab und stieg aus.
Nach dem katastrophalen Erlebnis mit Jonas war ein kurzer Tapetenwechsel bitter nötig gewesen. Und da nichts sie in London zurückhielt – die Alarmanlage war installiert, und ihre Gemälde verkauften sich, nach Jeremys Worten, wie warme Semmeln –, hatte sie sich kurzerhand zu einem Besuch bei ihren Eltern entschlossen.
Weihnachtseinkäufe mit ihrer Mutter und Dads gutmütige Hänseleien hatten für Abwechslung gesorgt, und dank der liebevollen, unaufdringlichen Fürsorge beider Eltern waren die Dinge wieder im rechten Lot. Sie sagte sich, dass der Abend mit Jonas ein bedauerlicher Irrtum war, nicht mehr und nicht weniger. An ihr lag es, den gleichen Fehler nicht noch mal zu begehen. Und das beste Mittel war, ihn von nun an zu meiden.
Deshalb blieb sie wie angewurzelt stehen, als sie ihn am Fuß der Treppe zu ihrer Wohnung stehen sah, wo er
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