Julia Extra Band 0342
wartete Wyatt darauf, dass sie fortfuhr.
„Ich kann schon hören, was die anderen über mich sagen werden: Irgendein gut aussehender Hotelbesitzer bittet Alex um Hilfe, und was macht sie? Lässt sofort alles stehen und liegen. Meine Freundinnen werden glauben, dass ich den Verstand verloren habe. Ich … nein. Es wäre ein Fehler, diese Entscheidung zu überstürzen.“
Dräng sie jetzt bloß nicht, ermahnte Wyatt sich selbst. Vielleicht war es sowieso eine schwachsinnige Idee, sie einzustellen. Irgendwie klang sie, als sei sie ein schräger Vogel. Viel zu emotional.
Und Instinkt hin oder her – das war nicht das, wonach er suchte. Als Kind und Jugendlicher hatte er bitter unter Menschen leiden müssen, die sich von ihren Emotionen beherrschen ließen.
Allerdings handelte es sich hier nur um eine Aushilfstätigkeit …
„Wäre es nicht ein großer Fehler, den Job abzulehnen?“, fragte Wyatt. „Sie haben doch gesagt, dass Sie Geld brauchen.“
Gereizt sah Alex ihn an. „Kann schon sein, aber … der Job hier wäre einfach ein großer Schritt. Ich möchte lieber noch in Ruhe über alles nachdenken.“
Bevor er protestieren konnte, war sie schon an der Tür.
„Alex?“
Sie drehte sich zu ihm um.
„Denken Sie bitte nicht zu lange nach. Bitte sagen Sie Ja. Es soll sich auch für Sie lohnen.“
Plötzlich hörte er eine Frau erschrocken aufkeuchen – und zwar im Flur. Alex öffnete die Tür und gab den Blick auf drei Frauen frei, die ihn entsetzt anstarrten. Wyatt unterdrückte ein genervtes Stöhnen.
Errötend hob Alex das Kinn. „Jayne, Serena, Molly – ich möchte euch mit Wyatt McKendrick bekannt machen, meinem potenziellen neuen Vorgesetzten. Wyatt, das hier sind meine drei besten Freundinnen.“
Wyatt nickte den unverhohlen neugierigen Frauen zu. „Schön, Sie kennenzulernen. Ich habe die Hoffnung, dass Alex mich als Hotelbesitzer sehr glücklich machen wird. Ich brauche sie nämlich.“
Offensichtlich hatte er sich schon wieder falsch ausgedrückt. Dem misstrauischen Gesichtsausdruck ihrer Freundinnen nach zu urteilen, trauten sie ihm nicht über den Weg. Sie würden Alex bestimmt dazu überreden, sein Angebot abzulehnen.
Doch das stachelte seinen Ehrgeiz nur noch weiter an. Er wollte sie jetzt unbedingt. Nicht nur weil sie so souverän mit Belindas Problem umgegangen war, sondern weil sie die Chuzpe hatte, sich gegen ihn zu behaupten. Das wagten nicht viele Menschen. Eine Concierge konnte eine solche Eigenschaft gut gebrauchen.
Oder eine Frau. Wyatt runzelte wegen dieses völlig unangebrachten Gedankens die Stirn. Er ging zu Alex und flüsterte ihr einen Betrag ins Ohr, der sogar noch höher war als der zuerst vorgeschlagene. „Ich brauche Ihre Hilfe wirklich dringend“, fügte er hinzu.
„Was flüstert der denn da?“, fragte eine ihrer Freundinnen.
Anscheinend passten die drei Frauen gut auf sie auf. Gut so. Wyatt bevorzugte nämlich Angestellte mit einem erfüllten Privatleben, auch wenn er selbst keins hatte. Er hatte die Erfahrung gemacht, dass sie viel besser und effizienter arbeiteten. „Wie lange brauchen Sie für Ihre Entscheidung?“
„Mein Flug geht morgen Nachmittag.“
„Dann sagen Sie mir bitte morgen früh um acht Uhr Bescheid. Und … Alexandra?“
Ihrem erstaunten Gesichtsausdruck nach zu urteilen, sprachen nur wenige Menschen sie mit ihrem vollen Vornamen an. „Bitte sagen Sie Ja.“
„Ich werde darüber nachdenken. Haben Sie keine Angst, dass Sie Ihr großzügiges Angebot noch bereuen könnten?“
Hm, das war gut möglich. Alex Lowell hatte eine so starke Wirkung auf ihn, dass es zum Problem werden konnte. Vielleicht würde er ja wirklich das eine oder andere Mal bereuen, sie eingestellt zu haben.
Aber wenn er es nicht tat, auch.
Alex hatte gerade das unangenehme Gefühl, in einem außer Kontrolle geratenen Zug zu sitzen, ohne zu wissen, wie man die Notbremse zieht. Als sie mit ihren Freundinnen zurück ins Hotelzimmer ging, schwirrten ihr tausend Fragen durch den Kopf. Zum Beispiel, was da eigentlich gerade passiert war.
Als Wyatt sie gebeten hatte, mit in sein Büro zu kommen, war sie davon ausgegangen, dass er sie über den Zwischenfall mit Belinda ausfragen wollte. Doch stattdessen hatte er ihr einen Job und eine fast schon obszöne Summe Geld angeboten. So weit zu den bloßen Fakten.
Das Beunruhigendste war jedoch, dass ihr Körper bei jedem seiner Blicke so reagiert hatte, als begreife sie jetzt erst – mit achtundzwanzig
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