Julia Extra Band 0350
T-Shirt.
Aber das war nur eine physische Reaktion und hatte keinerlei Bedeutung. Und er würde nicht zulassen, dass es Bedeutung bekam.
Marco zog die Tür auf. „Ich werde Sie im Auge behalten, Dr. Wrightington. Sollte ich auch nur den geringsten Verdacht haben, dass Sie den Erfolg dieses Projekts durch Ihr Verhalten gefährden, werde ich die Gesellschaft auffordern, Sie durch jemand anderen ersetzen zu lassen.“
„Das können Sie nicht tun“, protestierte Lily. Dieses Projekt bedeutete ihr sehr viel und es gab bereits Pläne für eine Dokumentation im Fernsehen. Natürlich würde das ihrer Karriere einen enormen Schub nach vorn versetzen, noch wichtiger allerdings war es ihr, ein breites Publikum zu erreichen und die Menschen wissen zu lassen, wie groß der Einfluss italienischer Kunst auf alle möglichen Aspekte des Lebens in Großbritannien war, von der Architektur über die Literatur und die Gartengestaltung bis hin zur Mode und darüber hinaus.
Lily wollte auf keinen Fall aus diesem Projekt ausgeschlossen werden. Marco war ein einflussreicher Mann, und er hatte bereits jetzt eine negative Meinung über sie. Es sollte sie eigentlich nicht interessieren, was er über sie dachte, dennoch verspürte sie einen scharfen Stich. Warum eigentlich? Im Grunde war sie sogar froh darum, dass er sie nicht mochte. Oder?
Noch immer hielt Marco ihr die Tür auf. Die Stimmen im Saal verebbten, alle Köpfe drehten sich zu ihnen um. Lily fühlte sich verlegen, ihr Begleiter jedoch blieb Herr der Situation.
„Bitte entschuldigen Sie unsere Verspätung“, setzte er laut an. „Ich habe Dr. Wrightington leider ein wenig aufgehalten.“
Man nahm ihm die Verspätung nicht übel, das konnte Lily sehen. Jeder lächelte dem Prinzen di Lucchesi sowohl bewundernd als auch respektvoll entgegen, niemand würde es wagen, ihn zu kritisieren.
„Ich weiß, Sie alle warten schon ungeduldig darauf, sich mit unserem Ehrengast zu unterhalten. Daher werde ich auf eine lange Rede verzichten und nur sagen, dass Dr. Wrightingtons Qualifikationen und ihre Expertise hinsichtlich der Kunstsammlungen unserer Vorfahren und der Architektur unserer Häuser für sich selbst sprechen müssten.“
Müssten. Ob es irgendjemandem aufgefallen war, dass er damit Zweifel ausdrückte? Lily war dankbar, dass sie ihre Mutter oft genug beobachtet und so gelernt hatte, wie man mit gerader Haltung und einem Lächeln auf dem Gesicht seine wahren Gefühle verbarg.
Es fiel ihr sogar erstaunlich leicht, an Marcos Seite durch den Saal zu wandern, sich von ihm vorstellen zu lassen und Konversation mit den Menschen zu betreiben, deren Namen sich wie rote Fäden durch die Kunstgeschichte Italiens zogen.
„Ich kann Ihnen gar nicht genug danken, Durchlaucht“, sagte Lily, als Marco sie einer älteren Herzogin vorstellte, „dass Sie mir die Türen Ihrer Villa öffnen und mich Ihre Kunstsammlung bewundern lassen. In Schloss Howard gibt es eine wunderbare Zeichnung eines Ihrer Vorfahren, angefertigt von …“
„Leonardo. Ich habe davon gehört. Leider habe ich das Bildnis niemals zu sehen bekommen.“
Lily lächelte. „Ich habe mir erlaubt, eine Fotografie zu machen und für Sie mitzubringen.“
Sie hält sich gut, gestand Marco sich widerwillig ein. Nicht nur ihr Wissen beeindruckte, auch ihre Manieren. Doch wie viel davon war echt? Nur wenig, vermutete er.
„Es wird interessant sein, die Zeichnung mit dem Gemälde zu vergleichen, das Leonardo von einem Vorfahren meines Mannes gemalt hat“, erwiderte die Herzogin freundlich.
Normalerweise genoss Lily solche Anlässe, bei denen sie sich mit Gleichgesinnten, die ihre Liebe zur italienischen Kunst teilten, unterhalten konnte. Aus einem unerfindlichen Grund jedoch hatte sie ausgerechnet heute Stresskopfschmerzen.
Aus einem unerfindlichen Grund? Der Grund für ihren Stress befand sich keinen halben Meter von ihr entfernt! Der Mann, der die Leitung des Projekts hier in Italien übernommen hatte, stand ihr also feindselig gegenüber? Na und? Sie war besser als jeder andere in der Lage, sich in sich selbst zurückzuziehen und sich von allem und jedem abzuschotten. Sie war Expertin darin! Gäbe es ein solches Fachgebiet, hätte sie längst mit Ehren promoviert.
„Wir sollten bald gehen.“
Lily hätte sich fast an ihrem Wein verschluckt, als sie Marcos leise Stimme hinter sich hörte. Natürlich hatte sie gewusst, dass er hinter ihr stand, sie hatte ein geradezu erschreckendes Bewusstsein für den Mann
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