Julia Extra Band 0347
teilte er ihr mit einem Funkeln in den Augen mit, ehe er sich seiner Frau zuwandte und sie bat, mit ihrer Geschichte fortzufahren.
Teresa de Sousas Recherche hatte sie zu José Luis Rocha Lima geführt, einem Vorfahren, der im achtzehnten Jahrhundert im Weinhandel tätig gewesen war. „Er hat viel Zeit in England in einer Stadt namens Ipswich verbracht.“
„Ipswich?“, fiel ihr Katherine ins Wort. „Dort hat auch Gainsborough gelebt!“
„Leider habe ich keine Dokumente, die beweisen könnten, dass der junge Mann auf dem Bild ein Rocha Lima ist.“ Teresa nahm ihren Sohn an der Hand und bat ihn, sich unter das Porträt zu stellen. „Aber Roberto ist Beweis genug, oder? Wenn ich sein Haar zurückbinde …“
Lachend wehrte Roberto ab. „Keine Bändchen und Schleifen!“
Während des Kaffees, den sie auf der Veranda tranken, unterhielten sie sich angeregt weiter. Schließlich konnte Katherine ein Gähnen nicht mehr unterdrücken, worauf Roberto sofort aufsprang.
„Du bist müde. Wenn wir morgen ausreiten, sollten wir früh aufstehen.“
„Ich brauche noch Reitstiefel“, erinnerte ihn Katherine.
„Ich glaube, ich habe ein passendes Paar“, sagte Teresa. „Schlafen Sie gut, cara. “
„Wann soll ich aufstehen?“, fragte Katherine, als sie mit Roberto in ihrem Zimmer angelangt war.
„Ich werde dich wecken.“ Er nahm Katherine in die Arme. „Ich würde dich so gerne lieben, amada “, flüsterte er heiser und küsste sie mit jäh aufflammender Leidenschaft, die Katherine ebenso heftig erwiderte.
„Du solltest jetzt lieber gehen, Liebster“, sagte sie atemlos.
Robertos Augen leuchteten auf. „Ich mag dieses Wort – sag es noch einmal.“
„Liebster …“
Sein fordernder Mund erstickte jedes weitere Wort. Am ganzen Körper zitternd löste er sich schließlich von ihr. „Das ist Folter“, stieß er hervor. „Wir sehen uns morgen.“
10. KAPITEL
Als es am nächsten Morgen an der Tür klopfte, war Katherine bereits fertig angezogen. Doch statt Roberto kam Teresa mit einem Paar Reitstiefel herein und hinter ihr Dirce mit dem Frühstückstablett.
„Bom dia“, sagte Teresa lächelnd. Sie bedeutete dem Dienstmädchen, das Tablett auf der Kommode abzustellen.
„Guten Morgen, Teresa. Wie schön, Sie haben an die Stiefel gedacht!“ Katherine probierte einen Stiefel an. „Mit Socken sind sie perfekt.“
Nach einem raschen Frühstück eilte Katherine nach unten und fand Roberto gestiefelt und gespornt auf der Veranda vor, wo er sich mit seinen Eltern unterhielt. Sobald er Katherine erblickte, nahm er mit eleganter Geste den Hut ab und verbeugte sich. In seinem Gaucho-Outfit sah er umwerfend männlich und herrlich verwegen aus.
„ Bom dia, Katherine.“ Mit blitzendem Lächeln warf er sich in die Brust. „Gefalle ich dir in meiner Arbeitskleidung?“
„Und wie!“
Antonio de Sousa reichte ihr einen schwarzen Gaucho-Hut. „Den werden Sie brauchen, Katherine.“
Lachend setzte Katherine den Hut auf und fragte Roberto. „Gut so?“
„Perfekt!“ Roberto nahm Katherine bei der Hand und ging mit ihr zu den Koppeln. „Hast du gut geschlafen?“, fragte er, sobald sie außer Hörweite waren.
„Nicht besonders.“
„Ich auch nicht. Mein Bett war leer ohne dich!“
Abrupt blieb sie stehen. „Hast du mich aus diesem Grund zu dir eingeladen? Damit ich mit dir ins Bett gehe?“
Seine Augen funkelten unter der Hutkrempe. „Nein. Das wäre schon aus Rücksicht auf meine Mutter nicht möglich, da wir weder verheiratet noch verlobt sind. Ich werde mich also in Geduld üben müssen, bis wir in Porto Alegre sind. Ich dachte, wir könnten dort vor deiner Rückreise ein, zwei Tage miteinander verbringen.“
„Und was werden deine Eltern denken, wenn wir allein nach Porto Alegre fahren?“
„Dass wir shoppen gehen – das kann man dort nämlich sehr gut“, erwiderte er unbekümmert und zog Katherine zu den beiden Pferden, die bereits fertig gesattelt waren und von je einem Gaucho am Zügel gehalten wurden. Katherine begrüßte die Männer auf Portugiesisch, was ihr ein warmes Lächeln eintrug, und strich ihrem Pferd über die Nüstern.
„Unsere Sättel sind anders als die in England“, warnte Roberto.
Tatsächlich bestand der Sattel nur aus Lederpolstern, Wolldecken und einem dicken Schaffell. Roberto befestigte Sporen an Katherines Stiefeln, half ihr dann auf den ungewohnten Sattel und passte die Steigbügel an.
„Früher ist eine Gaucha barfuß geritten“, erzählte
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