Julia Extra Band 0347
Manuskript überarbeitet und der Öffentlichkeit präsentiert wird, dachte sie.
Er sprang auf und küsste sie auf die Wange, bevor er aus dem Zimmer eilte. „Ich werde es ausdrucken!“, rief er vom Flur aus.
Grace verbrachte den Rest dieses wunderbaren Tages mit einer Decke auf dem Sofa. Draußen schien die Sonne, und Noah öffnete die bodenlangen Fenster für sie, sodass der warme Wind den Blumenduft aus dem Garten hereinwehte. Sie las das gesamte Manuskript, bis auf einen kleinen Teil, wo der Text plötzlich bei der Beschreibung einer Kampfszene mitten im Satz abbrach. Offensichtlich musste Noah noch technische Dinge recherchieren, bevor er die Szene zu Ende schreiben konnte.
Noah war die ganze Zeit im Flur auf und ab gelaufen, bis sie ihn weggescheucht und in die Stadt geschickt hatte, um fürs Abendessen einzukaufen. Er war nämlich zu ihrem Erstaunen ein wesentlich besserer Koch, als sie gedacht hatte. Er liebte es, frisch zu kochen und achtete auf Bioqualität. Das war etwas, dass sich Grace früher nicht oft leisten konnte. Umso mehr genoss sie es jetzt, nicht ständig Baked Beans aus der Dose essen zu müssen.
Als Noah mit vollen Einkaufstüten zurückkam, saß Grace inzwischen mit einer Tasse Tee in der Küche und fühlte sich schon viel munterer.
„Was denkst du?“, fragte Noah sichtlich nervös.
„Was hast du eingekauft?“, antwortete sie mit einem spitzbübischen Lächeln. „Ich verhungere.“
„Oh, wirklich?“
„Allerdings. Du sagst mir, was du kochen wirst, und ich sage dir, was ich von deinem Spion Karl halte.“
„Biest“, murmelte er und verstaute Gemüse im Kühlschrank, bevor er am Schluss ein ganzes Hühnchen aus der Einkaufstasche zog. „Gestern Abend hast du doch von einem guten alten Braten geschwärmt …“
Grace verzog das Gesicht und machte ein würgendes Geräusch. Der Anblick des kalten Fleischs in der Verpackung drehte ihr den Magen um.
„Habe ich mir gedacht“, erklärte Noah und packte es in die Tasche zurück. „Deshalb habe ich das hier …“ Mit schwungvoller Geste zog er eine Packung mit frischen Nudeln und eine Handvoll reifer Tomaten hervor.
Grace sprang auf. „Ich liebe dich!“
Noah schaute verdutzt.
„Ich meine … ich liebe, was du fürs Dinner ausgesucht hast.“ Sie zuckte verlegen die Achseln und war sich ihres künstlichen Lächelns bewusst. Wie hatte sie nur so etwas Dummes sagen können. Sie sah sein entgeistertes Gesicht.
Jetzt musste sie schnell zurückrudern und so tun, als sei nichts geschehen. Sie gab ihrer Stimme einen leichten und fröhlichen Klang.
„Das ist genau das, was ich gern essen wollte. Wie hast du das gewusst?“
Sein Gesicht entspannte sich ein wenig, und sie atmete erleichtert auf. „Ich weiß nicht. Ich habe es einfach gekauft.“
„Wie wäre es, wenn du mit den Vorbereitungen anfängst und ich dir beim Essen erzähle, was ich von deinem Buch halte?“
„Oh nein. Das war nicht der Deal.“
„Mir ist aber schon ganz schlecht vor Hunger.“
„Okay, hab schon verstanden.“
Noah beobachte, wie Grace die Linguine aufspießte und um die Gabel rollte.
„Ich glaube, ich weiß, welches Problem dein Held hat.“
„Wirklich?“
Nachdem sie die Nudeln heruntergeschluckt hatte, erklärte sie: „Er ist zu sehr darauf bedacht, sich selbst zu schützen. Er ist doch auf die Situation mit dem Mädchen vorbereitet worden, nicht wahr? Aber er bewegt sich ausschließlich auf sicherem Terrain. Scheinbar fehlt ihm der Mut, es zu verlassen.“
Noah legte die Gabel zur Seite und starrte sie an. „Aber dann wird er verletzbar und ist kein wahrer Held mehr.“
Grace schüttelte den Kopf. „Ich glaube, das Gegenteil wäre der Fall. Du solltest einfach mehr in die Tiefe bei ihm gehen.“
„Jetzt hörst du dich schon an wie mein Verleger“, schnaubte Noah.
„Du weißt, dass ich recht habe.“
Ja, das wusste er. Seine innere Stimme hatte es ihm zugeflüstert, doch er hatte sie ignoriert. Seit Monaten lebte er nun schon mit dieser Romanfigur, und er war sich nicht sicher, ob es überhaupt noch mehr Tiefe gab, in die er gehen könnte. Was würde er tun, wenn sich herausstellte, dass Karl genauso wie sein Schöpfer wäre?
Noah war so in seine Arbeit vertieft, dass er ziemlich gereizt reagierte, als Martine ihm vorschlug, die Termine der nächsten zwei Wochen durchzugehen. Aber es musste sein. Sein Vortrag in Manchester war schon heute Abend, und es gab noch einige wichtige Details zu besprechen.
Nur leider war Noah
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