Julia Extra Band 0342
„Wer hat eigentlich dieses Outfit ausgesucht?“, fragte er.
„Ich“, antwortete Serena.
„Natürlich.“ Jameson richtete die restlichen Worte an Jonas. „Für heute muss es so gehen, aber ich werde gleich morgen früh einen Termin mit einer Stylistin vereinbaren. Das Kleid ist viel zu auffällig. Die Medien sollen sich ja schließlich auf Sie und Ihre Politik konzentrieren und nicht auf Ihre Frau, Jonas. Je weniger Aufmerksamkeit Serena auf sich zieht, desto besser.“
Als Serena den Mund öffnete, schnitt Jameson ihr einfach das Wort ab. „Sie geben die Hochzeit gleich nach dem Dinner bekannt, am besten unmittelbar bevor Sie mit Ihrer Rede beginnen, Jonas. Dann müssen die Reporter bis zum Schluss mit ihren Fragen warten.“
Er drehte sich zu Serena um. „Und Sie beobachten heute die Davenports, vor allem Cindy. Sie ist die rechte Hand ihres Manns und ein echter Profiauf dem gesellschaftlichen Parkett. Sie können sich viel von ihr abgucken.“
„Serena wird schon klarkommen“, schaltete Jonas sich ein. „Sie ist ein ganz offener und unkomplizierter Mensch.“
Serena warf Jonas einen erstaunten Blick zu. Das war jetzt schon das zweite Mal, dass er sie in Schutz nahm. Sein Vertrauen in sie schien sogar aufrichtig zu sein. Ein beruhigendes Gefühl.
Das sie jedoch bei Jamesons nächsten Worten schlagartig verließ. „Cindy Davenport ist bei den Wählern sehr beliebt. Außerdem hat sie jede Menge einflussreicher Freunde in dieser Stadt.“
„Ich trete nicht gegen Cindy an“, erinnerte Jonas ihn.
Jameson schnaubte verächtlich. „Stellen Sie sich nicht so dumm, Jonas. Die Frauen der Kandidaten spielen bei der Wahl eine große Rolle. Sie können ein großer Pluspunkt sein.“ Er warf Serena einen Blick zu. „Oder eine Bürde.“
Serena wurde allmählich wütend, zumal Jamesons Tonfall keinen Zweifel daran ließ, zu welcher Kategorie er sie zählte. „Vielleicht sollten Sie jemand anders für mich anheuern?“, fragte sie spitz. „So eine Art Stuntfrau?“
„Ich dachte eigentlich, dass Sie das bereits sind!“
„Sie gehen zu weit“, warnte Jonas ihn.
„Wenn das so ist, entschuldige ich mich dafür.“ Jameson neigte den kahlen Kopf, doch seine nächsten Worte straften seine Entschuldigung Lügen. „Ich erwarte natürlich nicht, dass Serena sich gegen eine so routinierte Frau wie Cindy behaupten kann. Ich verlange nur, dass sie weder sich selbst noch Sie in Verlegenheit bringt.“
In diesem Augenblick klingelte Jamesons Handy. „Ich muss rangehen.“ Er warf Jonas einen eindringlichen Blick zu. „Erklären Sie Ihrer Frau bitte die Hintergründe der heutigen Veranstaltung, falls Sie das noch nicht getan haben.“
„Es wird mir sehr schwerfallen, mir all diese Schmeicheleien nicht zu Kopf steigen zu lassen“, murmelte Serena trocken, als sie wieder mit Jonas allein war.
„Tut mir leid, Jameson ist ein bisschen angespannt.“
„Mir fallen da ein paar wesentlich treffendere Adjektive ein.“
„Na ja, es ist halt sein Job, Wahlen zu gewinnen. Trotzdem hat er sich dir gegenüber eindeutig im Tonfall vergriffen.“
Serena wurde ganz warm ums Herz. „Danke, dass du mich verteidigt hast.“
„Keine Ursache. Möchtest du einen Drink?“
„Keine Ahnung.“ Spitzbübisch legte sie den Kopf schief. „Erlaubt das Protokoll denn, dass ich trinke?“
Jonas’ Mundwinkel zuckten. „Wahrscheinlich nicht.“
„Dann ja, unbedingt! Und zwar einen doppelten.“
Er lachte. „Du hast doch nicht etwa vor, dich zu betrinken und auf den Tischen zu tanzen, oder?“
„Nur wenn ich die heilige Cindy dazu überreden kann, mit mir Cha-Cha-Cha zu tanzen.“
„Das kriegst du bestimmt hin, so wie ich dich kenne.“ Seinem Lächeln nach zu urteilen, war das als Kompliment gemeint. „Aber um auf der sicheren Seite zu sein, sollten wir uns lieber auf ein doppeltes Glas Chardonnay beschränken.“
„Stimmt. Wir wollen ja schließlich nicht, dass der arme Jameson einen Schlaganfall bekommt.“
Als sie ihre Drinks besorgt hatten, hatte Jameson sein Telefonat bereits beendet und steuerte erneut auf sie zu. „Okay, wir haben noch eine Viertelstunde, bevor die ersten Gäste eintreffen. Wenn man Sie übrigens fragt, wie Sie beide sich kennengelernt haben, geben Sie eine möglichst vage Antwort.“
„Welche denn?“, fragte Serena.
„Am besten sagen Sie, dass Sie einander durch gegenseitige Freunde vorgestellt wurden, ohne Namen zu nennen.“ Jameson zupfte wieder an seinem Ziegenbärtchen.
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