Julia Extra Band 0349
gewalttätigen Vater misshandelt worden, und seine Großmutter hatte ihm ihre Gefühle nie zeigen können.
„Aber kein Grund, so bedrückt dreinzuschauen“, sagte Nero mit einem Schulterzucken. „Ich habe dir die Narben nur gezeigt, damit du siehst, dass sie mich nicht verändert haben. Mein Vater hat nicht gewonnen. Und darum habe ich das Projekt aufgebaut, Amanda. Es ist unsere Vergangenheit, die uns antreibt. Du musst lernen, sie als Sprungbrett zu sehen, nicht als Hindernis“
Vielleicht hat die Vergangenheit Nero nicht verändert, dachte Amanda, als er zu seinem Pferd ging. Aber sie hatte ihn geformt. Würde er sich je auf einen anderen Menschen einlassen? Würde er jemals wagen zu lieben?
„Komm mit zurück zur Ranch, Amanda.“
„Wer zuerst da ist!“, stimmte sie zu.
Als sie sich dem Hof näherten, zügelte er seinen Hengst. Er wollte Amanda nicht verletzen, aber nichts hatte sich geändert: Er wollte sie noch immer.
11. KAPITEL
Es muss am Tango liegen! dachte Amanda.
Bisher war sie mit ihrem geordneten Leben zufrieden gewesen. Aber der Tango hatte ihr gezeigt, wie sehr sie sich nach Leidenschaft sehnte.
Die Tage nach dem Polomatch waren mit Partys angefüllt. Damit sie sich nicht völlig blamierte, hatte Ignacio zugestimmt, ihr Tanzstunden zu geben. Die Scheune diente zahlreichen Zwecken, hatte Amanda festgestellt, nicht nur einem Treffen mit Nero, sondern auch als diskreter Übungsraum.
Zur ersten Stunde erschien Ignacio mit einem tragbaren CD-Player und Tangomusik. Er trainierte seine Schülerin mit einer Mischung aus Strenge und Geduld, die auch bei den Poloponys Wunder wirkte.
Sie würde niemals eine echte Profitänzerin werden, aber nachdem Ignacio mit ihr fertig war, hatte sie eine Menge dazugelernt.
„Hab keine Angst, dich gehen zu lassen, Amanda“, riet ihr der alte Cowboy. „Dann ist der Kontrast zu den kontrollierten Bewegungen viel ausdrucksvoller. Wenn du diese Kunst beherrschst, wirst du die Zuschauer von ihren Sitzen reißen“, versicherte er.
Aber würde sie auch Nero vom Sitz reißen? Irgendwie zweifelte Amanda daran.
Als Amanda den Raum betrat, konnte Nero seinen Blick nicht von ihr abwenden. Heute Abend sah sie einfach atemberaubend aus!
Die Verwandlung von der Eisjungfrau zur heißblütigen Tango-Königin war rundum gelungen.
Sie war die aufregendste Frau auf der ganzen Party. Er bemerkte, wie die anderen Männer ihr nachschauten.
„Amanda …“
Doch einer der attraktiven Stallburschen hatte sie vor ihm erreicht. Zähneknirschend sah Nero zu, wie der junge Mann sie auf die Tanzfläche führte.
Vom anderen Ende des Raumes prostete ihm Ignacio mit einem Augenzwinkern zu. Anscheinend gab es immer noch einige Lektionen, die er von dem alten Gaucho lernen konnte.
Offensichtlich waren Ignacio und Amanda fleißig gewesen. Die Frau kann tanzen! stellte Nero anerkennend fest. Er hob sein Glas zu Ignacio, der das Lob verstand und dankend den Kopf neigte.
Amanda tanzte mit jedem im Raum, selbst mit den Jungen aus der Projektarbeit. Schließlich hielt Nero es nicht länger aus. Bevor der nächste Mann zu ihr trat, war er in Sekundenschnelle bei ihr.
Sie sah zu ihm auf. Ihre Lippen waren voll und rot.
„Nero“, murmelte sie herausfordernd.
Ihre Haare waren wie üblich streng zurückgebunden, doch heute konnte er ihr verzeihen, denn der Stil passte hervorragend auf eine Tango-Party. Dunkler Lidschatten ließ ihre Augen noch mehr als sonst strahlen. Sie sah hinreißend aus und duftete verführerisch.
Und das Kleid … Was für ein Kleid! dachte Nero atemlos. Silbern schimmernd, mit tiefem Ausschnitt und geschlitzt bis zum Oberschenkel. Ein Kleid, wie es eine professionelle Tangotänzerin tragen würde.
Sie war die perfekte Partnerin für ihn, und vom Rande der Tanzfläche aus beobachtete sie Ignacio. Der alte Gaucho wusste längst, dass Nero in Amanda das passende Gegenstück gefunden hatte. Mit großem Vergnügen hatte er sie unterrichtet, damit sie sich auf der Tanzfläche neben Nero behaupten konnte.
Behaupten? Amanda war unglaublich! Sie schien in Flammen zu stehen. Mittlerweile hatten sich alle im Raum um die Tanzfläche versammelt, um ihr zuzuschauen.
Nero spürte, dass er mit einer neuen Amanda tanzte; einer starken Frau, die zu sich selbst gefunden hatte und wusste, was sie von ihrem Leben wollte – und das war sicherlich mehr als Polo. Aber Nero wusste auch, dass Amanda noch andere Bedürfnisse hatte, Bedürfnisse, die nur er stillen konnte.
„Wohin
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