Julia Extra Band 0347
Moment damit zufrieden, ihr die Leitung zu überlassen.
Ivy wusste, dass er geduldig auf die Gelegenheit zu einem intimeren Stelldichein wartete. Es brauchte nicht laut ausgesprochen zu werden. Der Gedanke daran hielt sie bereits gefangen, rief Bedürfnisse in ihr hervor, die Ivy seit Jahren unterdrückt hatte. Jordan hatte die Frau in ihr erweckt, die jetzt darauf brannte, umworben, verwöhnt und verführt zu werden.
„Ich nehme an, bei Ihnen hängen alle großen europäischen Meister, oder?“, meinte sie leichthin. Er konnte es sich schließlich leisten.
„Nein, ich bin Australier. Ich mag mein Land. Bei uns gibt es etliche Künstler, die die Einzigartigkeit unseres Kontinents auf Leinwand gebannt haben – Drysdale, Sydney Nolan, Pro Hart. Ich denke, ich habe ihre besten Werke gekauft.“
Sacha Thornton gehörte nicht in diese Ruhmessphären australischer Maler, auch wenn ihre Bilder bekannt waren und sich gut verkauften. Ivy war beeindruckt von den Namen, die Jordan aufzählte. Und sie war beeindruckt von ihm und seinem Patriotismus. „Sie können sich glücklich schätzen, Bilder dieser Künstler zu besitzen.“
„Es wäre mir ein Vergnügen, sie Ihnen zu zeigen.“ Er lächelte. „Ohne Hintergedanken.“
Sie lachte auf. „Ja, sicher. Nur ein kleiner Köder.“
„Die Entscheidung bleibt Ihnen überlassen.“
„Vielleicht überlege ich es mir“, erwiderte sie unverbindlich und wandte sich wieder der Kunst ihrer Mutter zu.
Er lehnte sich zu Ivy und flüsterte ihr ins Ohr: „Überlegen Sie doch beim Dinner mit mir.“
Sein warmer Atem kitzelte die empfindsame Haut ihres Halses, und die Versuchung drohte, übermächtig zu werden.
Glücklicherweise kamen genau in diesem Moment zwei Kellner zu ihnen, einer mit dem Hors d’œuvre-Tablett, der andere offerierte Champagner. Jordan nahm zwei Flöten, während Ivy sich an den Lachs- und Krebsfleischkanapees bediente.
„Halten Sie es noch eine Weile für mich fest“, bat sie, als er ihr eines der Gläser reichen wollte. „Ich sterbe vor Hunger.“
„Dann brauchen Sie eine anständige Portion. Wie ich sehe, mögen Sie Meeresfrüchte. Ich kenne da ein Lokal, das den besten Hummer macht …“
„Mmh …“ Der beste Hummer, die besten Künstler … der beste Casanova? Die Versuchung wurde immer größer. Ivy spielte ernsthaft mit dem Gedanken, sämtliche Bedenken über Bord zu werfen und sich eine verrückte Nacht mit diesem Mann zu gönnen.
Sie kaute zu Ende und nahm das Glas von ihm entgegen. „Es ist Freitagabend. Die Restaurants, die den besten Hummer servieren, müssen alle ausgebucht sein. Wie wollen Sie halten, was Sie versprechen?“
„Es gibt keinen Maître in ganz Sydney, der nicht einen Tisch für mich frei machen wird“, behauptete er.
Es war diese unübertreffliche Arroganz, die Ivy zu der spitzen Bemerkung veranlasste: „Und keine Frau, die Ihnen widerstehen kann?“
Ihre grünen Augen sprühten Funken, doch Jordan erwiderte ihren Blick vollkommen ruhig. „Nicht, Ivy“, bat er leise. „Ich habe noch nie jemanden wie Sie getroffen.“
Und sie noch niemanden wie ihn. „Der Reiz des Neuen“, murmelte sie und verspottete damit sie beide.
„Warum es dann nicht auskosten?“, drängte er sanft. „Zumindest für einen Abend.“
Sie nippte an ihrem Champagner, fühlte die Bläschen in ihre Nase steigen und den Übermut in ihren Kopf. „Also gut. Mit dem Hummer haben Sie es geschafft – ich gehe mit Ihnen essen. Falls Sie halten können, was Sie versprechen“, fügte sie herausfordernd hinzu und machte so die Meeresfrüchte zum ausschlaggebenden Faktor.
Es tat Jordans triumphierendem Grinsen keinen Abbruch. „Erachten Sie es schon jetzt als erledigt“, meinte er und zog sein Handy hervor.
Ivy wartete nicht darauf, dass er seine Arrangements traf, sondern schlenderte zum nächsten Bild. Gab sich den Anschein, als interessiere es sie nicht, ob es ihm gelang, noch einen Tisch zu bekommen. Denn sie war sich ziemlich sicher, dass er Erfolg haben würde. Jordan Powell konnte sich alles kaufen, was er wollte, jederzeit.
Doch sie, Ivy, würde er nicht kaufen können. Sie würde bestimmen, wie weit sie ging. Ein Abend, vielleicht eine Nacht …
Langsam, ermahnte sie sich. Möglicherweise verblasste der Reiz des Neuen ja schon während des Dinners.
Aber sie hatte ihren Gaumen schon lange nicht mehr mit dem Geschmack von Hummer verwöhnt. Das zumindest wäre der eine Genuss, den sie sich ohne Reue erlauben durfte.
3.
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