Julia Extra Band 0350
besserer Mann, als du denkst. Ein wirklich guter Mann.“
Seine Kehle war plötzlich wie zugeschnürt. Wie gern wollte er Hannah glauben, aber er wusste auch, wie schockiert sie wäre, wenn er ihr den Rest der Geschichte erzählen würde … von seinem Leben auf der Straße, seiner Zeit im Gefängnis. „Ich bin froh, dass du so denkst“, sagte er lächelnd, zog sie an sich heran und küsste sie zart. Als er spürte, wie bereitwillig sie sich an ihn schmiegte, drückte er sie sacht ins Gras zurück und schob ihr die Hände unters T-Shirt. Langsam und ohne Hast kamen sie zusammen, streichelten und küssten einander und liebten sich mit ganz neuer Zärtlichkeit.
Es war schon spät am Nachmittag, als sie schließlich das Picknick zusammenpackten, sich lachend das Gras von der Kleidung klopften und ins Haus zurückgingen. Nach einem ausgiebigen, ungemein erotischen gemeinsamen Bad in der luxuriösen Marmorwanne hatten sie tatsächlich schon wieder Hunger, und Hannah bot an, Eier und Toast zu machen.
„Nichts Besonderes, ich weiß, aber ich bin leider keine tolle Köchin.“
„Wie gut, dass ich Eier mag“, erwiderte Sergej lachend.
Sie aßen vor dem gemütlichen Holzofen, und Sergej konnte sich gar nicht an Hannah sattsehen, die, nur mit seinem Bademantel bekleidet, die überlangen Ärmel aufgekrempelt, ihren Teller auf den Knien balancierte.
„Hast du eigentlich zu irgendjemandem aus dem Waisenhaus von damals noch Kontakt?“, fragte sie … und dann dämmerte es ihr. „Grigori!“
„Ja.“
„Und Ivan wahrscheinlich auch.“ Sergej nickte, und Hannah überlegte einen Moment. „Varya“, sagte sie dann. Er zuckte nur mit den Schultern.
Sie beugte sich vor und berührte seine Wange. „Gibt es irgendeinen, den du nicht versucht hast zu retten?“
Er lachte freudlos. „Viele. Und ebenso viele wollen gar nicht gerettet werden.“
Hannah nickte ernst. „Ja, man muss wohl irgendwann akzeptieren, dass man niemanden zu seinem Glück zwingen kann.“
Das Läuten seines Handys hinderte Sergej daran, ihr zu antworten. Mit einem entschuldigenden Blick griff er danach. „Es könnte wichtig sein.“ Sein Herz setzte einen Schlag aus, als er sah, wer da anrief: der Privatermittler, den er mit Nachforschungen über Alyona beauftragt hatte. „Ja?“
„Mr Kholodov? Ich habe Neuigkeiten.“
Sergej rückte etwas von Hannah weg. „Ja?“
„Ich habe Alyona gefunden.“
12. KAPITEL
Sergej umklammerte das Telefon. Wollte er es überhaupt hören? „Schießen Sie los“, sagte er, bevor er es sich anders überlegen konnte. Dann lauschte er angespannt den Fakten, die der Ermittler zu berichten hatte.
„Sie lebt unter dem Namen Allison Whitelaw in San Francisco, ist sechsundzwanzig Jahre alt, Grundschullehrerin, unverheiratet. Ich habe ihre Telefonnummer und E-Mail-Adresse.“
Sergej schluckte. „Geben Sie sie mir.“
„Möchten Sie vielleicht, dass ich den ersten Kontakt herstelle?“, erkundigte sich der Ermittler vorsichtig. „Das hat sich in ähnlichen Fällen als hilfreich erwiesen.“
„Ich verstehe.“ Sergej spürte Hannahs Neugier und wandte sich noch etwas mehr von ihr ab. „Ja, vielleicht haben Sie recht. Ich schicke Ihnen noch heute den Entwurf einer E-Mail. Und dann möchte ich, dass Sie es so schnell wie möglich versuchen.“
„Gut, verstanden.“
Sergej legte das Handy beiseite und drehte sich wieder zu Hannah um. Sie hatte inzwischen angefangen, Teller und Besteck zusammenzuräumen. Wortlos trug sie alles in die kleine Küche und machte sich an den Abwasch. Offensichtlich hatte sie nicht vor, Fragen zu stellen, wie Sergej dankbar erkannte.
Es war ein rührender Anblick, wie sie da an der Spüle stand. Ihre zierliche Figur versank förmlich in dem viel zu großen Bademantel, und Sergej wurde von dem Gefühl überwältigt, dass es gut und richtig war, sie hier bei sich zu haben in dem einzigen Zuhause, dass er je gekannt hatte.
„Der Anruf … das war ein Privatermittler, der für mich nach Alyona gesucht hat“, sagte er aus einem plötzlichen Bedürfnis heraus.
Hannah drehte sich langsam um. „Hat er sie gefunden?“
„Ja.“
„Oh Sergej, wie wundervoll!“
„Ich hatte ihn beauftragt, nachdem ich dir begegnet war. Deine Unschuld und dein Optimismus haben mich irgendwie angesteckt, sodass ich mich entschied, es zu versuchen. Zwischendurch hat mich dann immer mal wieder der Mut verlassen, und ich habe die Nachforschungen gestoppt. Um den Ermittler später wieder neu zu
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