Julia Extra Band 0350
der Realität konfrontiert sehen, dass er sie nicht liebte. Ihre letzten Bilder von ihm wären dann die, wie er sie in seinen Armen hielt …
Die Historische Gesellschaft stieß sie damit nicht vor den Kopf. Lily hatte schon jetzt genügend Material gesammelt, um die Ausstellung zu einem Erfolg zu machen.
Wenn sie Schuldgefühle empfand, dann nur oberflächlich. Zu gern hätte sie sich Marco in etwas Sinnlicherem präsentiert als diesem Bademantel. Darunter war sie nackt. Sie hatte doch seine Reaktion auf ihre nüchterne Unterwäsche gesehen.
Die Tür wurde aufgeschoben. Lilys Mund war trocken, ihr Herz pochte wie wild, aber sie war bereit.
Bereit, willig und ja, voller Erwartung. Ein letztes kleines Stoßgebet, dass alles verlief, wie sie es sich vorstellte, dann setzte sie sich so hin, dass Marcos Blick auf sie fallen musste, sobald er den Raum betrat.
Es verlief überhaupt nicht, wie sie gehofft hatte! Lily hatte sich ausgemalt, wie sie einander ansahen, wie sie dann den Bademantel abstreifen und nackt auf ihn zugehen würde. Doch Marco schaute sie gar nicht erst an, er vermied es bewusst, ihrem Blick zu begegnen.
Warum hatte er bloß nicht vorher angeklopft? In Gedanken verfluchte Marco sich. Dann hätte er sich die Qualen ersparen können, denn unter ihrem Bademantel war Lily offensichtlich nackt. Dann bräuchte er sich nicht vorzustellen, wie seidig sich ihre Haut unter seinen Fingern anfühlen würde. Fast konnte er sie nackt vor sich sehen, konnte sie schmecken, sie fühlen, und sein Körper reagierte dementsprechend. Begehren, heiß wie Lava, floss durch seine Adern, ein Begehren, das er sich bisher nie erlaubt hatte und das seine Selbstbeherrschung verbrennen wollte.
Er verlangte nach ihr, und nicht nur körperlich. Sein Verlangen war leidenschaftlich emotional. Er wollte eins mit ihr werden, durch den körperlichen Akt und durch die eine Erklärung, die sie auf ewig miteinander verbinden würde. Er wollte die Worte sagen, von denen er sich geschworen hatte, dass er sie niemals aussprechen würde. Worte der Sehnsucht, der Hingabe und der Leidenschaft – ein allumfassendes Versprechen. Worte, mit denen er Lily das Geschenk seiner Liebe anbieten wollte und auf das Wunder hoffte, dass sie das Geschenk annehmen würde. Jene Worte, die er immer als Feinde angesehen hatte, die nun jedoch seine Gehilfen in dem Kampf um Lilys Liebe sein sollten.
Weder rührte Marco sich, noch sagte er etwas, doch Lily war intelligent genug, ihren Plan spontan zu ändern. Sie würde sein Schweigen nutzen, um die Führung zu übernehmen.
Sie räusperte sich. „Ich wollte dir sagen, wie dankbar ich dir bin, dass du mir geholfen hast … nun, die Dinge in der richtigen Perspektive zu sehen. Jetzt kann ich meine Vergangenheit hinter mir lassen und die Zukunft in Angriff nehmen.“
Eine Zukunft, die er mit ihr teilen wollte …
„Aber ich möchte dich noch um einen Gefallen bitten“, fuhr sie fort.
„Wenn ich helfen kann, werde ich es auch tun“, lautete seine Antwort.
Ihr Herzschlag stockte. Wenn er wüsste, was sie von ihm wollte, würde er sich vielleicht nicht so schnell bereit erklären. „Ich weiß, du bist nicht der Typ, der eine Aufgabe unvollendet lässt, und daher …“ Hatte sie wirklich den Mut, es durchzuziehen? „Nun, durch deine Hilfe konnte ich einen großen Teil der Last, die Anton mir aufgebürdet hat, abschütteln. Ich habe es mir endlich von der Seele reden können, und du hast mir zugehört. Doch ich brauche deine Hilfe noch in einer weiteren Sache.“
„Und die wäre?“, fragte Marco. Wollte sie ihn bitten, Anton seiner gerechten Strafe zukommen zu lassen? Dafür würde er alles tun.
„Ich möchte, dass du mit mir schläfst, Marco.“ Als sie hörte, wie er zischend die Luft durch die Zähne stieß, fuhr sie hastig fort: „Ich weiß, es ist viel verlangt, aber du bist der einzige Mensch, den ich darum bitten kann. Das verstehst du doch.“ Oh, was für ein perfides Weib sie doch war, ausgestattet mit allen Tricks, die Eva ihrem Geschlecht vermacht hatte! „Wenn du es nicht tust, wie soll ich dann je ein normales Leben führen? Ich habe nur ein einziges Mal Sex gehabt, mit einem Jungen, der noch nervöser war als ich. Wie kann ich je eine normale Frau sein, wenn ich nicht weiß, was es überhaupt bedeutet, sexuell befriedigt zu sein?“ Sie sah, wie er langsam den Kopf schüttelte. Oh Gott, er würde ablehnen …
Doch er lehnte nicht ab, sagte stattdessen heiser: „Du würdest mir
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