Julia Extra Band 0345
einzelnen Gerichten an.
„Vielleicht später“, entgegnete Laura. „Erst einmal möchte ich mir beim Blick auf die Karte das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen.“
„Wir melden uns, sobald wir gewählt haben“, sagte Jake mit einem charmanten Lächeln zur Kellnerin.
Laura studierte die Speisekarte. Die Spezialität des ‚Spice Temple‘ waren chinesische Gerichte mit unverkennbar orientalischem Einschlag. Die Gewürze waren darauf abgestimmt, höchste Gaumenfreuden zu bereiten. Laura hoffte, dass das Essen ihre Sinne so weit verzaubern würde, dass sie Jakes Gegenwart darüber vergaß.
„Warum willst du mir auf die Füße treten?“, fragte er.
Sie legte die Speisekarte auf den Tisch und blickte ihm fest in die Augen. „Wie viele Pluspunkte hast du dafür bekommen, dass du meinem Vater von unserer Verabredung berichtet hast?“
„Ach, so! Ich habe es nicht von mir aus angesprochen. Dein Vater hat mich gefragt. Hätte ich lügen sollen?“
„Ich wette, du wusstest, dass er dich fragen würde. Deshalb hast du mich überhaupt angerufen.“
Er legte den Kopf schief und sah sie aus diesen herrlichen braunen Augen an. „Hattest du nicht gesagt, du wolltest dir dein Leben nicht von deinem Vater vorschreiben lassen?“
„Das tut er auch nicht.“
„Doch. Gerade jetzt beeinflusst er deine Einstellung mir gegenüber.“
„Weil du ihm von unserer Verabredung erzählt hast.“
Jake schüttelte den Kopf. „Du solltest deine eigenen Entscheidungen treffen, unabhängig davon, was andere tun oder sagen. Gestern hast du eine Entscheidung gefällt. Warum lässt du dich jetzt von ihm darin beeinflussen? Du hast ihn quasi mit an diesen Tisch gebracht, anstatt nach deinen eigenen Wünschen zu handeln.“
Sie runzelte die Stirn, da sie sich tatsächlich von ihrem Vater die Vorfreude auf den heutigen Abend hatte verderben lassen. Aber wie sollte sie sich freuen, wenn sie den Eindruck hatte, benutzt zu werden?
„Und du? Bist du meinetwegen hier oder seinetwegen?“
Ein aufreizendes Lächeln begleitete seine Antwort. „Als du eben zur Tür hineinspaziert bist, habe ich auf jeden Fall nicht an deinen Vater gedacht.“
Trotzig hob sie den Kopf. „Ich wollte dir nur zeigen, was du heute Abend nicht bekommen wirst.“
„So sieht also deine Entscheidung aus“, bemerkte er spöttisch. „Mal im Ernst: Können wir bitte deinen Vater für den Rest des Abends aus dem Spiel lassen und uns einfach eine schöne Zeit machen?“
Laura betrachtete ihn aufmerksam. Dem Mann mangelte es an nichts: Er sah gut aus, war intelligent, hatte ungeheuer sexy Augen – und er nahm ihren Vorurteilen den Wind aus den Segeln. Trotzdem wurde sie den Verdacht nicht los, dass er sich aus einem ganz bestimmten Grund mit ihr traf. Andererseits sollte sie vielleicht wirklich den Gedanken an ihren Vater beiseitelegen und den Abend mit Jake genießen. Schließlich konnte sie selbst entscheiden, wie weit sie gehen wollte.
„Solange es unser Geheimnis bleibt, bin ich gern bereit, dir etwas freundlicher zu begegnen.“
„Und ich wäre zu gern dein heimlicher Liebhaber“, antwortete er mit herausforderndem Lächeln.
Ihr Herz machte einen Satz. „Ich habe nicht von einem Liebhaber gesprochen.“
„Ich meine damit nur, dass wir gewisse Geheimnisse für uns behalten können. Lass uns jetzt schauen, was es für Köstlichkeiten gibt. Hast du gesehen, dass die schärfsten Gerichte in Rot geschrieben sind?“
Er war das schärfste Gericht.
Auf keinen Fall durfte sie sich Jake länger als ihren Liebhaber vorstellen. Sie schlug die Speisekarte auf. „Ich esse lieber würzig als scharf“, erklärte sie beim Blick auf die Vorspeisen.
„Dann lassen wir einfach die rot gedruckten Speisen weg. Hier gibt es so viel zu entdecken, da wäre es schöner, wenn wir uns die Gerichte teilen und jeweils von dem anderen kosten.“
Von dem anderen kosten … Das klang so intim. Plötzlich war es ihr egal, ob er etwas im Schilde führte. Sie wollte den Abend mit ihm teilen.
„Prima Plan“, stimmte sie zu und wagte ein Lächeln.
„Du bist wunderschön, wenn du lächelst“, bemerkte er. „Ich hoffe, du lächelst den ganzen Abend, damit ich mich an deinem Anblick erfreuen kann.“
Laura lachte. „Daraus wird nichts! Ich werde mit Essen beschäftigt sein.“
Er lachte ebenfalls. „Wo wir gerade dabei sind, hast du schon eine Vorspeise gewählt?“
Jetzt freute sie sich wieder auf den Abend in Jakes Gesellschaft. Er hatte recht, dass sie ihre
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