Julia Extra Band 0342
lächelnd. „Können wir los?“
„Warte mal einen Moment.“ Stirnrunzelnd trat er ein und sah sich in ihrer Suite um.
„Was ist los?“
„Fühlst du dich hier eigentlich wohl?“, fragte er.
„Wyatt, das ist eine tolle Suite! Du hast sie mir selbst gegeben, als ich anfing, für dich zu arbeiten, weißt du noch?“
„Ja, aber sie ist so unpersönlich.“
Alex musste lachen. „Ich habe noch nie so komfortabel gewohnt wie hier, Wyatt!“
„Dir muss dein Zuhause doch fehlen. Außer diesem Foto von dir und deinen Freundinnen in der Lobby sehe ich hier keine Erinnerungsstücke.“
„Wyatt, du brauchst dir wirklich keine Sorgen um mich zu machen. Es geht mir gut.“ Gerührt stellte sie sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn auf die Wange. „Komm jetzt, lass uns losfahren. Ich bin nämlich am Verhungern. Wo picknicken wir eigentlich?“
„Das verrate ich nicht. Lass dich überraschen.“
Überrascht war Alex tatsächlich, als sie kurz darauf vor The Haven vorfuhren. Ihre Überraschung steigerte sich sogar noch, als sie sah, was sich in der Zwischenzeit alles verändert hatte: Die Vorgärten waren bepflanzt, die Häuschen mit frischer weißer, blau abgesetzter Farbe getüncht, und sämtliche Willkommensschilder über den Türen hingen gerade.
Alex stieß einen Begeisterungsschrei aus. „Wie hast du das nur so schnell geschafft, Wyatt?“
„Na ja, ich wollte vor deiner Abreise noch ein paar deiner Ideen verwirklichen. Aber ich bin noch lange nicht fertig.“
„Es sieht einfach toll aus! Darf ich mir eines der Häuser von innen ansehen?“
„Klar, such dir ein Haus aus.“
Die Entscheidung fiel Alex leicht: Sie wählte das kleinste und schäbigste der Häuschen. Es wirkte ein bisschen wie der Außenseiter des Ensembles, sah jedoch sehr solide aus.
Als Alex die Tür öffnete, stieß sie einen anerkennenden Pfiff aus. Die Wände waren frisch gestrichen und die Räume mit schlichten Eichenmöbeln ausgestattet. Auf dem Sims des kleinen mit weißen Fliesen und Balken eingerahmten Kamins stand ein Glas mit Wüstensand, umgeben von einigen roten Felsbrocken.
Wyatt räusperte sich verlegen. „Ich dachte … Das himmelblaue Muster in den weißen Polstern erinnerte mich an …“ Er drehte sich um und sah ihr in die Augen.
„Es ist wunderschön geworden! So gemütlich und rustikal. Ich kann noch immer nicht fassen, wie schnell du das geschafft hast.“
„Wenn ich nicht alles selbst machen würde, wäre ich schon viel weiter gekommen.“
Alex sah ihn überrascht an. „Wie bitte? Der große Hotelier macht sich höchstpersönlich die Hände dreckig?“
Er zuckte die Achseln. „In meiner Jugend musste ich ständig … wie dem auch sei, ich kenne mich jedenfalls mit harter körperlicher Arbeit aus, Alex.“
„Warum überrascht mich das nicht?“
Er schenkte ihr sein rares Lächeln. „Bringt dich eigentlich überhaupt jemals etwas aus der Fassung?“
„Na ja, ein paar Situationen fallen mir da schon ein.“
„Haben sie zufällig mit den Idioten zu tun, die dich nur ausgenutzt haben?“
„Sie haben mich nicht ausgenutzt. Ich habe ihnen meine Hilfe angeboten.“
„Mir nicht. Ich musste mir ganz schön etwas einfallen lassen, damit du mir hilfst.“
„Zum Beispiel Bestechung“, antwortete sie lächelnd.
„Stimmt. Aber ich habe es noch keine Sekunde bereut. Du hast im McKendrick’s wahre Wunder bewirkt.“
Alex’ Herzschlag beschleunigte sich unwillkürlich. Eine verrückte Hoffnung flackerte in ihr auf. Doch was sie sich so sehnlich wünschte, würde vermutlich nie passieren …
„Mir wurde heute bewusst, dass ich mich noch nie wirklich bei dir bedankt habe“, sagte er.
„Und was ist mit meinem fürstlichen Gehalt?“, widersprach Alex.
„Ich rede hier nicht von Geld, sondern von … Alex, ich habe nie gelernt, großzügig zu sein, nicht wirklich. Es fällt mir sehr schwer, jemandem meine Dankbarkeit zum Ausdruck zu bringen. Vermutlich habe ich einfach nie den richtigen Umgang mit Menschen gelernt. Ich stamme aus einer kaputten Familie und hatte nie Freunde. Schon allein deshalb nicht, weil ich nicht wollte, dass die anderen mitbekommen, was bei mir zu Hause los ist.“
„Schrecklich, was du alles hast durchmachen müssen. Das hast du wirklich nicht verdient.“
„Genauso wenig, wie du es verdient hast, ausgenutzt und sitzen gelassen zu werden.“ Wyatt nahm Alex’ Hand und sah sie eindringlich an. „Was müssen das für Typen sein, die einer Frau das Gefühl geben,
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