Julia Extra Band 0349
hätte. War er sich überhaupt bewusst, dass er es tat?
Fest entschlossen, ihn zu wecken, kehrte Honor ins Zelt zurück. Sie musste handeln, bevor es zu spät war. „Los, Schlafmütze, wach auf! Ich bin dran.“
Jetzt noch einmal zu ihm ins Bett zu kriechen würde das Unausweichliche nur hinausschieben. In der Nacht war Honor aus tiefster Verzweiflung zu ihm geschlüpft, und er hatte nichts gefordert, nur seine Lippen auf ihren Nacken gedrückt. Dass sie wach gewesen und es gespürt hatte, hatte Rob sicher nicht geahnt.
Sie würde ihm sehr wehtun.
Unsanft stieß sie ihn mit dem Fuß an.
„Hast du mich getreten?“ Rob öffnete die Augen und blinzelte verwirrt zu ihr hoch.
„Nein. Ich habe dich mit dem Fuß angestupst. Los. Ich bin mit Schlafen dran. Geh schwimmen oder irgendwas.“
Er setzte sich auf und musterte sie vorsichtig. „Du kommst nicht wieder zu mir ins Bett?“
Honor stand etwas gebückt, weil das Zelt nicht so hoch war, und blickte auf ihn herab. „Ich … nein, Rob. Und spar dir diesen umwerfenden Verführerblick, ich räume gern ein, dass du mich mühelos umstimmen und dazu bringen könntest, mich auszuziehen“, sie ignorierte, wie seine Augen vor Leidenschaft aufleuchteten, „aber Tatsache bleibt, dass ich es nicht will.“
Sie wartete auf eine Reaktion. Eine Minute verging, aber er schwieg noch immer. Schließlich sank Honor neben ihn auf die Matratze. Besiegt.
„Ich fahre morgen weg“, sagte er leise.
„Ja, ich weiß.“
„Und du willst nicht?“
„Irgendwann müssen wir ja damit aufhören.“
„Lass uns morgen aufhören.“
„Nein, Rob. Für mich ist heute Schluss.“
Er presste die Lippen zusammen und griff nach ihr.
„Fass mich nicht an!“ Nach allem, was sie miteinander geteilt hatten, wollte Honor ihn nicht mit ihrer Heftigkeit kränken. „Bitte. Wenn du mich berührst, werde ich nachgeben, und das will ich nicht. Deshalb bitte ich dich, zu respektieren, dass ich dies nicht länger schaffe.“
Bei den letzten Worten versagte ihr fast die Stimme. Verdammt.
Seine Miene verfinsterte sich, und Honor wurde unendlich traurig.
„Rob …“
„Das war’s dann also. Das Spiel ist aus.“
„Früher oder später musste es ein Ende nehmen.“
„Wer sagt das?“
Seit dem Tag am Strand hatte sie Rob nicht mehr so wütend erlebt. „Ich. Du kannst natürlich allein weitermachen, aber es wird nicht ganz dasselbe sein, oder?“, spottete sie schonungslos, weil sie sicherstellen musste, dass er verstand.
Es war vorbei.
Rob stand auf, schnappte sich seine Shorts und schob sich an ihr vorbei aus dem Zelt.
Sie könnte ihn einfach gehen lassen … Nur spürte sie, wie sehr sie ihn verletzt hatte, und sie hatte das dringende Bedürfnis, es besser zu erklären. Gerade als sie gebückt aus dem Zelt trat, wollte er – jetzt teilweise bekleidet – wieder hinein, und sie prallte gegen ihn. Automatisch legte er die Arme um Honor, damit sie nicht stürzte.
„Ist dir klar, dass man so etwas nicht jeden Tag erlebt?“ Um zu bekräftigen, wie gut sie körperlich zusammenpassten, zog Rob sie fest an sich. Er tippte erst an ihre, dann an seine Stirn. „Oder das?“ Seine Stimme klang rau, als er die Hand von ihrem Herzen zu seinem und wieder zurück bewegte und fragte: „Oder dies? Fällt es dir so leicht, es einfach wegzuwerfen, Honor?“
„Ich will weder das noch dies“, sie berührte ihren Kopf und ihr Herz, „und es ist nicht fair von mir, dich nur körperlich zu begehren. Es ist nicht richtig.“
„Aber du begehrst mich?“ Fast schüttelte Rob sie, bevor er sie fluchend von sich schob und ihr den Rücken zuwandte.
Tränen stiegen ihr in die Augen. „Natürlich begehre ich dich. Es ist wunderbar gewesen. Ein Geschenk.“
Rob bückte sich, um seine Schuhe anzuziehen, und Honor beobachtete das Spiel seiner Muskeln. Einem Mann wie ihm würde sie nie wieder begegnen. „Nur kann ich dir nicht mehr geben als das. Ich habe nichts übrig, was ich geben kann.“
Er drehte sich wieder zu ihr um. „Verdammt noch mal, ich nehme es.“
„Das ist nicht dein Ernst. Du hast so viel mehr verdient.“
„Ich habe deiner Meinung nach eine Partyprinzessin ohne einen Funken Verstand verdient. Dafür tauge ich, ja? Oder höchstens für ein paar schnelle Nummern in der Lagune?“
Entsetzt sah Honor ihn an. „Rob, nein.“
„Hilf mir, es zu verstehen. Im Moment klingt das nämlich beunruhigend vertraut. Niemals ganz gut genug. Ausreichend für eine nette Zeit, aber nicht
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