Julia Extra Band 0342
frustriert.
Seine lauten Worte hallten in der kleinen Wohnung wider. Wenn Jameson, der selbst ernannte König des Sich-ins-rechte-Licht-Rückens, ihn gehört hätte, wäre er bitter enttäuscht von seinem Zögling gewesen. Jonas hatte seinen Auftrag gründlich versaut. Jetzt würde Serena ihn bestimmt in die Wüste schicken.
„Nur um eine Sache klarzustellen: Ich will dein Geld nicht! Und ich suche auch nicht nach Vergünstigungen – schon gar nicht, wenn ich dafür meine Seele oder sonst etwas verkaufen muss!“
„Ich weiß.“ Aufseufzend fuhr Jonas sich mit der Hand durchs Haar. „Tut mir leid, wenn mein Angebot irgendwie missverständlich klang. Das war wirklich nicht meine Absicht. Ich wollte einfach vermeiden, dass nur einer von unserem Arrangement profitiert. Und ich weiß genau, wie sehr du dich danach sehnst, dich kreativ frei entfalten zu können.“
„Ach ja? Und woher, bitte schön?“
„Du warst nicht die Einzige, die vorletzte Nacht gut zugehört hat.“
Damit nahm er ihr sichtlich den Wind aus den Segeln. Verunsichert schüttelte sie den Kopf. „Das Ganze klingt wirklich verrückt. Ich kann kaum noch einen klaren Gedanken fassen.“ Erschöpft legte sie die Fingerspitzen an ihre Schläfen. „Und ich dachte schon, Las Vegas hätte mein Leben gründlich durcheinandergewirbelt.“
„Stimmt, das alles ist gerade ein einziges Chaos“, gab Jonas zu. „Aber es könnte klappen.“
Serena presste die Handballen gegen die Augen. „Ich brauche etwas Bedenkzeit.“
„Natürlich“, antwortete Jonas erleichtert.
„Wie lange bist du noch in der Stadt?“, fragte sie leise.
„Ich muss gleich zurückfliegen, um ein paar Radiobeiträge aufzuzeichnen. Falls du dich entschließen solltest, nach Las Vegas zu ziehen, komme ich am Freitag zurück, um dich abzuholen.“
Schockiert ließ sie die Hände sinken und starrte ihn ungläubig an.
„Was? Diesen Freitag schon?“
„Ich wünschte wirklich, ich könnte dir mehr Zeit lassen, Serena. Aber die Las Vegas Citizens for Change geben am Samstagabend ein Dinner, zu dem auch mein Gegner eingeladen ist. Jameson sagt …“
„Wer ist Jameson?“
„Jameson Culver, mein Wahlkampfmanager. Er sagt, dass wir gemeinsam zum Dinner gehen sollten, um unsere Hochzeit öffentlich zu machen. Gewissermaßen in die Offensive gehen, bevor jemand anders Wind davon bekommt und mehr daraus macht, als es in Wirklichkeit ist.“ Er wurde rot. „Du weißt schon, wie ich das meine.“
„Ja, weiß ich.“ Sie sah zur Wand.
„Tut mir leid, Serena. Ich wünschte …“ Jonas brach ab. Im Grunde genommen wusste er selbst nicht, was er wollte.
„Es ist nicht allein deine Schuld“, sagte sie leise.
„Deine genauso wenig.“
„Keine Ahnung. Ich handle öfter mal spontan und ziehe dann andere Menschen mit hinein.“ Serena nickte in Richtung seines konservativen Anzugs. „Du hingegen kommst mir nicht gerade wie der impulsive Typ vor, von deinem Kuss im Bellagio mal abgesehen.“
„Normalerweise nicht. Aber ich bin erwachsen, Serena. Du hast mich zu nichts gebracht, was ich nicht selbst wollte. Zumindest zum damaligen Zeitpunkt.“
Sie nickte. „Ich weiß, was du meinst.“
Nachdem Jonas gegangen war, ließ Serena sich aufstöhnend aufs Sofa fallen. Was sollte sie nur tun? Wenn sie Jonas’ Vorschlag akzeptierte, blieben ihr nur noch wenige Tage Zeit, um ihre Wohnung unterzuvermieten, ein paar Sachen zusammenzupacken, ihren Job zu kündigen und ihren Freundinnen und ihrer Familie mitzuteilen, dass sie nicht nur verheiratet war, sondern obendrein auch noch nach Las Vegas umziehen würde.
Vor lauter Nervosität kaute sie an ihren Fingernägeln – eine Angewohnheit, die sie eigentlich schon vor zwanzig Jahren aufgegeben hatte.
Wie viel durfte sie überhaupt erzählen? Durfte sie beispielsweise verraten, dass Jonas und sie nur verheiratet blieben, um Jonas’ politische Zukunft nicht aufs Spiel zu setzen? Sie konnte sich die Reaktionen ihrer Eltern schon lebhaft vorstellen.
Den dröhnenden Bariton ihres Vaters: „Benutzt du eigentlich jemals deinen Verstand? Denkst du auch nur ein einziges Mal nach, bevor du handelst?“ Während ihre Mutter eine ganze Schachtel Zigaretten Kette rauchen und immer wieder fragen würde: „Was haben wir bloß falsch gemacht?“
Was soll’s, Serena war daran gewöhnt. Im Grunde genommen war sie schon seit ihrer Geburt eine Enttäuschung für ihre Eltern gewesen. Ihr Vater hatte sich nämlich immer einen Sohn gewünscht.
Weitere Kostenlose Bücher