Julia Extra Band 0350
eingewilligt hatte, mit ihm zu kommen. „Das ist es“, sagte sie ihrem Spiegelbild.
„Redest du mit dir selbst?“ Sergej betrat das Schlafzimmer. Er trug einen schwarzen Smoking und sah atemberaubend gut aus. Er hielt eine flache Samtbox in den Händen, die er aufklappte, während er Hannahs Blick im Spiegel begegnete. „ Krasivaja, schön“, sagte er bewundernd und küsste sie auf eine Schulter. „Ich habe hier noch etwas für dich.“ Bei diesen Worten entnahm er der Samtbox ein wunderschönes Collier aus Amethysten und Diamanten. „Darf ich?“
Sie nickte stumm, und Sergej legte ihr die Kette um. Sie war traumhaft, aber die Steine fühlten sich kalt an, und Hannah hatte das Gefühl, als würde der Schmuck ihr den Hals einschnüren.
„Danke“, sagte sie leise, aber es klang nicht überzeugend.
Sergej sah sie forschend im Spiegel an. „Hast du auch etwas dagegen, wenn man dir Schmuck schenkt?“, erkundigte er sich angespannt.
Sie wollte ihn nicht verärgern. „Es ist ein sehr großzügiges Geschenk“, antwortete sie ausweichend, und Sergej lachte spöttisch.
„Höchst diplomatisch. Aber du warst ja immer ehrlich.“
Sie hielt seinem Blick im Spiegel stand und fühlte, wie Sergej sich innerlich wieder einmal von ihr zurückzog. Gedankenverloren berührte sie die kalten Edelsteine. „Danke“, wiederholte sie.
Er nickte und wandte sich ab. „Wir müssen in zehn Minuten los“, sagte er und verließ das Zimmer.
Hannah betrachtete ihr Spiegelbild. Sie fand sich jetzt nicht mehr so sexy, sondern sah eher traurig aus.
Hör auf damit! ermahnte sie sich. Wenn dir das alles nicht passt, kannst du ja gehen.
Sie hätte sich das teure Kleid und diese kostbare Kette herunterreißen und einfach verschwinden können. Dann hätte sie Sergej nie wiedergesehen.
Da sie das nicht wollte, blieb sie.
Eine Stunde später stand sie an Sergejs Seite, ein Glas Champagner in der Hand, und lächelte tapfer, während Sergej mit einem gut betuchten Gast nach dem anderen über Geschäfte sprach. Noch nie hatte sie sich mehr wie ein bloßes Schmuckstück gefühlt.
Schließlich entschied sie sich, etwas frische Luft zu schnappen, überzeugt, dass Sergej sie nicht vermissen würde. Sie murmelte etwas Entschuldigendes, das sowieso niemand beachtete, und durchquerte den eleganten Ballsaal des Hotels, wo die allererste Gesellschaft von Paris versammelte war und es sich gut gehen ließ. Hannah atmete erleichtert auf, als sie auf die Terrasse hinaustrat.
Es war eine schöne, laue Frühlingsnacht, und das Lachen und Stimmengewirr aus dem Saal war hier nur noch schwach zu hören. Obwohl der Hotelgarten unterhalb der Brüstung lag, glaubte Hannah den Duft von Rosen und Flieder wahrnehmen zu können. Sie atmete tief ein und versuchte, den Duft in sich aufzunehmen.
Eigentlich hätte sie doch wie auf Wolken schweben müssen: Sie stand auf der Terrasse eines Luxushotels, hatte ein märchenhaftes Kleid an und war in Begleitung eines atemberaubenden Mannes, der ihr in wenigen Stunden wieder eine leidenschaftliche Liebesnacht bereiten würde. Trotzdem fühlte sie sich traurig und leer.
„Ah, da sind Sie. Sergejs jüngste Eroberung.“
Hannah erstarrte und drehte sich langsam um. Auf der Schwelle stand ein Mann, den sie in dem gedämpften Licht der Terrassenbeleuchtung nur ungenau erkennen konnte, der sie aber zweifellos auf recht unverschämte Weise von Kopf bis Fuß musterte.
„Ich fürchte, ich kennen Sie nicht“, sagte sie förmlich.
Er trat näher, sodass sie sein Gesicht sehen konnte: durchaus attraktiv, aber mit einem unangenehmen Zug um den Mund.
„Sie könnten mich ja kennenlernen“, schlug er anzüglich vor. „Wenn Sergej genug von Ihnen hat.“
Hannah wich unwillkürlich zurück. „Entschuldigen Sie mich“, erwiderte sie kühl und wollte an ihm vorbei zurück in den Saal, aber er packte sie am Arm.
„Es wäre nicht das erste Mal, wissen Sie. Es macht mir nichts aus, Sergejs Abgelegte zu übernehmen.“
Zitternd vor Empörung riss sie sich von ihm los. „Sie sind widerlich!“
Er lachte amüsiert. „So hochmütig? Aber Sie sind doch seine Geliebte, nicht wahr?“
Seine Geliebte. Zwei Worte, die sie eiskalt ins Herz trafen. Denn genau das war sie ja. Weshalb sie keine andere Behandlung erwarten konnte. „Ja“, verkündete sie stolz, „genau das bin ich. Sergejs Geliebte, aber niemals Ihre!“ Damit ging sie an ihm vorbei.
Im nächsten Moment spürte sie, dass sie erneut gepackt wurde und jemand sie
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