Julia Extra Band 0342
aber wie du vielleicht mitbekommen hast, habe ich mich gerade zur Wahl aufstellen lassen.“
„Zum Bürgermeister, ja“, antwortete sie.
Jonas nickte. Gut. Das wusste sie also noch.
„Eine Menge Einwohner, vor allem die Geschäftsleute, glauben, dass dein Wahlgegner nicht die nötigen Visionen hat, um die Wirtschaft anzukurbeln“, fuhr sie fort.
Jonas blinzelte verblüfft. „Ich … stimmt genau.“
Sie hielt seinem Blick stand. „Bist du überrascht, dass ich dir so gut zugehört habe?“
Jonas zuckte die Achseln. „Politik kann ganz schön trocken sein, und … na ja, wir haben wirklich Aufregenderes gemacht, als über meine Kandidatur zu reden.“
Serenas Mundwinkel zuckten. „Das kannst du laut sagen.“
Trotz ihrer züchtigen Sitzposition sah Jonas plötzlich wieder vor sich, wie Serena, bis auf seine Krawatte um ihren Hals nackt, die Beine um seine Taille geschlungen hatte und …
„Du hast recht.“ Unwillkürlich ging er einen Schritt auf sie zu, doch dann fiel ihm wieder ein, warum er gekommen war. Weil er sie bitten wollte, ihm einen Gefallen zu tun, von dem seine ganze politische Karriere abhing.
„Wie dem auch sei, die Ehe eines Politikers steht immer im Interesse der Öffentlichkeit. Mein Gegner wird bald erfahren, dass wir verheiratet sind, was natürlich nicht dein Problem ist. Aber sobald die Neuigkeit sich herumspricht, könnte es großen Schaden anrichten.“
„Inwiefern?“
„Nun ja, zunächst einmal weiß niemand, wer du bist, und wir wurden nie zusammen gesehen. Und wenn man bedenkt, dass die Presse vorher ständig auf meinem Junggesellenstatus herumritt …“
„… könnten die Artikel sehr hässlich werden“, ergänzte sie.
Jonas’ Wahlkampfmanager hatte fast der Schlag getroffen, als Jonas ihm von Serena und der Spontanhochzeit erzählt hatte. Nachdem Jameson sich wieder beruhigt hatte, hatten sie sich gemeinsam einen Schlachtplan zur Rettung von Jonas’ Karriere überlegt.
Zu diesem Zeitpunkt war Jonas der Plan plausibel und vernünftig vorgekommen, doch beim Anblick von Serenas vollen Lippen kamen ihm plötzlich Bedenken. Kurz entschlossen schob er sie beiseite. „Du musst meine Frau bleiben“, sagte er.
„Aus politischen Gründen?“
„Ja.“
Serena trug eine leuchtend gelbe Seidentunika mit aufwendiger Perlenstickerei am Ausschnitt. Geistesabwesend ließ sie die Finger über die Perlen gleiten. „Aber irgendwann gehen wir doch wieder getrennte Wege, oder? Wir bleiben nicht verheiratet … bis dass der Tod uns scheidet?“
Bei der Hochzeit hatte Jonas dieses Gelöbnis wirklich ernst gemeint, und er gehörte weiß Gott nicht zu den Menschen, die leichtfertig Versprechen geben. Doch im erbarmungslosen Licht des Tages kam ihre Ehe ihm total verrückt vor. Schließlich kannten sie einander kaum. „Nein, so lange werde ich deine Hilfe nicht brauchen“, beruhigte er sie.
„Wie lange dann?“ Sie biss sich auf die Unterlippe.
Unwillkürlich fiel Jonas wieder ein, dass sie das vor zwei Nächten ebenfalls gemacht hatte. Und zwar als …
„Jonas?“, riss Serenas ungeduldige Stimme ihn aus seinen Erinnerungen.
„Das hängt davon ab“, antwortete er hastig.
Sie sah ihn aus schmalen grünen Augen an. „Und wovon, bitte schön?“
„Von dem Wahlergebnis im November.“
„Also könnten wir uns danach scheiden lassen?“
Jonas räusperte sich verlegen. „Kommt darauf an. Wenn ich die Wahl verliere …“, er zuckte die Achseln, „… dann ja.“
„Und wenn du gewinnst?“
„Müssten wir noch ein bisschen länger verheiratet bleiben. Es würde sehr verdächtig aussehen, wenn meine Frau mich sofort am Tag nach der Vereidigung sitzen lässt.“ Jonas zwang sich zu einem Lächeln, um seine Verzweiflung zu überspielen – und den beunruhigenden Gedanken, dass sie ihn schon einmal sitzen lassen hatte.
„Von welchem Zeitraum sprechen wir hier genau, Jonas?“
Für immer, schoss es Jonas durch den Kopf. Zumindest hatte er ihr das vorgestern vorgeschlagen. Rasch verdrängte er die Erinnerung daran wieder. „Das weiß ich selbst nicht so genau. Von ein paar Monaten vielleicht.“
Tatsächlich hatte Jameson auf mindestens einem Jahr bestanden. Seiner Meinung nach war das ein idealer Zeitraum, um die Skeptiker zum Schweigen zu bringen und nach der Scheidung öffentliches Mitleid zu erregen. Doch angesichts von Serenas Gesichtsausdruck erschien Jonas es ratsam, die Frist ein bisschen herunterzuschrauben.
„Und was genau erwartet man von mir? Ein
Weitere Kostenlose Bücher