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Julia Extra Band 0350

Julia Extra Band 0350

Titel: Julia Extra Band 0350 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Jordan
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nicht böse sein. Er hat gesagt, ihr beide wärt zusammen in einem Waisenhaus aufgewachsen.“
    „Das ist alles?“
    „Ja.“
    Sergej entspannte sich etwas. „Nun, das stimmt allerdings.“
    Sie sah ihn mitfühlend an. „Wie war das?“
    Er lachte freudlos. „Was glaubst du? Aber lass es gut sein. Es gab auch wohlmeinende Menschen, und im Großen und Ganzen haben sie wohl ihr Bestes getan.“ Er beschleunigte seine Schritte, als könnte er ihren Fragen so davonlaufen.
    „Wie lange warst du da?“, ließ Hannah noch nicht locker.
    „Sechs Jahre. Ich bin weg, als ich sechzehn war.“ Und darüber wollte er nun ganz bestimmt nicht sprechen!
    Als sie die Basiliuskathedrale verließen und in die Frühlingssonne auf den Roten Platz hinaustraten, war Sergej richtig froh, dass Hannah das Thema zumindest fürs Erste nicht weiter verfolgte.
    Doch sie kam darauf zurück. Am Abend hatten sie in einem der besten Restaurants in Moskau einen Tisch reserviert und sich während des Essens entspannt und angeregt unterhalten. Sergej hatte es wirklich genossen.
    Als sie jedoch in sein luxuriöses Penthouse zurückkehrten und er sie zärtlich in die Arme nehmen wollte, knüpfte sie an das Gespräch vom Nachmittag an.
    „Was ist geschehen, nachdem du das Waisenhaus verlassen hast?“
    „Müssen wir wirklich darüber reden?“ Er ging zur Bar und schenkte sich einen doppelten Whisky ein.
    „Ich will dich verstehen.“
    „Aber vielleicht möchte ich gar nicht verstanden werden.“
    „Ich dachte, wir wollten eine richtige Beziehung haben“, entgegnete Hannah, sichtlich gekränkt.
    Was, zum Teufel, hatte er sich nur dabei gedacht? Sergej trank einen großen Schluck Whisky. „Das heißt doch nicht, dass wir unsere ganzen Kindheitsgeschichten wieder aufwärmen müssen.“
    „Aber eine so schwere, traumatische Kindheit hat ganz offensichtlich Auswirkungen auf …“
    „Hör auf!“ Sergej stellte sein Glas krachend auf den Tisch. „Hör ganz einfach auf!“
    „Womit?“
    „Hör auf, mich zu bemitleiden. Mitleid ist genauso schlimm wie Gewalt, nur versteckt.“
    „Aber ich bemitleide dich doch nicht, sondern bin stolz auf dich.“
    „Das ist noch schlimmer.“
    „Warum? Was ist in deiner Kindheit geschehen?“
    „Hör auf, Hannah.“ Er wandte sich ab, weil er das Mitleid in ihren schönen Augen nicht ertragen konnte. Denn dann fühlte er sich wieder wie der vierzehnjährige Junge, der von den Therapeuten und den adoptionswilligen Paaren mitfühlend wie ein Affe im Käfig begutachtete wurde. „Hör auf“, sagte er noch einmal ruhig, aber bestimmt. „Es hat einen Grund, warum ich nicht über diese Zeit sprechen will. Ich habe sie längst hinter mir gelassen.“
    „Hast du das wirklich?“, fragte sie sanft.
    „Du bist nicht meine Therapeutin“, protestierte er scharf.
    „Ich will doch nur …“
    „Helfen?“ Er schüttelte den Kopf. „Glaub mir, in meinem Leben hat es genug Leute gegeben, die nur helfen wollten. Ich ziehe Leute vor, die mich wie einen Menschen und nicht wie einen Sozialfall behandeln. Wenn du das vorhast, sind wir gleich hier und jetzt fertig miteinander.“ Seine Stimme zitterte vor Erregung.
    Hannah musterte ihn lange, und er hielt ihrem Blick abwartend stand, bereit, ihr die Tür zu weisen, wenn sie ihm noch eine einzige Frage zu seiner Kindheit stellte.
    „Es tut mir leid“, sagte sie schließlich sanft. „Du hast recht. Wenn du nicht darüber reden willst, respektiere ich das natürlich.“
    Sergej atmete erleichtert auf, unendlich froh, sie nicht wegschicken zu müssen. Stattdessen ging er zu ihr, nahm sie in die Arme und küsste sie, weil er jetzt ihre Nähe brauchte. Ohne zu zögern, legte sie ihm die Arme um den Nacken und erwiderte zärtlich seinen Kuss.

11. KAPITEL
    „So, wir sind da.“
    Zwei Stunden südlich von Moskau bog Sergej von der Landstraße in eine private Auffahrt ab, die von Birken und Linden gesäumt wurde.
    „Es ist wunderschön“, sagte Hannah so staunend, dass Sergej lächelte und sich zum ersten Mal etwas entspannte.
    Hannah bereute es längst, ihm am Abend zuvor so mit ihren Fragen bedrängt zu haben. Er hatte natürlich recht, und sie wollte sich auch gar nicht zur Therapeutin aufspielen. Sie wollte ihn lieben, wenn er es zuließ. Alles Weitere würde sich finden.
    Der Wagen bog um eine Kurve und fuhr über eine kleine Steinbrücke, die einen plätschernden Bach überspannte. Dann erhob sich vor ihnen ein stattliches Herrenhaus aus dem neunzehnten Jahrhundert

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