Julia Extra Band 0342
kleinen Wohnung vor. Ob sie wohl auch gerade fernsah? Wenn ja, lag sie wahrscheinlich auf dem Klappbett. Was mochte sie anhaben? Gott sei Dank vertrieb ihre Antwort seine aufflackernden Gelüste schnell wieder.
„Ach so. Ich bin nicht gerade ein Baseballfan, aber ich habe mal eine Torte zum zehnten Geburtstag eines Jungen gebacken, die wie ein Baseballhandschuh aussah.“
„Wirklich? Der Glückliche! Ich habe zu meinem zehnten Geburtstag eine Torte mit einem Clownsgesicht bekommen. Dabei hasse ich Clowns. Sie haben mir als Kind immer eine Heidenangst eingejagt.“
„Ich war auch nie gerade der Clown-Typ“, gab Serena zu.
Eine längere Gesprächspause folgte. Sie wussten beide, dass Serena nicht angerufen hatte, um mit Jonas über Baseball, Geburtstagstorten oder ihre gemeinsame Abneigung gegen Clowns zu reden.
Sie war diejenige, die schließlich das Schweigen brach. „Ich habe noch einmal gründlich über … alles nachgedacht.“
„Wirklich?“ Jonas war schlagartig so nervös, dass das Blut in seinen Schläfen pulsierte.
„Ja. Ich habe mit meinen Freundinnen gesprochen.“
„Mit denselben, mit denen du auch in Las Vegas warst?“
„Genau. Wir stehen uns so nah wie Schwestern. Ich traue ihrem Urteil.“
„Deinem etwa nicht?“, fragte er neugierig.
„Sagen wir mal so, meine Freundinnen sind normalerweise etwas bodenständiger als ich.“
„Ach.“ Jonas hatte keine Ahnung, ob das jetzt von Vorteil war oder nicht. Nervös trank er einen Schluck Bier.
Serena räusperte sich. Im Hintergrund raschelte Papier. „Es gibt einen Haufen guter Gründe gegen ein Hinauszögern unserer Scheidung.“
Verdammt. Während Jonas sich mental ein paar Gegenargumente zurechtlegte, fuhr sie fort: „Zunächst einmal, weil die ganze Geschichte von vorne bis hinten erstunken und erlogen ist.“
„Ist sie das?“ Fragte er das gerade sich selbst oder Serena?
„Komm schon, Jonas! Wir kennen einander doch kaum. Wir sind uns erst vorgestern in einer Bar begegnet. Oder willst du … willst du etwa behaupten, dass es Liebe auf den ersten Blick war?“
Irgendetwas war es zumindest auf den ersten Blick, aber Jonas war eigentlich nicht der Typ, bei dem die Liebe wie ein Blitz einschlug. Seiner Meinung nach musste eine Beziehung sich erst einmal entwickeln. Erst wenn man irgendwann eine solide gemeinsame Basis hatte, konnte man über die Ehe nachdenken.
Allerdings hatte Jonas’ letzte Beziehung fünf Jahre gedauert, bis ihm bewusst geworden war, dass er sich keine Zukunft mit Janet Kinkaid vorstellen konnte. Nach ihrem Ultimatum hatte er die Beziehung beendet.
Er runzelte die Stirn. Was zum Teufel hatte ihn bloß dazu bewogen, Serena so überstürzt einen Heiratsantrag zu machen? Er hatte nicht die geringste Ahnung.
Plötzlich wurde ihm bewusst, dass sie noch immer auf seine Antwort wartete.
„Du hast recht“, antwortete er hastig. „Wir kennen einander kaum. Aber was ich bisher von dir kennengelernt habe, gefällt mir. Sehr sogar.“
„Das könnte sich verdammt schnell ändern“, wandte sie trocken ein.
Hm, ganz schön zynisch. Dieser Zug an ihr war ihm vorletzte Nacht gar nicht aufgefallen.
„Kann schon sein“, räumte er ein. „Aber wir planen ja schließlich nichts Langfristiges.“
„Nein. Zurück zu meiner Liste.“
Wieder hörte Jonas im Hintergrund Papier rascheln.
„Es gibt noch eine Menge weiterer Gründe, hier in San Diego zu bleiben und auf einem schnellen Ende unserer Ehe zu bestehen. Die meisten meiner Freunde wohnen hier, und meine Familie wird ausflippen, wenn sie Wind von dir bekommt. Ich habe einen guten Job, lerne viel Neues und gewinne gerade viele neue Kunden. Ich mag meine Wohnung, und mein Mietvertrag läuft noch neun Monate.“
Während sie diese Gegenargumente aufzählte, hatte Jonas irgendwie das Gefühl, dass bald ein „Aber“ folgen würde. Nervös hielt er die Luft an.
„Aber …“
Erleichtert atmete er auf. Na Gott sei Dank!
„… dein Vorschlag hat auch eine Menge für sich.“
Weiteres Papierrascheln.
„Zunächst einmal würde ich in Las Vegas nicht ganz allein sein, da meine Freundin Alex gerade einen Job dort angenommen hat. Und außerdem habe ich dir gegenüber ein ziemlich schlechtes Gewissen. Meine Freundinnen sind da zwar anderer Meinung, aber irgendwie habe ich das Gefühl, dir meine Unterstützung schuldig zu sein. Also …“
„Hoppla! Schön langsam!“ Jonas stellte sein Bier auf den Couchtisch und stand auf, da er plötzlich den Drang
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