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Julia Extra Band 0350

Julia Extra Band 0350

Titel: Julia Extra Band 0350 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Jordan
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schlechtes Gewissen, sondern sagte … ein paar sehr hässliche Dinge zu mir.“ Es tat immer noch weh, wenn sie nur daran dachte. Hannah lächelte kläglich. „Ich nehme an, spätestens da habe ich aufgehört, immer nur das Beste von den Menschen zu denken.“
    „Und ich war vermutlich auch nicht ganz unschuldig daran“, warf Sergej ein.
    Was sie nicht leugnen konnte. „Ich war verletzt. Du hast an jenem Abend ein paar unschöne Dinge gesagt.“
    „Ich weiß.“
    „Warum hast du es getan?“
    „Weil ich … wahrscheinlich, weil ich Angst davor hatte, dass sich zwischen uns etwas entwickeln könnte. Ich habe immer noch Angst.“ Er sah sie eindringlich an. „Es tut mir aufrichtig leid.“
    „Schon gut. Aber damals schien mir die ganze Welt trostlos und grau.“
    „Und jetzt?“
    Sie erwiderte seinen Blick klar und offen. „Ich will wieder glauben … wie du.“
    „Vielleicht müssen wir ja gar keine Angst haben“, sagte Sergej und setzte ihr eine Krone aus Gänseblümchen auf den Kopf, die er während des Gesprächs geflochten hatte.
    „Wo hast du denn das gelernt?“, fragte Hannah erstaunt und berührte die zarten Blüten vorsichtig mit den Fingerspitzen.
    „Ich hatte einmal sehr viel Übung darin, allerdings nicht mit Gänseblümchen, sondern mir Schneeglöckchen.“
    Sie sah ihn skeptisch an. „Irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass sich die Frauen, mit denen du dich bisher umgeben hast, mit Blumenkränzen schmücken.“
    Sergej lachte leise, aber seine Augen blickten traurig. „Nein, da hast du recht. Ich habe die Kränze auch nicht für sie geflochten, sondern für meine Schwester.“
    Meine Schwester. Wann hatte er diese Worte zuletzt ausgesprochen? Oder auch nur gedacht? All die Jahre hatte er es sich verboten, aber jetzt, in der warmen Frühlingssonne mit Hannah, wollte er sie aussprechen. Vielleicht weil Hannah ihm gegenüber auch so ehrlich gewesen war oder weil Ehrlichkeit unerlässlich war, wenn man lernen wollte zu lieben. Wie auch immer, zu seinem eigenen Erstaunen verspürte Sergej plötzlich den Wunsch, es Hannah zu erzählen.
    „Damals im Waisenhaus wuchsen in einer Ecke des Hofes Schneeglöckchen. Alyona fand sie wunderschön, und ich habe ihr erzählt, dass es Frühlingsboten sind.“
    Hannah rückte den Gänseblümchenkranz auf ihrem Haar zurecht. „Alyona … ist deine Schwester?“
    „Ja. Sie war … ist zehn Jahre jünger als ich. Sie war noch ein Säugling, als sie ins Waisenhaus kam, und wurde mit vier adoptiert.“
    „Und du?“, fragte Hannah überrascht.
    Seltsam, dass es auch nach zweiundzwanzig Jahren noch wehtat. „Ich war … zu alt.“
    „Zu alt? Aber Geschwister trennt man doch nicht!“
    „Es ist nicht üblich, aber damals wurden diese Dinge vor allem bei internationalen Adoptionen noch nicht so streng gehandhabt. Aufgrund des Altersunterschiedes war ich zu dem Zeitpunkt schon in einer anderen Einrichtung als Alyona untergebracht, sodass dieses Versehen leicht zu erklären ist. Dennoch hat es mich lange verfolgt, meine Schwester verloren zu haben.“
    „Heißt das, Alyonas Adoptiveltern wussten nichts von dir?“
    „Doch, sie wussten es.“ Das war der schmerzlichste Teil. Sergej hatte noch nie darüber gesprochen, nicht einmal mit Grigori oder Varya. „Sie schickten einen Therapeuten, um mich zu beurteilen. Ich habe nicht … bestanden.“
    „Bestanden?“
    „Nun ja, ich war schon zu … ‚geschädigt‘, wie es der Direktor des Waisenhauses ausdrückte. Er war ziemlich verärgert, dass er mich nicht loswurde.“ Sergej bemerkte Tränen in Hannahs schönen Augen und senkte den Blick. „Ein aufmüpfiger Vierzehnjähriger ist eher eine Belastung.“ Er sah Alyonas blasses Gesichtchen vor sich, wie sie sich anstrengte, tapfer zu sein. Er hatte sich nicht einmal von ihr verabschieden können. „Aber das alles ist schon so lange her.“
    „Ich wünschte, ich könnte eine Zeitreise unternehmen“, erklärte Hannah unvermittelt heftig. „Ich würde diesem dummen Direktor eins auf die Nase geben!“
    Sergej lachte herzlich und war Hannah einmal mehr dankbar für ihre herrlich unverfälschte Art. „Was meinst du, wie oft ich mir genau das ausgemalt habe! Aber es hätte mir wohl nur geschadet. Glücklicherweise hat sich auch in dieser Hinsicht einiges verbessert. Das Waisenhaus, in dem ich war, liegt tatsächlich nicht weit von hier entfernt, und ich unterstütze es schon seit Jahren.“
    Hannah berührte zärtlich seine Wange. „Du bist ein

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