Julia Extra Band 0342
Serena in die Küche und zog ihr Handy aus der Handtasche. Oh Gott, jetzt sah Jonas bestimmt den Berg schmutziger Wäsche neben ihrem ungemachten Bett. Und das zerknüllte Nachthemd darauf.
In Las Vegas hatte sie keins getragen. Dafür war ihre Leidenschaft viel zu groß gewesen.
„Oh Gott!“, stöhnte sie.
„Hier ist nicht Gott, sondern Heidi Bonaventure“, hörte sie die scharfe Stimme ihrer Chefin.
„Hi, Mrs Bonaventure. Hier ist Serena.“
„Sie wollen mir doch nicht etwa mitteilen, dass Sie krank sind?“
Serenas Chefin war ein echtes Genie, wenn es um die Anfertigung echt aussehender Marzipanfrüchte ging, aber niemand konnte ihr vorwerfen, warmherzig und verständnisvoll zu sein.
„Nein, ich werde kommen. Allerdings erst in einer Stunde.“ Serena warf einen Blick auf Jonas, der gerade auf der Kante ihres roten Ledersofas saß und ungeduldig mit dem Fuß wippte. „Oder so.“
Heidis Stimme wurde zunehmend schriller. „Sie haben um elf einen Termin mit einer Kundin! Katherine Bloomwell hat ausdrücklich darauf bestanden, dass Sie die Sweet-Sixteen-Torte ihrer Tochter dekorieren!“
„Ich werde pünktlich zum Termin da sein“, versprach Serena. „Mir ist nur gerade etwas Wichtiges dazwischengekommen.“
„Etwas Wichtigeres als Ihr Job?“
Serena warf Jonas einen weiteren verstohlenen Blick zu. Diesmal erwiderte er ihn. Sofort knisterte wieder die Luft zwischen ihnen, genauso wie in Las Vegas.
Heidis erboste Stimme riss Serena aus ihren Gedanken. „In Anbetracht Ihrer mangelnden Erfahrung bin ich ein großes Risiko eingegangen, als ich Sie eingestellt habe! Für eine solche Chance würden die meisten Nachwuchskonditoren sogar einen Mord begehen. Geben Sie mir also keinen Anlass, meine Entscheidung zu bereuen!“
„Ich verspreche, so schnell wie möglich da zu sein.“
Heidi schnaubte. „Das will ich auch stark hoffen! Und denken Sie in der Zwischenzeit mal über Ihre Prioritäten nach.“
„Alles in Ordnung?“, fragte Jonas, als Serena das Handy auf die Arbeitsplatte fallen ließ.
„Klar, alles bestens. Das war nur meine Chefin.“ Serena verdrehte genervt die Augen. „Sie jagt mir mehr Schuldgefühle ein als meine Mutter. Und das will etwas heißen.“
Er lächelte verunsichert. Weil er sie beruflich in Schwierigkeiten gebracht hatte? Oder weil sie die Frau erwähnt hatte, die zumindest zurzeit noch seine Schwiegermutter war? Serena hatte keine Ahnung. Sie wusste nur, dass ihr mindestens genauso unbehaglich zumute war wie ihm.
„Also …“ Sie setzte sich in einen Sessel, fegte unauffällig ein Popcorn von der Sitzfläche und verschränkte sittsam die Füße.
„Also …“, wiederholte er und faltete die Hände über einem Knie.
Erst vorgestern Nacht hatten sie nicht das geringste Problem damit gehabt, sich zu unterhalten. Jetzt waren sie jedoch offensichtlich außerstande, auch nur einen vernünftigen Satz von sich zu geben. Serena räusperte sich verlegen. „Wie lange wird es dauern, um … du weißt schon … rückgängig zu machen?“
Okay, das war vielleicht nicht gerade eloquent ausgedrückt, aber vom Sinn her ja wohl verständlich, oder?
Jonas runzelte jedoch nur verwirrt die Stirn. „Was rückgängig machen?“, fragte er.
„Na, unser … Jawort.“ Serena lachte nervös auf.
Jonas sah sie einen Moment lang forschend an und stand auf, um zur Balkontür zu gehen. Als er sich wieder zu ihr umdrehte, wirkte er alles andere als glücklich. „Ich fürchte, da gibt es ein kleines Problem – einen Haken gewissermaßen. Ich … ich weiß nicht, wie ich es dir erklären soll.“
„Bring es einfach hinter dich – so wie wenn man ein Pflaster abreißt“, riet sie ihm, obwohl ihr angesichts seines Zögerns immer unbehaglicher zumute wurde.
„Okay, die Sache ist die“, sagte er schließlich. „Ich will mit dir verheiratet bleiben.“
Im ersten Augenblick glaubte Serena, sich verhört zu haben. Mit offenem Mund starrte sie ihn an.
3. KAPITEL
Jonas konnte sich keinen Reim aus Serenas Reaktion machen, abgesehen davon, dass sie völlig erschrocken war. Ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen war sie nicht gerade begeistert von seinem Anliegen. Natürlich war das nach ihrem blitzartigen Verschwinden in Las Vegas auch nicht anders zu erwarten gewesen.
Jonas ignorierte die erste Enttäuschung und nahm eine seiner Gerichtsposen an. Er verschränkte die Hände hinterm Rücken und ging vor der Balkontür auf und ab. „Wir kennen einander nicht besonders gut,
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