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Julia Extra Band 0347

Julia Extra Band 0347

Titel: Julia Extra Band 0347 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Darcy , Carol Marinelli , Fiona Harper , Catherine George
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mit dem Kopf ganz woanders. Immer wieder wanderte sein Blick zu den unzähligen kleinen Notizzetteln an der Wand, die ihm dabei halfen, seine Geschichte zu strukturieren. Doch das eigentliche Problem war nicht die Struktur, sondern die Psyche seines Romanhelden. Unglücklicherweise hatte er Karl bereits in seinem ersten Buch Schweigende Tundra als Helden ohne sichtliche Gefühlsregungen eingeführt.
    „Ich habe für Sie und Ihre Frau heute Nacht ein Zimmer im Manchester Royal gebucht“, erklärte Martine und riss ihn aus seinen Gedanken.
    „Danke“, murmelte er. „Wie bitte?“
    Martine verdrehte die Augen und klatsche einen Ordner auf den Schreibtisch vor ihm. „Da ich offensichtlich Luft für Sie bin, mache ich mir jetzt einen Kaffee. Alle Infos sind in dem Ordner. Verlieren Sie ihn nicht!“
    Noah nuschelte etwas, das wie ein Okay klang. Dann riss er einen rosafarbenen Zettel von der Wand und ersetzte ihn mit einem orangenen aus einer zurückliegenden Zeitebene. Der Schlüssel zu Karls Charakter musste in seiner Vergangenheit liegen. Aber wo? Er suchte sein Notizbuch auf dem Schreibtisch, das von einem Ordner verdeckt war. Was machte der hier? Abwesend steckte er ihn in eine der Schubladen.
    Ein schlurfendes Geräusch hinter ihm ließ ihn aufhören. „Hast du schon das Hotel gebucht?“
    „Nein.“ Es war Grace, die antwortete. „Hat sich nicht Martine bereits darum gekümmert?“
    Er drehte sich um. Obwohl sie behauptete, sich inzwischen morgens besser zu fühlen, sah sie sehr müde aus. Ihre Haut war blass und unter ihren Augen hatten sich dunkle Schatten gebildet.
    „Wie geht es dir?“
    „Gut“, erklärte sie und versuchte munter und selbstbewusst zu klingen. „Ist alles vorbereitet für deinen Vortrag heute Abend?“
    Er schüttelte den Kopf. „Nein.“
    „Wieso nein? Soll ich nicht mitkommen? Noah, erklär es mir, bitte.“
    Sie sah bezaubernd in ihrer Blässe und Erschöpfung aus. Er ging zu ihr hinüber und streichelte ihre Wange. „Ich glaube, es wäre besser, wenn du hierbleiben würdest.“
    Er hatte im Internet ein Buch über Schwangerschaft gekauft und es in seinem Schreibtisch versteckt. Ihm war selbst nicht klar, warum er diesen Kauf so geheim halten wollte. Jedenfalls wäre es ihm unangenehm, wenn Grace ihn bei der Lektüre sehen würde. Sie wusste alles zu dem Thema, und er wollte nicht wie ein Idiot dastehen, der ständig Fragen stellt.
    Außerdem würde sie bestimmt denken, dass er kein Interesse hätte, wenn er nicht informiert war und nicht immer wieder Babysachen kaufen würde. Doch er hatte Interesse auf rein intellektueller Ebene. Es war eines der größten Wunder der Natur. In neun Monaten entwickelte sich aus einem winzigen Zellhaufen ein fertiger Mensch. Ja, das war wirklich faszinierend. Doch wenn er sich ausmalte, dass dieses Wunder in seinem Haus leben würde, überkam ihn wieder dieses seltsame Gefühl, das ihm ganz und gar nicht gefiel. Er fühlte sich hilflos und ohnmächtig. Einer größeren Macht ausgeliefert. Also war es besser, sich darauf zu konzentrieren, das Richtige zu tun und zu sagen. Nur so konnte er sich dem Thema erfolgreich nähern.
    Wenn Grace schon bei der Frage erblasste, was es zum Abendessen geben könnte, war das für Noah ein eindeutiges Stoppsignal. In den ersten Wochen der Schwangerschaft vertrug sie nur Vollkornkekse, Wasser und Spaghetti. Das war glücklicherweise vorbei. Inzwischen kochte er, worauf sie gerade Lust hatte – auch wenn es die seltsamsten Gerichte waren. Außerdem recherchierte er nach den modernsten Babyfons. All diese Dinge konnte er tun, ohne etwas zu vermasseln.
    Jedenfalls war ihm eines durch die Lektüre klar geworden: Eine lange Autofahrt kam für seine Frau nicht infrage. Er schüttelte den Kopf. „Du weißt, dass ich recht habe.“
    „Aber warum? Mir geht es gut. Es war doch Teil unserer Abmachung, dass ich dich zu deinen Veranstaltungen begleite.“
    Ach ja. Die Abmachung. In welcher Welt hatte er gelebt, als er sich das ausgedacht hatte? Jedenfalls nicht in der jetzigen.
    Es fiel ihm wie Schuppen von den Augen. Sie würde es für ihn tun, selbst wenn es ihr schlecht ging. Doch sie brauchte Ruhe. Und er brauchte 24 Stunden, in denen er nicht dass Gefühl hatte, ständig ihre Erwartungen erfüllen zu müssen und gleichzeitig zu versagen.
    „Geh wieder ins Bett und ruh dich aus. Wir sehen uns morgen Mittag, wenn ich zurück bin.“
    Es war einsam in dieser Nacht in dem großen Haus. In Noahs Haus. Obwohl sie fast

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