Julia Extra Band 0345
Nägel. Na und? Was schließt du daraus? Dass ich einen Konflikt mit mir herumtrage? Alles Unsinn! Es handelt sich lediglich um eine schlechte Angewohnheit.“ Und die würde sie jetzt endlich ablegen! Das nahm sie sich ganz fest vor.
„Ich dachte nur, du wärst vielleicht hungrig“, antwortete er gelassen.
„Ich habe immer Hunger.“
„Sehr gut. Dann wäre das schon mal geklärt.“
Seine Reaktion machte sie misstrauisch. „Was ist geklärt?“
„Wieso bist du eigentlich so angriffslustig? Wahrscheinlich leidest du unter Unterzuckerung.“
„Blödsinn!“ Ihr Insulinspiegel machte ihr keine Sorgen im Gegensatz zu ihren Sexualhormonen. Seit Emilios Kuss spielten die verrückt!
Sie musste nur daran denken, schon wurde ihr heiß, ihr Herz begann zu rasen und ihre Lippen bebten.
Megan wollte sie gerade hinter einer Hand verstecken, als sie Emilios lustvollen Blick auffing. Was sie in seinen Augen las, brachte sie vollends aus der Fassung. Emilio begehrte sie! Sie, Megan Armstrong! Schnell senkte sie den Blick.
„Also gut“, sagte sie, als sie sich etwas von dieser schockierenden Feststellung erholt hatte. „Du kannst mich zum Frühstück einladen. In irgendeinem einfachen Café. Woanders kann ich mich in diesem verknitterten Leinenblazer nicht sehen lassen.“ In der Öffentlichkeit würde Emilio doch die Finger von ihr lassen, oder? Und sie freute sich direkt darauf, etwas anderes von Madrid zu sehen als nur ihr Hotelzimmer.
„Ich wollte eigentlich vorschlagen, dass wir uns die Rechnung teilen, aber …“
Megan wollte sich ausschütten vor Lachen.
Zögernd folgte sie Emilio schließlich in ein Gebäude. Sie hatten das Foyer durchquert und den Lift bestiegen, bevor Megan misstrauisch wurde.
„Das hier ist aber kein Café.“
Die Glastüren schlossen sich ebenso geräuschlos, wie der Lift sich in Bewegung setzte. Megan, die von Höhenangst geplagt wurde, mied den Blick hinunter in einen begrünten Innenhof.
„Scharfsinnig und schön.“
Sogar bildschön, aber auf eine dezente Art und Weise, stellte Emilio fest, als er sie unauffällig musterte. Megan verkörperte die klassische englische Rosenschönheit mit herzförmigem Gesicht und hellem makellosen Teint. Sowie man sie anschaute, war man verloren und konnte den Blick nicht mehr abwenden.
Oder geht es nur mir so? überlegte Emilio.
Mit ihrer frischen natürlichen Schönheit, ihrem auf Understatement bedachten Stil und ihrer Klasse hätte sie sich nicht deutlicher von den durch kosmetische Chirurgie, Silikon und Botox aufgepeppten Models und Starlets unterscheiden können, auf die er sonst traf.
Megan quittierte seine Bemerkung mit einem abweisenden Blick, strich sich ordnend übers Haar und versuchte, ruhig und tief zu atmen. Glücklicherweise hielt der Fahrstuhl bereits. Ihre Atemlosigkeit hatte jedoch weiter Bestand, war also nicht ausschließlich auf die Höhenangst zurückzuführen.
„Nervig und sarkastisch“, konterte sie und musterte Emilio kühl. „Wo sind wir hier, Emilio?“ Und wieso glitt die Lifttür nicht auf? Beunruhigt warf Megan einen Blick auf die Schalttafel, die sich hinter Emilio befand.
Sie neigte nicht zu Panikattacken in engen Räumen, und der Lift war ja auch recht geräumig, aber wenn die Tür nicht bald aufginge, wäre Megan durchaus in der Lage, Emilio zur Seite zu stoßen und selbst auf den Türöffner zu drücken oder gegen die Tür zu hämmern.
Emilio zuckte nur lässig die Schultern. Das elegante Gebäude, das in einem der exklusivsten Wohnviertel Madrids gelegen war, gehörte ihm. Er hatte es als Geldanlage gekauft und dann keinen Gedanken mehr daran verschwendet. Erst als sein tüchtiger Privatsekretär ihn darauf aufmerksam machte, dass die Penthousewohnung leer stand, hatte er sich wieder daran erinnert. Die perfekte Lösung, da Emilio gerade eine Wohnung gesucht hatte.
„Ich wohne hier.“
Megan blieb fast das Herz stehen. Entsetzt starrte sie ihn an. „Du wohnst hier?“
Er lächelte amüsiert. „Ja, hierher kehre ich nach einem harten Arbeitstag zurück.“
So hatte sie sich das nicht vorgestellt, als sie seine Einladung zum Frühstück angenommen hatte. Sie riss sich zusammen. Eine Tasse Kaffee, ein Stück Gebäck, und dann würde sie sich wieder auf den Weg machen. Emilio würde sich wohl kaum wie ein ausgehungerter Wolf auf sie stürzen. Ein Mann wie er könnte jede Frau haben, da würde er sich nicht ausgerechnet an ihr vergreifen, oder?
Eigentlich hätte sie diese Argumentation
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