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Julia Extra Band 0349

Julia Extra Band 0349

Titel: Julia Extra Band 0349 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Stephens , Kim Lawrence , Sandra Marton , Nikki Logan
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und nie in einem guten Licht. Nur hatte er bisher keine Verbindung zwischen diesem Orsini und seinem Freund Dante hergestellt.
    Es musste schwer gewesen sein, in einer solchen Atmosphäre aufzuwachsen, selbst für die Orsini-Brüder. Und erst recht für Mädchen …
    „Meine Brüder haben schon als Teenager mit unserem Vater gebrochen. Für Anna und mich war es schwieriger. Brave italienische Mädchen sagen ihrem Vater nun mal nicht, dass er zur Hölle fahren soll. Unserer Mutter zuliebe haben wir immer so getan, als wüssten wir die Wahrheit nicht. Es hat uns stärker gemacht.“
    Sie lachte traurig, dann wurde ihr Ton leichter. „Aber jetzt sind wir quitt. Anna ist Rechtsanwältin geworden, und sie ist gut. Ich weiß noch, wie unser Vater meinte, er hätte jetzt seinen eigenen consigliere . Da hat Anna sich vor ihm aufgebaut und gefaucht, sie würde eher die Borgias verteidigen als ihn.“
    Rio grinste. „Ich mag deine Schwester schon jetzt. Und du? Wie hast du rebelliert? Warte, sag nichts. Du willst Dinge hegen und pflegen – das genaue Gegenteil von dem, was dein Vater in seiner Welt tut. Und du willst dir die Hände schmutzig machen, aber im wörtlichen, nicht im übertragenen Sinn.“
    „Wow.“ Sie lächelte. „Bist du etwa auch Psychiater und Philosoph?“
    „Ich bin vieles“, antwortete er nach kurzem Überlegen. „Manches davon ist gut, manches eher schlecht. Das wirst du selbst feststellen, wenn du mich erst besser kennst.“ Er räusperte sich. „Ich hoffe, dass in deinen Augen das Gute in mir überwiegt. Und dass du … dass du dir vielleicht etwas aus mir machst.“
    „Ich werde dich immer gernhaben“, flüsterte Isabella.
    Urplötzlich erkannte Rio die Wahrheit.
    Er hatte sich in sie verliebt.
    Die Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag. Er hatte nie nach Liebe gesucht. Er glaubte nicht an die Liebe. Wie hatte das passieren können? Darauf hatte er keine Antwort, er wusste nur mit absoluter Sicherheit, dass es passiert war. Er hatte sich Hals über Kopf in eine Frau verliebt, die ihn für einen anderen Mann hielt, als er war.
    Sag es ihr. Sag es ihr …
    „Du bist dran.“
    Abrupt sah er zu ihr. „Wie bitte?“
    „Etwas von dir zu erzählen.“
    Unmöglich. Nicht solange sie in der Luft waren. Wenn er ihr seine Lüge beichtete, dann wollte er sie in die Arme ziehen können, wollte sie halten und küssen und ihr begreiflich machen, dass es nicht wichtig war, ob er sich Rio oder Matteo nannte, weil es ein und derselbe Mann war.
    „Ich möchte etwas von dem kleinen Waisenjungen erfahren“, bat sie leise. „Und wie er zu dem Mann geworden ist, der du heute bist.“
    Rio nickte. Kein Mensch kannte bisher seine Geschichte, aber ihr würde er alles sagen. Wenn es so weit war, würde sie sicher sein können, dass er sie bei den wirklich wichtigen Dingen nie angelogen hatte.
    Also erzählte er ihr, wie er aus dem Waisenhaus weggelaufen war und auf den Straßen von Neapel gelebt hatte. Er beschrieb ihr die ungeschönte Wahrheit. Von den Laden- und Taschendiebstählen, von den Autos, in die er eingebrochen war, um Wertsachen zu entwenden. Er erzählte nüchtern und emotionslos, suchte keine Entschuldigungen. Und je mehr er erzählte, desto mehr fragte er sich, ob er nicht einen Fehler machte,
    Was würde Isabella von ihm halten, wenn sie die Details aus seiner Jugend kannte? Doch es war zu spät, um noch einen Rückzieher zu machen. Sie hatte ein Recht darauf, alles über Matteo Rossi zu erfahren – und wie er zu Rio D’Aquila geworden war.
    „Mit siebzehn erwischte mich die Polizei. Ich kam mit einer harmlosen Strafe davon, aber ich wusste, sobald ich volljährig wäre, würde das anders sein. Darum habe ich mich auf einem Frachter versteckt und bin in Brasilien gelandet. Ich war völlig abgebrannt und hatte grässliche Angst. Tausendmal dachte ich daran, auf einem Schiff anzuheuern und wieder nach Hause zurückzufahren. Aber ich hatte kein Zuhause, zu dem ich hätte zurückkehren können. Darum bin ich schließlich an Bord gegangen – um noch einmal bei null anzufangen. Eine neue Welt, ein neues Leben, ein neues Ich.“ Er lachte gepresst. „Nun, was denkst du, cara? Eine traurige Geschichte wie aus einem schlechten Film?“
    „Ich denke“, erwiderte sie sanft, „dass du ein verängstigter, mutiger und ganz erstaunlicher Junge gewesen sein musst.“ Sie nahm seine Hand. „Du hast getan, was du tun musstest, und du hast dir ein neues Leben aufgebaut.“
    Unendliche Erleichterung

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