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Julia Extra Band 0342

Julia Extra Band 0342

Titel: Julia Extra Band 0342 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MELISSA MCCLONE SHIRLEY JUMP JACKIE BRAUN MYRNA MACKENZIE
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legte eine Hand auf Lincs Rücken, drückte durch diese Berührung ihre Anteilnahme aus, und wünschte, sie könnte zehn Jahre in der Zeit zurückgehen um damals für ihn da zu sein. „Es muss sehr schwer für dich gewesen sein. Ich weiß, wie schwer es war, als mein Dad gestorben ist. Und ich war älter als du.“
    „Ich war zwanzig. Marcus war achtzehn.“
    Er stieß einen Seufzer aus und sie konnte die Last seiner Trauer aus diesem Geräusch heraushören.
    „Das Letzte, was meine Mutter zu mir gesagt hat, war: ‚Pass auf deinen Bruder auf. Uns zuliebe.‘ Und genau das habe ich getan. Marcus und ich haben eine Abmachung getroffen. Ich würde mich um ihn, seine Tabletten, seine Arzttermine kümmern und er konnte so tun, als führe er ein normales Leben. Nicht einmal seiner Frau hat er je etwas über sein Herz gesagt.“ Linc atmete aus. „Das habe ich nicht gewusst. Aber es war typisch für Marcus. Er wollte einfach … normal sein. Deshalb habe ich mir genug Sorgen für uns beide gemacht.“
    Alles begann jetzt für Molly einen Sinn zu ergeben. Das Bild wurde schärfer.
    „Linc, du kannst dir nicht vorwerfen, nicht für deinen Bruder da gewesen zu sein, als er starb. Solche Dinge passieren. Sie …“
    Er wirbelte herum. „Ich kann mir das sehr wohl vorwerfen. Willst du wissen, wo ich war, als das Herz meines Bruders aufgehört hat zu schlagen? In einer Bar! Ich habe mich betrunken! Dachte, ich hätte Spaß. Das erste Mal seit Langem war ich völlig entspannt.“
    „Du warst im Urlaub. Da sollst du dich ja entspannen.“
    „Ich hätte auf meinen Bruder aufpassen sollen, Molly. Nicht …“
    Er schüttelte den Kopf und drehte sich wieder zum Fenster. Seine Schultern waren gekrümmt, sein Rücken verspannt.
    „Nicht … Was?“
    „Nicht in dieser Bar sitzen und denken, es sei höchste Zeit, dass mein Bruder sich endlich auch mal um mich kümmert.“
    Die Worte waren ein Flüstern, rau und schmerzerfüllt. Er schien in sich selbst zusammenzusacken. Als wäre der letzte Faden, der ihn noch aufrecht hielt, durchtrennt worden. Oder vielleicht war es einfach die Last seiner Schuld, die ihn erdrückte, bis er sie nicht länger ertragen konnte.
    „Du kannst dir das nicht vorwerfen, Linc. Jeder hätte …“
    „Doch, Molly, das kann ich. Und das tue ich auch. Welcher Bruder verhält sich so?“
    „Einer, der sein eigenes Leben wollte, und der es auch verdient hat. Deine Eltern hätten nicht gewollt, dass du dein eigenes Glück aufgibst, um dich um deinen Bruder zu kümmern. Und ich wette, er wollte das auch nicht.“
    „Ich hätte da sein sollen. Ich …“ Seine Stimme brach, zusammen mit seiner Fassung.
    Sie umschlang ihn mit den Armen und legte den Kopf auf seine Schulter.
    „Du hast dein Bestes getan, Linc. Bei einem Herzfehler kann jederzeit etwas passieren. Ob du dabei bist oder nicht.“
    „Er hat mich angerufen, aber ich habe nicht abgehoben. Weil ich nicht arbeiten wollte. Ich – der immer arbeitet. Ich wollte meine Ruhe.“
    „Das ist nicht egoistisch, Linc. Es ist menschlich. Und es ist okay, hin und wieder nicht diese Person zu sein. Dein eigenes Leben zu haben.“
    Er schüttelte den Kopf. Tränen glitzerten in seinen Augen, aber sie wiederholte die Worte, versicherte ihm immer wieder, dass es okay war, was er getan hatte.
    Schließlich schien Linc einzusehen, dass er nicht mehr getan hatte, als zu versuchen, ein ganz normales Leben zu führen.
    „Wenn ich nur ans Telefon gegangen wäre, vielleicht hätte ich dann …“
    „Vielleicht“, sagte sie sanft. „Und vielleicht hätte es nicht den geringsten Unterschied gemacht. Wie dem auch sei … Denkst du, dein Bruder würde wollen, dass du den Rest deines Lebens damit verbringst, dich schuldig zu fühlen?“
    Er atmete lange aus. „Nein.“
    „Erinnerst du dich an unseren Ausflug und daran, wie du mir erzählt hast, warum du diese Felsformationen am Lake Mead so sehr magst?“
    „Die Felsen? Was haben sie denn mit alldem zu tun?“
    „Weil sie sich nicht verändern, hast du gesagt. Sie bleiben gleich, Jahr um Jahr. Sie bewegen sich nicht, sie gehen nirgendwohin, sie wachsen nicht.“
    Sie nahm ihre Hand von seinem Gesicht.
    „Du bist wie diese Felsen, Linc. Du hast dich nicht bewegt oder bist gewachsen oder hast dich verändert. In all den Jahren, seit dein Bruder gestorben ist, nicht. Mit Ausnahme dieser einen Nacht, die wir zusammen verbracht haben. Da warst du der Mann, der du sein könntest, wenn du nur aufhören würdest,

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