Julia Extra Band 0347
„Gloria ist einfach zu leichtsinnig.“
Katherine hatte eher den Verdacht, dass Gloria das absichtlich provoziert hatte. „Muss ich jetzt zu Fuß zurückgehen?“, fragte sie.
„Mein Pferd kann uns beide tragen“, erwiderte Roberto und gab Katherine einen Kuss.
Sie waren erst ein kurzes Stück geritten, als ihnen plötzlich Antonio in wildem Galopp entgegenkam. „ Deus, Roberto, was ist passiert?“, rief er atemlos. „Als Garoto allein zurückkehrte, bin ich sofort los. Sind Sie verletzt, cara? “, fragte er Katherine.
„Nur in meinem Stolz“, entgegnete sie mit einer Grimasse. „Ich bin vom Pferd gefallen – wie peinlich!“
„Das stimmt so nicht“, protestierte Roberto heftig. „Das Pferd ist durchgegangen und hat dich abgeworfen. Hast du Garoto untersucht, Papa?“
Vor Aufregung verfiel Antonio ins Portugiesische, und während Roberto zuhörte, verfinsterte sich seine Miene zusehends.
„In Garotos Hals steckten Dornen“, übersetzte Roberto für Katherine. „Ist Gloria in Garotos Nähe gewesen?“
„Ja“, sagte Katherine, da sie nicht einsah, weshalb sie Gloria schützen sollte.
An der Koppel angelangt, wollte Katherine schon absteigen, doch Roberto hielt sie zurück. „Ich werde dich tragen. Bevor du herumläufst, soll dich erst noch meine Mutter untersuchen.“
„Meine Frau hat viel Erfahrung mit Knochenbrüchen“, bestätigte Antonio, als Roberto Katherine vorsichtig aus dem Sattel hob.
„Ich habe mir sicher nichts gebrochen“, keuchte Katherine und ignorierte heldenhaft ihr schmerzendes Hinterteil.
Teresa kam aus dem Haus gerannt, und sogleich entspann sich zwischen den drei de Sousas eine erregte Unterhaltung. Als Katherine irgendwann schüchtern anmerkte, dass sie ins Bad wolle, trug Roberto sie, gefolgt von Teresa, sofort auf ihr Zimmer.
Schwer atmend legte er sie auf dem Bett ab, wofür Katherine sehr dankbar war. Sitzen wäre jetzt keine gute Option.
„Ich lasse Ihnen ein Bad ein“, sagte Teresa.
„Im Moment würde ich lieber duschen“, erwiderte Katherine. „Ich bin zu hart auf dem Allerwertesten gelandet, um gemütlich in der Wanne zu sitzen.“
„Ach, Sie Arme!“, rief Teresa bekümmert und wandte sich dann ihrem Sohn zu. „Geh nur. Ich werde Katherine behilflich sein.“
Roberto strich Katherine über das Haar. „Als du heruntergefallen bist, ist mir das Herz stehen geblieben“, raunte er und ging hinaus.
Teresa half Katherine beim Ausziehen und tastete sie anschließend mit geübten Bewegungen ab.
„Mir tut nur mein Hinterteil weh, sonst fehlt mir nichts“, sagte Katherine.
„Sie kriegen zum Sitzen ein extra Kissen.“ Ihr Blick verdüsterte sich. „Es wird Zeit, dass Ildefonso Soares seiner Tochter straffere Zügel anlegt.“
Nach dem Mittagessen liefen die Vorbereitungen für den ersten Weihnachtsfeiertag wieder auf Hochtouren. Teresa ließ ihr Mittagsschläfchen aus, um in der Küche mitzuhelfen. Sie schlug Katherine vor, sie solle sich auf der Veranda auf eine Liege legen und zusehen, wie für das Fest Tische und Stühle aufgestellt und Lichterketten zwischen die Bäume gehängt wurden. Doch nach einer Weile hatte Katherine genug vom Zuschauen. Sie stand auf und ging zum Küchenbereich, wo eine fröhliche Betriebsamkeit herrschte.
„Brauchen Sie etwas, Katherine?“, fragte Teresa lächelnd.
„Ich würde gern mithelfen.“
„Gut.“ Teresa zog sie in die Mitte des großen Raums, der von köstlichem Duft erfüllt war. „Escuta!“, rief sie laut. Worauf sich alle Gesichter ihr zuwandten. Sie sprach mit den Frauen ein paar Sätze auf Portugiesisch und sagte dann zu Katherine: „Ich habe ihnen erklärt, dass Sie helfen wollen. So, jetzt stelle ich Ihnen die Frauen erst einmal vor. Dirce kennen Sie ja bereits. Dies ist Maria, unsere Köchin und die Mutter von Dirce, das ist Lourdes, Marias Schwester, und dies sind die Töchter von Lourdes, Ana und Zelia.“ Die Frauen lächelten schüchtern und murmelten einen Willkommensgruß. Dann widmeten sich Maria und Lourdes wieder den Bergen von Fleisch, das für das churrasco in Stücke geschnitten werden musste, und die jungen Mädchen kehrten zu ihren kleinen, lecker duftenden Kuchen zurück.
„Können Sie kochen, cara? “, erkundigte sich Teresa.
„Ja, sogar ganz gut. Was wird denn gebraucht?“
„Hm, eine Nachspeise wäre gut.“
„Ich könnte zwei Trifles machen, ein typisch englisches Dessert“, schlug Katherine vor. Sie listete die Zutaten für den Biskuitteig und die
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