Julia Extra Band 0342
sie sich mit ihrer Suche im Internet einließ?
„Wie soll dein Mitbewohner denn sein?“, erkundigte er sich.
Sie ging die Treppen zur Veranda hinauf. „Freundlich und umgänglich, mit fester Stelle.“
„Er oder sie?“
Sie zögerte. „Ich weiß nicht. Ich habe noch nie mit einem Mann zusammengelebt. Aber dagegen wäre ja wohl nichts zu sagen, wenn es sich um eine reine Zweckgemeinschaft handelt. Es kommt natürlich auf den Menschen an.“
„Und legst du sonst noch Wert auf irgendetwas?“
„Warum interessierst du dich so sehr für meine möglichen Mitbewohner?“, wollte sie wissen. „Das geht dich doch gar nichts an.“
Das stimmte zwar. Aber Tristan wollte vermeiden, dass sie einen Reinfall erlebte – so wie mit Rich. „Vielleicht doch.“
„Komm“, wehrte sie ab. „Der Mitbewohner ist zwar deine Idee gewesen – aber du willst dich doch nicht darum bewerben.“
Das hatte er zwar nicht vorgehabt. Wenn er damit allerdings verhindern konnte, dass sich irgendein seltsamer Typ bei ihr einnistete, war diese Frage durchaus eine Überlegung wert.
„Ich könnte es doch versuchen?“
Nein, das konnte er nicht. Rich wäre furchtbar sauer auf ihn. Ach was – er selber wäre furchtbar sauer auf sich. Da schlief die Versuchung im Zimmer nebenan, und er müsste sich wer weiß wie anstrengen, ihr zu widerstehen …
Moment mal – vielleicht könnte er vorübergehend zu ihr ziehen … Sie würde ihn näher kennenlernen und feststellen, dass er ganz anders als Rich war. Und wenn sie eine passende Person gefunden hatte, konnte er immer noch ausziehen. Bis dahin könnte er ihre Gesellschaft genießen – und hätte vielleicht sogar die Gelegenheit, sie zu küssen.
Eine perfekte Lösung.
Er schob den Daumen durch eine Gürtelschnalle seiner Hose. „Ich weiß, es klingt ein wenig verrückt, da wir uns kaum kennen. Aber was hältst du denn von mir als Mitbewohner?“
Verdattert starrte Jayne ihn an. Dieser Vorschlag war nicht nur ein wenig verrückt. Er war absolut schwachsinnig.
Wir kennen uns kaum, hatte Tristan gesagt. Das stimmte nicht. Sie kannten sich überhaupt nicht. Die Vorstellung, ihn jeden Morgen in der Küche zu treffen – möglicherweise nur in T-Shirt und Boxershorts –, ihm im Flur zu begegnen, wenn sie ins Bett ging, wie er nackt unter der Dusche stand …
Jayne umklammerte den Schlüssel so fest, dass ihr die scharfen Kanten ins Fleisch schnitten.
„Ich glaube nicht, dass das funktionieren würde“, sagte sie schließlich vorsichtig, weil sie ihn nicht vor den Kopf stoßen wollte.
„Wieso nicht?“
Verdammt. Warum war er so hartnäckig? Er sollte besser gehen. Am besten für immer.
„Weil …“ Ein Schwarm Insekten surrte um die Lampe und lenkte sie einen Moment lang ab. „Weil du Richs bester Freund bist, und das wäre geradezu …“ Verzweifelt suchte sie nach dem richtigen Wort. „Es wäre sehr merkwürdig“, beendete sie den Satz. „Kannst du dir vorstellen, wie das wäre, wenn du ihn zu dir einlädst?“
„Das würde ich nicht tun. Wegen meines Jobs bin ich nur selten zu Hause, und Rich ist im Moment sowieso mit anderen Dingen beschäftigt.“
Zum Beispiel mit seiner Hochzeit.
Jayne verzog das Gesicht.
Tristan bemerkte es nicht. „Ich würde nichts tun, was dir in deinem eigenen Haus unangenehm wäre.“
Genau dieses Gefühl aber hatte er mit seinem Besuch in ihr geweckt. Und auch jetzt fühlte sie sich sehr unbehaglich. „Genau das ist der Punkt. Wenn du die Hälfte der Miete übernimmst, wäre es ja nicht länger mein Haus allein. Es wäre …“
Sie stockte, bevor ihr „unser Haus“ über die Lippen kam.
„Ich weiß dein Angebot … deinen Vorschlag zu schätzen“, fuhr sie fort. „Aber wir kennen uns nicht gut genug, um beurteilen zu können, ob wir zusammenpassen – als Mieter, meine ich.“
„Wäre es mit jemandem, den du aus dem Internet kennst, anders?“
Eins zu null für ihn.
„So schlecht ist die Idee doch gar nicht. Ich bin freundlich und umgänglich und habe einen festen Job.“
Sie lächelte unsicher. „Nun ja …“
„Denk drüber nach“, drängte er sie.
„Ich weiß nicht“, sagte sie zögernd. „Ein Mann als Mitbewohner … ich kann mir das gar nicht so recht vorstellen. Von Männern habe ich eigentlich die Nase voll. Das ist nicht persönlich gemeint, aber ich glaube, ich hätte lieber jemanden, der mit mir ins Kosmetikstudio geht.“
Er grinste schelmisch. „Wenn’s nur darum geht – dann komme
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