Julia Extra Band 0342
Etwas, dass sie an ihre gemeinsame Nacht erinnert hatte.
Ganz davon abgesehen, dass sie noch wesentlich mehr miteinander verband.
Ihre Hand wanderte zu ihrem Unterleib. Sie musste ihm irgendwie von ihrer Schwangerschaft erzählen. Wenn sie Linc alleine antraf, würde sich ihr vielleicht eine Möglichkeit bieten.
Die Aufzugtür öffnete sich auf der Etage mit den Büros der Geschäftsführung und Molly trat in den lautlosen Flur. Nur wenige Lampen brannten, was dem Raum ein ausgesprochen intimes Flair gab. Es erinnerte sie daran, dass nur Linc und sie sich in diesem Stockwerk aufhielten. Vielleicht waren über das Gebäude verteilt noch einige Security-Leute anwesend. Doch im Grunde waren sie alleine.
Das letzte Mal, als sie alleine an einem schummrigen Ort gewesen waren, waren sie zusammen im Bett gelandet. Nun, das würde dieses Mal nicht passieren, schwor Molly sich.
Sie wandte sich nach rechts, ging den Gang hinunter und bog dann um die Ecke.
Um ein Haar wäre sie mit Linc zusammengestoßen.
Überraschung blitzte in seinen Augen auf.
„Molly! Du bist immer noch hier?“
„Ich arbeite lange. So wie du.“ Sie lächelte.
„Seid ihr heute gut vorangekommen?“
„Ich bin nicht hier, um über die Arbeit zu sprechen. Ich muss dich etwas fragen.“
Er straffte sich. „Schieß los.“
Bevor sie ihre Meinung ändern konnte, platzte sie mit der Frage heraus, die sie seit Wochen beschäftigte: „Warum nur eine Nacht?“
Irgendwann würde das die Frage sein, die ihr Sohn oder ihre Tochter stellen würde. Warum hatten sie nur diese eine Nacht miteinander verbracht? Warum hatte Linc nicht mehr gewollt? Warum nicht etwas Dauerhaftes?
„Ich meine, ich weiß ja nicht, wie’s dir geht, aber ich bin eigentlich nicht der Typ für einen One-Night-Stand. Überhaupt nicht. Diese Nacht war so ein totaler …“
„Ausrutscher?“
„Ja, genau.“
Er trat einen Schritt näher. „Für mich auch.“
Sein Blick fand ihren und sie fragte sich, was er darin sah, oder genauer: was er darin suchte.
„Aber ich bin nicht gut mit Bindungen und Beziehungen, Molly.“
„Warum nicht?“
Er atmete tief aus. „Noch so eine kniffelige Frage.“
Er machte es ihr nicht gerade leicht. Auch war er nicht unbedingt ein offenes Buch. Aber was hatte sie erwartet? Dass sie aus dem Fahrstuhl stieg und Lincoln Curtis würde ihr sein Herz zur genauen Untersuchung zu Füßen legen?
Ihr Magen rumorte, dann schüttelte es ihn regelrecht. Sie hatte das Frühstück ausgelassen, weil sie sich nicht wohlgefühlt hatte. Eigentlich hatte sie vorgehabt, ein paar Cracker aus dem Pausenraum mitzunehmen, aber sie war so beschäftigt gewesen, dass sie es vergessen hatte.
Nun war die Morgenübelkeit mit voller Kraft zurückgekommen – eigentlich eine Fehlbezeichnung, in Anbetracht dessen, dass es fast sieben Uhr abends war.
„Es war mir heute Ernst damit“, sagte sie und versuchte, die wachsende Unruhe in ihrem Unterleib zu ignorieren. „Dass ich dich gerne besser kennenlernen würde.“
Ein Lächeln legte sich auf sein Gesicht. „Du bist wirklich eine entschlossene Frau.“
„Normalerweise nicht. Ich bin nur …“ Sie suchte nach den passenden Worten, um diese neue Molly zu erklären. Diese Frau, die versuchte, die Zügel in die Hand zu nehmen, weil auf einmal sehr viel auf dem Spiel stand.
„Nur was?“, fragte Linc, als sie nicht weitersprach.
Ihr Magen schlug Purzelbäume. Mein Gott, ihr würde gleich richtig übel werden. Sie musste hier raus.
„Molly? Alles in Ordnung? Du siehst blass aus.“
„Mir …“ Sie holte tief Luft. „… geht’s gut. Wirklich.“
So wollte sie ihm nicht von dem Baby erzählen, wenn sie gleich darauf aufs Damenklo rennen musste.
Linc streckte mit sorgenvoller Miene die Hand nach ihr aus, aber bevor er Molly berühren konnte, murmelte sie, dass sie schon spät dran war.
Damit eilte sie den Gang hinunter, gerade noch rechtzeitig, bevor sie ihre Schwangerschaft auf die denkbar schlechteste Art und Weise verkünden konnte.
4. KAPITEL
Molly stocherte in ihrem Abendessen herum, schob das Hühnchen von einer Seite des Tellers zur anderen, häufte das Risotto zu einem Berg auf, den sie dann mit ihrer Gabel wieder zum Einsturz brachte.
Sie saß im Sparkle, dem bezaubernden, mit Pflanzen geschmückten, sonnenverwöhnten Dachrestaurant im McKendrick’s, zusammen mit der stolzen Geschäftsführerin Alex und Serena Benjamin, die eine politische Spendenveranstaltung mit ihrem neuen Ehemann Jonas
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