Julia Extra Band 0342
ihnen etwas zu bedeuten, und sie dann im Stich lassen?“
„Manche Männer sind eben so.“
„Haben sie sich zumindest für deine Hilfe bedankt?“
Alex lächelte verkrampft.
„Alex, wenn du wieder in San Diego bist, sollst du wissen, dass es zumindest einen Mann gibt, der zu schätzen weiß, was du alles für ihn getan hast. Ich bin sehr froh, dich gekannt zu haben.“
Das war alles? Alex’ Hals schnürte sich zu, und ihre Augen brannten. Auf keinen Fall durfte sie jetzt vor ihm in Tränen ausbrechen. Damit würde sie ihm nur verraten, dass sie viel mehr für ihn empfand, als er je für sie empfinden würde. Nie wieder!
Alex holte tief Luft und zwang sich, zumindest äußerlich gefasst zu bleiben. „Danke“, sagte sie. „Wie hast du es eigentlich geschafft, die Vergangenheit hinter dir zu lassen und nach vorne zu blicken?“
„Mein Onkel hat mich manchmal wie einen Sklaven behandelt. Sobald ich alt genug war, bin ich von zu Hause weggerannt, habe jeden Job angenommen, den ich kriegen konnte, und jeden Penny gespart, bis ich irgendwann meine erste heruntergekommene Immobilie kaufen konnte, die ich sanierte und verkaufte. Danach kam die nächste. Das, was ich bei meinem Onkel gelernt habe, kam mir dabei sehr zugute. Das war alles.“
Alex ahnte, dass er ihr nur die Spitze des Eisbergs dessen erzählt hatte, was er hatte durchmachen müssen. Sie bewunderte ihn sehr dafür, trotzdem etwas aus sich gemacht zu haben. Das McKendrick’s war ein Weltklassehotel, und Wyatt selbst genoss inzwischen ein sehr hohes gesellschaftliches Ansehen in Las Vegas.
Das war alles , hallten seine Worte im Geiste nach. Offensichtlich nicht nur, was seine Karriere anging. Das Schlimmste war jedoch, dass ihre Gefühle für ihn nach allem, was er ihr erzählt hatte, stärker waren denn je.
„Sieh mich nicht so an, Alexandra“, sagte er leise.
„Wie denn?“
„Ich bin nicht mehr der Junge von damals. Ich brauche dein Mitleid nicht.“
„Das weiß ich.“ Alex wusste genau, was er brauchte: den National Travel Award, Anerkennung … und die Gewissheit, sie nicht zu verletzen.
In seinen Augen flackerte etwas auf, das Alex nicht deuten konnte. Sie wusste nur eines: Sie konnten die Vergangenheit nicht ungeschehen machen, nur ihre Grenzen akzeptieren. Wyatt hat schon vor langer Zeit die Fähigkeit zu lieben verloren, während ich jedem misstraue, der mir Liebe verspricht. Im Grunde genommen passen wir perfekt zusammen. Aber leider bleibt uns nicht mehr viel Zeit.
Dieser Gedanke machte sie sehr traurig.
„Was ist los?“, fragte Wyatt.
Alex hatte nicht vor, ihm das zu verraten. Es kam ihr irgendwie so erbärmlich vor. Im Grunde war sie auch nicht besser als die anderen Frauen, die sich in ihn verliebt hatten. „Ich würde dir gern bei diesem Projekt helfen“, sagte sie spontan, um vom Thema abzulenken. So kann ich wenigstens mehr Zeit mit dir verbringen.
„Das brauchst du nicht.“
„Ich möchte aber. Darf ich dich daran erinnern, dass ich für dich arbeite?“
„Das hier ist aber nicht Teil deines Vertrags.“
„Jetzt schon. Du hast mich schließlich um meine Hilfe gebeten. Da hast du doch wohl nicht geglaubt, dass ich es bei bloßen Anregungen belasse?“
Wyatt lächelte. „Eigentlich nicht“, gab er zu. „Dein Feuereifer ist eine deiner liebenswertesten Eigenschaften.“ Seine Stimme klang plötzlich rau und sexy …
Hör sofort damit auf, mir Honig um den Bart zu schmieren! Ich versuche nämlich gerade, nüchtern und analytisch an alles heranzugehen. Auf keinen Fall darf ich jetzt emotional werden.
„Okay, dann lass uns loslegen. Mit der Arbeit, meine ich natürlich“, fügte sie hastig hinzu.
„Jawohl, Chefin!“
Alex lächelte. „Es gefällt mir, wenn du mich Chefin nennst.“
Wyatt grinste. „Macht kann einem ganz schön zu Kopf steigen, nicht wahr, Alex?“
„Ein bisschen.“ Aber nicht so sehr wie deine Küsse, Wyatt.
Verdammt! Randy hatte recht gehabt, dass Wyatt eine unglaubliche Wirkung auf Frauen hatte. Wie sollte sie nur über ihn hinwegkommen, wenn sie wieder in San Diego war?
Doch viel wichtiger war die Frage, wie sie sich in ihrer verbleibenden Zeit hier seiner Wirkung entziehen konnte. Vielleicht, indem sie sich immer wieder einschärfte, dass sie bald nach Hause zurückkehren würde?
Okay, sobald sie im Hotel hinterm Tresen stand, würde sie die letzten Tage aus dem Kalender streichen. Um sich bewusst zu machen, dass ihre Zeit hier wirklich allmählich ablief. Und dass sie
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