Julia Extra Band 0342
haben, dass sie immer noch genauso empfand.
„Es ist sicher nicht ganz das, was du gewöhnt bist“, sagte Molly und wurde sich augenblicklich des Unterschieds zwischen ihrem kleinen Haus und Lincs weitläufigem Apartment bewusst. Zum ersten Mal, seit sie dieses gemütliche Heim gekauft hatte, wirkte es klein und beengt.
„Es ist perfekt“, sagte Linc. „Es passt zu dir. Es ist … gemütlich. Wie ein offener Kamin an einem kalten Tag.“
Er deutete zu den fünf gerahmten Bildern an der Wand. Sie zeigten glücklichere Zeiten mit ihr und ihren Eltern, über einen Zeitraum von mehreren Jahren.
„Deine Eltern?“
Sie nickte. „Mein Dad ist vor anderthalb Jahren gestorben. Er war ein großartiger Mann. Zwanzig Jahre bei der Feuerwehr. Dann, nach seiner Pensionierung, hat er Geschichte an der Mittelstufe gelehrt.“
Linc drehte sich zu ihr um. „Bist du deswegen Lehrerin geworden?“
Sie fuhr mit ihrer Hand über den Rahmen mit ihrem Lieblingsbild ihres Vaters. Es zeigte ihn am Strand, wie er Mollys Hand hielt, als sie etwa sechs Jahre alt war. Sie hatten gerade eine Sandburg gebaut. Und kurz bevor sie der Brandung zum Opfer gefallen war, hatte ihre Mutter das Foto geschossen.
„Ja, er hat seine Arbeit so sehr geliebt. Es hörte sich an, als sei es die perfekte Tätigkeit. Ich erinnere mich noch daran, wie stolz er war, als ich das College absolviert und mein Lehramt erworben hatte.“
„Und dir gefällt die Lehrtätigkeit.“
„Klar. Es ist ein dankbarer Job, trotz einiger Ärgernisse. Wie bei jedem Job. Aber ich liebe meine Schüler und wie sie jeden Tag etwas Neues lernen.“
Sie wollte ihm sagen, dass es ihr auch sehr gefallen hatte, für ihn zu arbeiten, wie erfüllend dieser Job war, aber sie ließ es bleiben.
Was sollte sie antworten, wenn er ihr anbot, weiter für ihn zu arbeiten? Dann müsste sie sich eingestehen, dass sie die Möglichkeit, ihre kreative Ader auszuleben, durchaus vermisste. Dass sie bereits daran gedacht hatte, wie sehr sie sich wünschte, wieder bei Curtis Systems zu arbeiten – und das nicht nur um Linc wiederzusehen.
„Hat es dir Spaß gemacht, für mich zu arbeiten?“, fragte er, als habe er ihre Gedanken gelesen.
Jetzt konnte sie sich vor der Antwort nicht mehr drücken. „Ja, hat es.“
„Warum?“
„Möchtest du etwas Limonade? Eistee?“
„Eistee wäre toll“, sagte er. „Und eine Antwort auch.“
Sie eilte in die Küche.
Linc folgte ihr und nahm an ihrem kleinen Eichentisch Platz, von wo aus er durch das große Panoramafenster einen guten Blick auf die rückwärtige Veranda und den Garten hatte.
Seine große Erscheinung schien den Raum zu dominieren; er schien noch präsenter als sonst.
Sie griff in den Kühlschrank, holte den Tee heraus und schenkte ihn in ein Glas, dann fügte sie mehrere Eiswürfel hinzu. Sie ließ sich bewusst Zeit, um die unvermeidliche Aussprache möglichst lange hinauszuzögern.
„Zitrone?“
„Bitte.“
Wieder ein paar Sekunden gewonnen, während sie die Zitrone in Scheibchen schnitt und eine in sein Glas fallen ließ.
Als sie ihm schließlich nicht länger ausweichen konnte, ging sie zum Tisch, reichte Linc seinen Eistee und setzte sich ihm gegenüber.
„Ich habe die Software gesehen, Molly.“
„Oh.“ Das war also der Grund für sein Kommen. Weil er unzufrieden mit ihrer Arbeit war. Um ihr zu sagen, dass sie sie noch einmal überarbeiten oder ihm ihr Gehalt zurückzahlen musste.
„Es tut mir leid, falls …“
„Es ist sagenhaft. Besser, als ich erwartet habe.“
Er beugte sich über den Tisch und sah sie direkt an, seine blauen Augen blitzten.
„Es ist, als hättest du meine Gedanken gelesen.“
„Ich habe nur deine Anmerkungen befolgt“, sagte sie. Unter Lincs Blick wurde ihr zunehmend heiß. Er hatte so eine Art, sie anzusehen – sie wirklich anzusehen –, die ihr das Gefühl gab, die einzige Frau auf der Welt zu sein. Die einzige Person, die er wahrnahm.
„Nein, du bist über meine Anmerkungen hinausgegangen. Wie hast du das gemacht?“
„Ich verstehe nicht so ganz. Ich habe … nur meine Arbeit getan, Linc. Die, für die du mich eingestellt hast.“
Rocky kam zu Linc und beschnüffelte den Fremden in der Küche. Linc lächelte, bückte sich hinab und kraulte Rocky hinter den Ohren. Rocky ließ ein wohliges Grummeln vernehmen, presste sich an Lincs Bein und verteilte Hundehaare auf Lincs Maßanzug. Linc schien es nichts auszumachen.
„Du hast meine Idee genommen, eine bloße Vision,
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