Julia Extra Band 0342
„Es macht einen vorteilhafteren Eindruck, wenn Sie sich schon länger kennen.“
„Jawohl!“, antwortete Serena, wobei sie seinen verkniffenen Gesichtsausdruck nachäffte.
Jonas’ Mundwinkel zuckten amüsiert.
Jameson beugte sich drohend vor und knurrte: „Auf gar keinen Fall dürfen Sie auch nur einem einzigen Menschen erzählen, dass Sie sich erst seit einer Woche kennen – oder Gott behüte nur wenige Stunden nach Ihrer ersten Begegnung geheiratet haben. Mit etwas Glück wird nie ein Mensch davon erfahren.“
„Okay, ich werde mich strikt ans Skript halten“, sagte Serena. „Gemeinsame Freunde haben uns vor Jahren vorgestellt. Als wir uns dann wiedersahen …“
„… hat es klick gemacht?“, ergänzte Jonas.
Jameson ließ den Blick zwischen Serena und Jonas hin- und herwandern. „Wie wär’s, wenn wir erzählen, dass Sie sich während der Semesterferien kennengelernt haben?“, schlug er vor.
„Warum nicht?“ Jonas zuckte die Achseln.
Doch Serena schüttelte den Kopf. „Ich war nie auf dem College.“
„Großer Gott“, murmelte Jameson vor sich hin. Er legte die Hände an die Schläfen und massierte sie.
„Serena ist eine begnadete Künstlerin, Jameson. Sie braucht keinen Uni-Abschluss, um erfolgreich zu sein. Sie hat eine große Zukunft vor sich.“
Serena blinzelte überrascht. Jonas’ Worte klangen aufrichtig – bis ihr einfiel, dass er das vielleicht nur sagte, um seinen Wahlkampfmanager zu beruhigen.
Jamesons Gesicht hellte sich eine Spur auf. „Existieren vielleicht irgendwelche Aufnahmen von Ihren Werken?“, fragte er sie.
„Nicht wirklich.“ Serena bezweifelte, dass die heutige Sweet-Sixteen-Party in San Diego, bei der ihre schrille fünfstöckige pink-rote Torte enthüllt wurde, zählte. „Ich dekoriere Torten.“
Jameson seufzte erneut. Wenn er sich weiter so die Schläfen rieb, würden sie gleich wund sein.
„Es handelt sich eigentlich eher um Kunstwerke“, mischte Jonas sich ein. „Serenas Torten sind alles andere als Massenware. Sie sind Einzelstücke, Maßanfertigungen für die Kunden gewissermaßen.“
„Haben Sie sie etwa gesehen?“, fragte Jameson. Serena lag dieselbe Frage auf der Zunge.
„Ja, Anfang der Woche. Ich habe bei Serenas ehemaliger Arbeitgeberin angerufen. Sie ist nicht gerade der schwärmerische Typ, aber als ich ihr erzählt habe, dass Serena hier in Las Vegas einige berühmte und reiche Kunden hat …“, er zwinkerte Serena verschwörerisch zu, „… hat sie mir ein paar Schnappschüsse gemailt und die Fähigkeiten ihrer jungen Auszubildenden in den höchsten Tönen gelobt. Offensichtlich kann sie ihr nichts mehr beibringen.“
Heidi Bonaventures Übertreibung war nicht der einzige Grund dafür, dass Serena mit offenem Mund dastand. „Was? Du hast meine Chefin angerufen?“
„Ja.“
„Und sie … sie hat von mir geschwärmt?“
Jonas lächelte. „Und wie.“ Er wurde unvermittelt ernst. „Serena, du bist wirklich eine große Künstlerin.“
Serena hatte einen Kloß im Hals. Um nicht vor lauter Rührung in Tränen auszubrechen, flüchtete sie sich ins Pragmatische. „Du hättest mich doch nur zu fragen brauchen. Ich habe ein ganzes Fotoalbum mit meinen Lieblingsdesigns. Auf jeden Fall hättest du Heidi nicht den Bären von meinen berühmten Kunden aufbinden müssen.“
„Das war keine Lüge.“
„Was? Willst du damit etwa sagen …?“
„Es steht noch nicht hundertprozentig fest, deshalb habe ich dir auch noch nichts davon erzählt. Aber ich habe einen Freund im Caesar’s Palace, der dort öfter Partys für berühmte Menschen organisiert.“
Serena schlug eine Hand vor den Mund, um einen Jubelschrei zu unterdrücken. Erst als sie ganz sicher war, sich wieder beruhigt zu haben, ließ sie sie wieder sinken. „Aber das ist ja wundervoll, Jonas. Danke!“
„Kein Problem. Ich habe ja schließlich versprochen, dich zu unterstützen. Schon vergessen?“
Serenas Glücksgefühl verpuffte schlagartig. Ach so, er wollte also nur seinen Teil der Abmachung erfüllen. Nur mühsam verbarg sie ihre Enttäuschung.
„Dann erfüllst du deine Versprechungen also schon vorzeitig. Eher ungewöhnlich für einen Politiker. Na ja, meine Stimme bekommst du jedenfalls.“ Sie zwang sich zu einem Lächeln.
Irritiert runzelte Jonas die Stirn. Er wirkte fast ein wenig verletzt – was natürlich lächerlich war. Schließlich hatte sie nur die Wahrheit gesagt.
Jameson schien nichts von der plötzlichen Spannung zwischen ihnen zu
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