Julia Extra Band 0345
beruhigen müssen, doch insgeheim wünschte Megan sich schon lange, über das gewisse Etwas zu verfügen, das Männer schwach werden ließ.
Männer?
Oder war es nur ein einziger Mann, dem sie gern aufgefallen wäre?
Megan verbot sich, weiter darüber zu spekulieren. Ihr war nur zu bewusst, dass sie mit Frauen wie Rosanna, die mit dieser besonderen Ausstrahlung schon auf die Welt gekommen waren, nicht konkurrieren konnte.
Dennoch fing es bei der Vorstellung, Emilio für sich einzunehmen, an, in ihrem Bauch zu flattern. Fast wurde ihr schwarz vor Augen.
„Möchtest du lieber in ein Restaurant gehen?“
Megan reagierte auf seinen herausfordernden Tonfall. Oder hatte sie sich den nur eingebildet? „Nein, schon gut.“ Sie warf einen schnellen Blick auf ihre Armbanduhr und überlegte, wann sie sich verabschieden konnte, ohne unhöflich zu erscheinen.
Fünf Minuten, nahm sie sich vor. Dann benahm sie sich eben unhöflich, na und?
Emilio hatte ihren Blick bemerkt. „Entspann dich, Megan! Hier setzt dich niemand unter Zeitdruck.“
„Ich bin völlig entspannt.“ Sie rang sich ein Lächeln ab.
Natürlich hatte er bemerkt, wie nervös sie war, und wollte sie beruhigen. „Wieso überrascht es dich, dass ich eine Wohnung habe? Dachtest du, ich schlafe an meinem Büroschreibtisch?“, witzelte er.
Sie begegnete seinem Blick. „Wo auch immer du schläfst, allein bist du dabei sicher nicht.“
„Stört dich das?“, fragte er interessiert.
Kann er etwa Gedanken lesen? überlegte Megan völlig irritiert. Schnell setzte sie eine gelangweilte Miene auf. „Wieso sollte es das? Schließlich geht es mich nichts an, was du treibst oder mit wem.“
„Trotzdem scheint dich das Thema zu beschäftigen“, erwiderte er.
„Unsinn. Du bist ziemlich eingebildet.“ Gut, dass Josh sie jetzt nicht sehen konnte. Er hätte ihre Schwindelei sofort aufgedeckt.
Erst als Josh sie damit aufgezogen hatte, war ihr bewusst geworden, dass sie alles sammelte, was sie über Emilio in den Gazetten fand. Einmal hatte sie aus einem besonders anzüglich geschriebenen Artikel zitiert und Josh die Fotos unter die Nase gehalten, obwohl er sich nicht für das Thema interessierte.
„Es ist mir schleierhaft, wie sie in dieses Kleid hineingekommen ist.“
Emilio wusste mit Sicherheit, wie er seiner Begleiterin aus ihrem Outfit heraushelfen könnte, die sich auf dem roten Teppich hingebungsvoll an ihn schmiegte.
„Puh“, sagte Josh und legte desinteressiert die Zeitung beiseite. „Wieso interessierst du dich für den Typ, Megan?“
„Tue ich doch gar nicht.“
Er zog nur eine Augenbraue hoch. „O doch, und voreingenommen bist du auch, obwohl das überhaupt nicht zu dir passt.“
„Bin ich …“ Megan konnte es nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren, noch einmal die Unwahrheit zu sagen. „Emilio kann auch ganz schön voreingenommen sein.“ Sie erinnerte sich an die Gardinenpredigt, die sie sich bei ihrer letzten Begegnung hatte anhören müssen. Dabei war sie doch das Opfer eines völlig unerwarteten Übergriffs geworden. Und Emilio hatte sie behandelt, als wäre sie selbst schuld daran gewesen.
„Ach? Das ist ja spannend.“
„So spannend ist es nun auch wieder nicht“, wehrte sie ab, weil sie keine Lust hatte, die Geschichte zu erzählen, weder Josh, noch sonst irgendjemandem.
Das Thema war für sie schon lange erledigt.
„Er ist nur ein Freund von Philip.“
„Und wieso interessiert es dich dann so brennend, mit wem er schläft?“ Amüsiert bemerkte Josh, dass sie rot geworden war. „Seid ihr beide mal …?“
„Nein, waren wir nicht!“
Lachend hob Josh die Hände. „Kein Grund, sich so aufzuregen. Ich dachte nur, er wäre vielleicht der Mann, der …“
„Der was?“
„Der dafür verantwortlich ist, dass du wie eine Nonne lebst.“
„Ich habe einen großen Freundeskreis.“
„Aber kein Liebesleben. Du brauchst das gar nicht abzustreiten. Unsere Wohnung ist sehr hellhörig, eine heimliche Affäre würde hier nicht lange verborgen bleiben.“
Megan war klug genug gewesen, nicht darauf einzugehen. Sonst hätte Josh sie weiter aufgezogen. Doch das Gespräch hatte ihr zu denken gegeben.
Vielleicht dachte sie tatsächlich zu oft an Emilio Rios. Dabei war er völlig aus ihrem Leben verschwunden. Er war ja mit Philip befreundet gewesen und nicht mit ihr. Es gab also keinen Grund für ihn, sich mit ihr, Megan, in Verbindung zu setzen. Außerdem lebten sie in völlig unterschiedlichen Welten.
Sie schob die
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