Julia Extra Band 0347
bisschen mehr. Grace rutschte auf den Boden neben dem geöffneten Kühlschrank und fing an zu weinen.
Noah gefiel es nicht, überallhin chauffiert zu werden. Deshalb hatte er seinen eigenen Wagen genommen, um nach Manchester zu fahren. Es war ein Aston Martin, sein einziges Zugeständnis an seine jungenhafte Verehrung für James Bond.
Autofahrten eigneten sich hervorragend zum Nachdenken. Was sollte er nur mit seinem schwierigen Helden Karl machen, der sich weigerte zu lieben?
Mehr in die Tiefe gehen. Aber wie? Wie kann ich wissen, ob sich unter der Oberfläche noch etwas verbirgt? Trotz wochenlanger Suche bin ich auf nichts gestoßen.
Während er den Wagen lenkte, betrachtete Noah seinen Protagonisten von allen Seiten, bis er schließlich auf unerwartete Weise fündig wurde. Er schien eine Falltür entdeckt zu haben.
Als Noah am nächsten Tag zurückkam, fand er Grace im Garten sitzend und in die Ferne blickend. Er küsste sie auf die Wange. „Wie geht es dir heute?“
Er wagte nicht zu fragen, ob sie ihn vermisst habe.
„Gut“, erwiderte sie und lächelte ihn mit starrem Blick an. „Wie ist es gelaufen?“
Furchtbar ohne dich. Es war unerträglich, dich nicht sehen und anfassen zu können.
Ihm wurde plötzlich klar, dass er nicht mehr diese Nebelwand zwischen ihnen aufrechterhalten wollte. Sie sollte einen freien Blick auf ihn haben. Das Problem war nur, dass er nach all den Jahren nicht wusste, wie er diese Barriere abbauen sollte.
„Wunderbar“, antwortete er schließlich. „Es ist wirklich sehr gut gelaufen, ein voller Erfolg.“
Graces trübseliger Blick blieb auch in den nächsten Tagen unverändert. Nur als sie sich liebten verschwand er, und sie sah aus, als würde sie gleich anfangen zu weinen. Er wollte sie auffordern, die Tränen fließen zu lassen, wusste jedoch nicht, wie er es überzeugend sagen sollte.
Grace zog sich zurück. Er schien sie zu verlieren.
Vielleicht wusste sie Bescheid. Auch ohne vieles Nachfragen. Das Verlangen, sie zu beruhigen und ihr zu sagen, dass der Schmerz bald ein Ende haben würde, war so stark, dass er sich auf die Zunge beißen musste. Schöne Worte, die jedoch nicht der Wahrheit entsprachen. Er konnte es ihr nicht sagen, denn er fürchtete, dass sie recht hatte.
Sein Gehirn fing an zu arbeiten. Er musste etwas tun, um sie glücklich zu machen.
Dann fiel es ihm ein. Ihr Hochzeitsgeschenk! Ein bisschen verspätet zwar, doch sie würde verstehen warum, wenn sie es sehen würde. Es war zwar noch nicht fertig, doch jetzt war der Zeitpunkt, das Geheimnis zu lüften.
Er begann sofort Pläne zu schmieden, wobei seine innere Stimme seltsam ruhig blieb.
Noah verhält sich merkwürdig heute, dachte Grace, während sie beim Frühstück saß. Er war besonders früh aufgestanden, nachdem er tagelang mit mürrischer Miene grübelnd herumgelaufen war. Sein Buch nahm seine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch. Doch jetzt war er ganz präsent, lachte, machte Witze und war sehr gesprächig.
Sie hatte das Gefühl, dass etwas Entscheidendes passiert war. Ein Wendepunkt schien erreicht worden zu sein.
Er kam in die Küche und überraschte sie mit einem langen weichen Kuss.
„Wenn du fertig bist, solltest du dich schnell anziehen. Ich habe eine Überraschung für dich.“
Dann eilte er wieder davon. Grace legte ihren Toast auf den Teller zurück und lächelte. Irgendetwas hatte sich verändert. Er schien wie befreit zu sein. Ihr Herz bebte bei dem Gedanken. Passierte es jetzt endlich? War er in der Lage, ihr einen Teil von sich zu geben, statt immer nur Dinge zu schenken?
Nachdem sie den Frühstückstisch abgeräumt hatte, ging sie nach oben. Zu ihrer großen Erleichterung verschwand die morgendliche Übelkeit zusehends. Sie befand sich inzwischen in der zehnten Woche und spürte, wie ihr Körper langsam aufblühte.
Nachdem sie in Jeans und T-Shirt geschlüpft war und sich die Haare gekämmt hatte, machte sie sich auf die Suche nach Noah. Er saß in seinem Arbeitszimmer und flüsterte etwas ins Telefon. Schnell legte er den Hörer auf, als sie in der Tür stand.
„Gut. Bevor es losgeht, bestehe ich darauf, dass du das hier trägst“, bemerkte er und zog einen Wollschal aus der Schublade.
„Mitten im Juli?“
Noah schmunzelte. „Er ist nicht für deinen Hals gedacht, sondern für die Augen.“
Sein Enthusiasmus war ansteckend, und sie musste lachen. „Verrückt! Aber … okay.“
Er legte ihr den Schal um den Kopf und knotete ihn hinten zu. Dann führte er sie
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