Julia Extra Band 0350
dem Hinweis, sein Fahrer würde sie abholen und sie solle sich ein paar vernünftige Sachen für den geplanten Aufenthalt auf dem Land kaufen. Er konnte nicht verstehen, dass sie sich deswegen so zierte, und hatte sie wütend stehen lassen.
Jetzt schämte er sich deswegen. Das hatte er bestimmt nicht gemeint, als er Hannah gesagt hatte, er wolle eine andere Beziehung. Aber er wusste nicht, wie er es anfangen sollte. Vielleicht war er nicht mehr fähig, sich zu ändern. Vielleicht war es ja aussichtslos, auf eine richtige Beziehung mit Hannah zu hoffen.
Hannah war nicht zufrieden damit, wie sie die Situation gehandhabt hatte. Als Sergej die Wohnungstür hinter sich zugeschlagen hatte, war sie sich sicher gewesen, ihn gekränkt zu haben, auch wenn er das nie zugegeben hätte.
Nach dem offenen Gespräch in Paris hätte doch eigentlich alles zwischen ihnen besser werden müssen, stattdessen schlichen sie zögernd und abwartend umeinander herum wie Schauspieler, die ihren Text nicht kannten. Nur der Sex zwischen ihnen war fantastisch. Aber das genügte nicht für eine richtige Beziehung.
Eine halbe Stunde später wurde sie abgeholt. Hannah schrak buchstäblich zurück, als sie die gepanzerte Luxuslimousine sah und davor den bulligen Mann, der auf der rechten Wange eine beeindruckende Narbe zur Schau stellte.
„Mr Kholodov geht kein Risiko ein“, erklärte er grimmig lächelnd.
Du liebe Güte, dachte Hannah, als sie einstieg. Es war schon ein unwirkliches Gefühl, in so einem Gangsterauto durch Moskau chauffiert zu werden. Wieder einmal wurde ihr bewusst, wie wenig sie Sergej kannte.
Nachdem sie sich alles gekauft hatte, was sie glaubte zu brauchen, machte sie im Café Puschkin bei einem Espresso Pause und sah durch die hohen, eleganten Fenster den Fußgängern zu, die in der milden Frühlingssonne flanierten. Ivan, der Fahrer, baute sich mit verschränkten Armen draußen neben der Tür auf, als wäre er tatsächlich ihr Leibwächter.
Was wusste sie überhaupt von Sergej? Sie wusste, dass er reich war und ebenso hart wie großzügig sein konnte. Er war Waise, anscheinend bei seiner Großmutter aufgewachsen und hatte zahlreiche Narben am Körper. Und zwei Tätowierungen. Doch sie hatte keine Ahnung, wie er an die Narben und die Tätowierungen gekommen war und warum es in seinem Leben keinen Menschen gab, dem er vertraute und den er liebte. Sie wusste nicht, wer diese Alyona war, von der er einmal gesprochen hatte, und ob es sie noch gab.
Hatte es überhaupt einen Sinn, eine Beziehung mit jemandem einzugehen, der so viele Geheimnisse hatte? Andererseits gab es immer wieder Momente, in denen sie deutlich spürte, dass mehr zwischen ihnen war als Leidenschaft und Lust. Und Sergej fühlte es anscheinend auch.
Ich bin anders, wenn ich mit dir zusammen bin.
Aber genügte es, sich etwas sehr zu wünschen? Die angespannte Atmosphäre zwischen ihnen in den vergangenen beiden Tagen stimmte Hannah nicht zuversichtlich. Andererseits war sie auch noch nicht bereit aufzugeben. Sie wollte Sergej und war bereit, um ihn zu kämpfen. Weshalb sie ganz spontan einen Entschluss fasste.
Eine Stunde später setzte Ivan sie vor Sergejs Büro ab, obwohl er dabei sichtlich Bedenken hatte.
„Mr Kholodov hat mich angewiesen, Sie wieder nach Hause zu fahren“, wandte er ein.
„Ich will ihn überraschen.“ Mit einem besonders gewinnenden Lächeln konnte Hannah den bulligen Chauffeur überreden, ihre Einkäufe ohne sie zur Wohnung zu fahren.
Sie meldete sich in der eleganten Eingangslobby an und fuhr dann in den zwanzigsten Stock hinauf, wo sich die Büros von „Kholodov Enterprises“ befanden. Grigori erwartete sie am Aufzug.
„Miss Pearl“, begrüßte er sie höflich.
„Sie erinnern sich noch an mich“, sagte sie lächelnd, froh, ein vertrautes Gesicht zu sehen.
Er nickte. „Natürlich. Aber ich fürchte, Mr Kholodov …“
„Erwartet mich nicht, ich weiß“, vervollständigte Hannah seinen Satz. „Ich wollte ihn überraschen.“ Sie ließ sich von Grigoris skeptischem Gesicht nicht entmutigen. „Ist er da?“
„Er ist noch in einer Besprechung, die allerdings in wenigen Minuten zu Ende sein sollte“, räumte Grigori immer noch zögernd ein. „Sie können bei mir im Empfangsbereich warten.“
Hannah folgte ihm in einen schicken, hypermodernen Empfangsbereich vor einer imposanten holzvertäfelten Doppeltür, hinter der sich vermutlich Sergejs Büro befand. Während Grigori sich an seinen Schreibtisch setzte, nahm
Weitere Kostenlose Bücher