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Julia Extra Band 0350

Julia Extra Band 0350

Titel: Julia Extra Band 0350 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Jordan
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Reise“, wechselte Sergej unvermittelt das Thema. „Haben Sie viele Länder besucht?“
    „Einige.“ Sie lächelte, froh, den Laden vergessen zu können. „Ich habe mir einen Interrailpass besorgt und bin mit dem Zug quer durch Europa gefahren. Moskau war meine letzte Station.“
    „Was Ihren Rückflug erklärt, den Sie vor ungefähr zwei Stunden verpasst haben.“
    Eine Bemerkung, die Hannah unsanft auf den Boden der Tatsachen zurückkehren ließ. „Genau.“
    „Mit meiner Hilfe sollte es eigentlich ohne Probleme möglich sein, Sie auf einen anderen Flug morgen umzubuchen.“
    Sie atmete erleichtert auf, auch wenn sie sich andererseits wünschte, dieser Abend würde niemals enden. Wenn man Sergej glauben konnte, dann würde sie in nur vierundzwanzig Stunden wieder zurück in Hadley Springs sein. „Ich nehme an, Sie kennen wirklich einflussreiche Menschen“, sagte sie ehrlich beeindruckt.
    Er zuckte gelassen die breiten Schultern. „In Russland dreht sich alles darum, gute Verbindungen zu haben.“
    „Nun, ich kenne sie offensichtlich nicht. Denn die Lady in der Botschaft war zwar sehr freundlich …“
    „Freundlich?“, unterbrach er sie amüsiert. „Sie war doch wohl eher eine missmutige Zicke, die sich nicht im Geringsten für die Probleme der unglücklichen Reisenden interessiert, die sie um Hilfe bitten.“
    „Denken Sie eigentlich von allen Menschen nur das Schlechteste?“
    „Von Ihnen habe ich nicht das Schlechteste gedacht“, sagte er bedeutsam.
    „Und was wäre das Schlechteste, das man von mir denken könnte?“, fragte sie neugierig.
    „Dass Sie es ganz bewusst darauf angelegt hätten, sich in meiner Gegenwart von Taschendieben bestehlen zu lassen, damit ich Ihnen helfe …“
    Sie verschluckte sich fast an ihrem Wein. „Wie bitte?“
    „Und dann flirten Sie mit mir auf Teufel komm raus und erschleichen sich den Weg in mein Wohlwollen und vermutlich in mein Bett.“
    Einen Moment verschlug es ihr die Sprache. „Gibt es wirklich Frauen, die so etwas tun?“
    „Gelegentlich.“
    Ungebeten tauchte vor ihrem geistigen Auge ein verlockendes Bild auf: sie in seinem Bett. „Und diese Frauen lassen sich nicht einmal von Ihrem mürrischen Verhalten abschrecken?“
    Jetzt grinste er über das ganze Gesicht, so jungenhaft und ansteckend, dass Hannah sein Lächeln sofort erwiderte. „Ich wünschte, es wäre so.“
    „Natürlich. Es muss schon sehr anstrengend sein, sich all dieser Frauen zu erwehren. Wie schaffen Sie es nur unbelästigt die Straße hinunter?“
    „Mit Mühe.“
    „Sie Ärmster.“
    Immer noch lächelnd schenkte er ihr Wein nach, Wein, den sie am besten nicht mehr trank, weil sie sich bereits herrlich beschwipst fühlte. „Aber wir sind vom Thema abgekommen. Wir sprachen von Ihrer Reise. Warum war sie Ihnen so wichtig?“
    „Weil ich bis dahin nie weggekommen bin“, antwortete Hannah schlicht. „Ich habe mein ganzes bisheriges Leben in einer Kleinstadt im Hinterland von New York verbracht.“
    „Haben Sie nicht studiert?“
    „Auf der staatlichen Universität von Albany, nur eine Stunde von Hadley Springs entfernt.“
    „Und was haben Sie studiert?“
    „Literatur. Schwerpunktmäßig Lyrik. Zugegeben, damit kann man nicht viel anfangen. Meine Eltern wollten, dass ich Betriebswirtschaft studiere.“ Sie verstummte und wurde nachdenklich. Der Laden. Alles hatte sich immer nur um den Laden gedreht. Ihr Groll überraschte sie. Warum hatte sie nicht schon früher so gedacht? Weil sie noch nie jemandem wie Sergej begegnet war, der Fragen stellte und Zweifel weckte. Und der so unglaublich aufregend war.
    „Aber Sie haben an Ihrem Literaturstudium festgehalten?“
    Sie blickte auf. „Ich habe es abgebrochen.“ Ihr Ton deutete nicht an, wie schwer es ihr damals gefallen war.
    „Warum?“
    Hannah bemerkte das Mitgefühl in seinem wissenden Blick und fragte sich, wie er es nur schaffte, sie so gut zu durchschauen. „Mein Vater hatte diesen schweren Schlaganfall, als ich zwanzig war, und seine Pflege und der Laden waren für meine Mutter zu viel. Deshalb kehrte ich nach Hause zurück, um ihr zu helfen. Eigentlich hatte ich vor, mein Studium wieder aufzunehmen, aber …“
    „Sie haben es nie getan“, vollendete Sergej ihren Satz.
    Sie zuckte resigniert die Schultern. Was hatte es für einen Sinn, sich über Dinge den Kopf zu zerbrechen, die längst vergangen waren. „Aber eines Tages gehe ich wieder an die Universität zurück, das habe ich mir geschworen.“
    „Um

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