Julia Extra Band 0349
musste Nero sich eingestehen. Genau das war das Problem. Und je mehr Spielchen Amanda mit ihm trieb, desto größer wurde sein Interesse.
Amanda stieg aus dem Flugzeug und sah sich neugierig um. Nachdem sie alle aktuellen Reiseführer über Argentinien gelesen hatte, wusste sie immer noch nicht das Geringste über Neros Ranch. Sie konnte kaum erwarten, endlich mit eigenen Augen zu sehen, wo er lebte.
Zum ersten Mal in ihrem Leben genoss sie die Vorzüge eines privaten Flugs. Ihre Ausweise waren bereits im Flugzeug kontrolliert worden, und auf dem Rollfeld wartete eine elegante schwarze Limousine auf sie.
Für einen Moment blieb Amanda stehen und spürte die Sonne auf ihrer Haut. Nach der Londoner Kälte genoss sie die wunderbar warme Luft. Am leuchtend blauen Himmel zeigte sich keine Wolke, und als sie langsam die Treppe hinunterstieg, sog sie tief den würzigen Duft Argentiniens ein.
Zu ihrer Überraschung winkte Nero den Chauffeur fort, der vor der Limousine wartete, dann öffnete er selbst die Beifahrertür für Amanda. Sobald sie es sich in dem weichen Ledersitz bequem gemacht hatte, schloss er die Tür und setzte sich selbst hinter das Steuer.
Staunend sah sie zu, wie er ungehindert die Absperrungen passierte, als würden sie gar nicht existieren. Sobald die Männer hinter den Schranken Nero erkannten, beeilten sie sich, zu öffnen. Die Wachen salutierten, als würden königliche Hoheiten in der Limousine sitzen.
Das ist vielleicht gar nicht so weit von der Wahrheit entfernt, überlegte Amanda. Sie warf Nero einen raschen Seitenblick zu. Der König des Polospiels sah heute Morgen noch beeindruckender als üblich aus. Dunkel und gefährlich wie ein Prinz der Finsternis. Trotz ihrer besten Vorsätze konnte sie nicht verhindern, dass ihr Herz bei seinem Anblick rascher schlug. Welche Frau hatte nicht ab und zu Lust auf ein wenig Gefahr?
„Schnallen Sie sich heute auch noch mal an?“
Amanda fuhr zusammen, als Neros raue Stimme ihre schlüpfrigen Gedanken unterbrach. Ohne ein Wort befestigte sie den Sicherheitsgurt.
Geschieht mir recht! schalt sie sich in Gedanken. Ein Mann wie Nero war etwas für erfahrene Vollblutfrauen. Sie selbst sollte lieber bei ihren Ponys im Stall bleiben, damit kannte sie sich wenigstens aus.
Mit hohem Tempo fuhr Nero über die Schnellstraße in Richtung Stadt, doch Amanda war nicht nur wegen der Geschwindigkeit angespannt. Sie hätte nur die Hand ausstrecken müssen, um ihn zu berühren. All ihre Sinne waren erwacht, und vergeblich versuchte sie die Erinnerung an den gemeinsamen Tanz zu verdrängen. Wie gut und sicher sie sich in Neros starken Armen gefühlt hatte!
Er dagegen schien sich nicht im Geringsten für sie zu interessieren. Er brach das Schweigen nur, um ihr mitzuteilen, dass er für sie ein Zimmer in einem Hotel in Buenos Aires gebucht hatte. Dort konnte sie sich von dem langen Flug erholen.
„Danke“, murmelte Amanda.
Offensichtlich wollte Nero sich nicht mit ihr unterhalten, und sie war es nicht gewohnt, mit Männern zu plaudern. Zwar interessierten sie sich beide für Pferde, aber ohne den Prinzen, der ihr die Stichworte gab, fiel ihr nichts ein, was sie hätte sagen können.
Nero fuhr den Wagen, wie er Polo spielte: schnell und mit großem Selbstvertrauen. Immer wieder musste Amanda ihn anschauen. Er sah aus wie die Verkörperung des feurigen Liebhabers. Sein Bart hatte den Kampf gegen den Rasierer gewonnen. Auch heute trug er enge Jeans, und aufgerollte Hemdsärmel gaben den Blick auf seine muskulösen Oberarme frei.
Wie wird es sein, mit ihm zu arbeiten? fragte sich Amanda. Alles in seinem Leben ging nach seinen Wünschen und Vorstellungen. Sie war gespannt, was passieren würde, wenn er mit einer Frau zusammenarbeitete, die eine ebenso klare Vorstellung von ihrer Arbeit hatte.
Als sie die Randbezirke der Stadt erreichten, säumten verfallene Hütten die Straße. Beim Anblick der riesigen Elendsviertel vergaß Amanda ihre Sorgen. Plötzlich verstand sie noch besser, wie wichtig es Nero war, junge Leute in Not zu unterstützen. Ich werde Seite an Seite mit ihm kämpfen! nahm sie sich vor. Das Projekt war es wert, ihre eigenen Gefühle zurückzustellen.
„Das ist Villa 31“, erklärte Nero, als er Amandas Interesse an ihrer Umgebung bemerkte. „Diese Siedlung besteht seit über fünfzig Jahren und wächst mit jedem Tag. Aber zerbrechen Sie sich deshalb nicht den Kopf. Auf uns wartet mehr als genug Arbeit.“
Er blickte starr geradeaus, während er
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