Julia Extra Band 0349
blitzschnellen Bewegung zog er sie wieder in die Arme. „Ich will aber nicht reden“, murmelte er.
Um seine Worte zu bekräftigen, neckte er sie mit seiner Zunge und seinen Zähnen. Amanda stöhnte auf. Ihr war, als würde ihr Körper in Flammen stehen. Doch noch immer hatte Nero ihre vollen Lippen nicht in Besitz genommen. Amanda presste sich enger an ihn. Sie wollte ihn, und es gab nichts, was sie dagegen tun konnte.
Endlich fanden seine Lippen ihren Mund. Seine Zunge drang tief ein und gab ihr einen Vorgeschmack auf die Lust, die er ihr bereiten konnte. Amanda vergaß alles um sich herum. Mit einem heiseren Aufstöhnen reckte sie sich ihm entgegen.
Plötzlich trat Nero einen Schritt zurück. Verwirrt, als würde sie aus einem Traum auftauchen, sah sie ihn an. Dann begriff sie. Sie war von einem Meister der Selbstbeherrschung hereingelegt worden.
Wie hatte sie das zulassen können? Es musste an dem fremden Land liegen, an der exotischen Umgebung, dem Wind, der durch die Bäume rauschte. Sie war verloren in dieser weiten, endlosen Steppe.
Es war ihr Fehler! Energisch band Amanda ihre Haare zu einem Zopf zusammen. Sie hoffte, dass Nero die Geste verstand. Die kurze Episode der Leidenschaft war ein für alle Mal vorüber.
Wem will ich hier eigentlich etwas vormachen? fragte sie sich bitter. Sicher nicht Nero. Der Argentinier betrachtete sie amüsiert. „Meinetwegen brauchst du dir die Haare nicht zusammenzubinden.“
Sie zuckte nur mit den Schultern und wandte sich ab, um Misty zu suchen. Als Nero mit einem harten Griff ihren Arm packte, schnappte sie nach Luft.
„Wieso läufst du immer vor mir weg, Amanda?“
„Das tue ich nicht.“
„Hör auf zu lügen! Als ich dich geküsst habe, habe ich genau gemerkt, dass du mich willst.“
„Dass ich dich will?“, wiederholte sie mit gespielter Überraschung, obwohl sie wusste, dass sie ihm nichts vormachen konnte.
„Du weißt genau, was ich meine“, beharrte Nero.
Sie hielt seinem Blick stand. „Ach ja?“, gab sie kalt zurück.
„Ich habe dich auf der Tanzfläche gesehen, Amanda, und ich habe miterlebt, wie du dich wieder in dein Schneckenhaus zurückgezogen hast. Aber ich kann einfach nicht verstehen, warum du nicht ein einziges Mal loslassen kannst! Wage etwas! Gehe ein Risiko ein! Das ist das Leben, Amanda.“
„Und was wäre dann?“ Amanda lachte bitter. „Ich würde doch nur alles falsch machen.“
„Fehler machen ist menschlich.“
Amanda warf die Zügel über Mistys Hals und wollte gerade aufsteigen, als Nero sie zurückhielt. „Als ich ein kleiner Junge war, hatte ich nur Unfug im Kopf. Ich habe mich ständig in Schwierigkeiten gebracht und nie getan, was ich sollte.“
„Ach, soll ich jetzt etwa überrascht sein?“, fragte Amanda trocken. „Aber nach allem, was Ignacio mir über deine Großmutter erzählt hat, nehme ich an, dass sie dir die Flausen schnell wieder ausgetrieben hat, nicht wahr?“
Nero lachte. „Ja, so könnte man es ausdrücken. Sie hat mir eine wichtige Lektion erteilt.“
Amanda streichelte Mistys seidiges Fell. „Wie alt warst du damals?“
„Ich war gerade zwölf geworden, als meine Großmutter mich auf den entscheidenden Ausritt mit in die Pampa genommen hat. Wir haben nicht viel Proviant mitgenommen.“ Nero schüttelte bei der Erinnerung den Kopf, als könnte er noch immer nicht glauben, was damals passiert war. „Mit zwölf denkst du, du wüsstest alles, du wärst unsterblich und unbesiegbar.“ Er lachte auf. „Großmutter hat mir gesagt, wir würden nicht lange unterwegs sein.“
Amanda zwinkerte ihm zu. „Und du warst gar nicht misstrauisch?“
„Wieso sollte ich?“ Nero runzelte die Brauen. „Wir reden hier über meine Großmutter.“
„Ganz genau“, entgegnete Amanda trocken.
Nero lächelte schief. „Spätestens als sie mich gefragt hat, ob ich auch genug Wasser dabeihabe, hätte ich etwas ahnen sollen. Aber damals war ich noch sehr vertrauensselig.“ Er rieb über sein Kinn.
„Ich nehme an, deine Großmutter hat dich allein in der Pampa sitzen lassen“, warf Amanda ein.
„Ja. Das hat sie“, bestätigte Nero. „Wir haben unsere Zelte aufgebaut, und während ich Siesta gemacht habe, hat sie sich heimlich weggeschlichen. Immerhin hat sie sich vorher davon überzeugt, dass ich wenigstens ein bisschen zu essen habe.“
„Hast du denn nicht gehört, wie sie weggeritten ist?“
„Meine Großmutter hat die Hufe von ihrem Pferd mit Tüchern umwickelt und es dann weggeführt. Als
Weitere Kostenlose Bücher