Julia Extra Band 0350
atemberaubend erscheinen.
Loukas schnaubte ungeduldig. Gleich, als er sie auf ihren High Heels elegant den Kai entlang trippeln sah, hätte er seinem ersten Impuls folgen und das Boot wenden sollen. Stattdessen brachte er sie jetzt auf seine Insel – eine Ehre, die Frauen sonst nie zuteilwurde. Denn Aura war seine private Zuflucht, ein Ort der Ruhe und des Friedens, an dem er sich entspannen konnte.
Leider fühlte er sich ganz und gar nicht entspannt, als er ihre Hand nahm, um Belle auf die Anlegestelle zu helfen, und ihm dabei der exquisite Duft ihres Parfüms in die Nase stieg. Seit er sie in Kea ins Boot gehoben und ihre Brüste ihn dabei gestreift hatten, war seine Begierde geweckt.
„Theos“, knurrte er leise vor sich hin. Er hatte ein Geschäftsimperium zu führen und musste sich außerdem um Larissas Hochzeit kümmern. Alles, was er jetzt noch brauchte, war eine schöne Blondine mit dem Gesicht eines Engels und einer leider erstaunlich scharfen Zunge.
Ein ziemlich steiler Pfad führte von der Anlegestelle weg und verschwand hinter einer Felsnase. „Bis zum Haus sind es nur fünf Minuten“, erklärte Loukas und nahm die beiden Koffer, „aber an manchen Stellen ist der Weg etwas uneben.“ Er warf einen Blick auf Belles Schuhe und verzog das Gesicht. „Vielleicht sollten Sie sich besser etwas Vernünftigeres anziehen?“
Vernünftig! Wie ich das Wort hasse! dachte Belle. Es erinnerte sie an die zahllosen Streitereien, die sie mit John wegen ihrer Schuhe, ihrer Kleider und ihres Make-ups gehabt hatte. „Ich erlaube meiner Tochter nicht, wie ein Flittchen herumzulaufen“, war einer seiner Lieblingssätze gewesen.
Jedes Mal, wenn John sie herumkommandierte, hatte sie innerlich dagegen rebelliert. Und jetzt weckte Loukas’ herablassender Gesichtsausdruck die gleichen Gefühle in ihr.
„Ich trage immer Schuhe mit hohen Absätzen, und ich kann wunderbar darin gehen“, erwiderte sie kühl.
Mit hoch erhobenem Kopf drehte sie sich um und blieb prompt mit dem Absatz in einem Büschel Gras hängen. Nur Loukas’ schnelle Reaktion bewahrte sie vor einem Sturz.
„Ja, ich sehe, Sie sind so trittsicher wie eine Bergziege“, meinte er trocken. „Lassen Sie es uns noch einmal versuchen – etwas vorsichtiger. Und es ist besser, wenn Sie das hier aufsetzen.“ Damit stülpte er ihr kurzerhand ihren Hut über. „Am späten Nachmittag brennt die Sonne am heißesten. Mit Ihrer hellen Haut fangen Sie sich sofort einen Sonnenbrand ein.“
Er griff erneut nach den Koffern und ging los. Ohne auch nur einmal zurückzuschauen, ob sie ihm folgte.
Arroganter, sturer … Belle holte tief Luft und lief hinter ihm her. Loukas gab ihr das Gefühl, gerade mal fünf Jahre alt zu sein. Aber meine Reaktion, als er mich ins Boot hob, war ganz und gar nicht kindlich, dachte sie.
Sie seufzte. Loukas’ unerwartete Wirkung auf sie verkomplizierte die sowieso schon schwierige Situation. Belle konnte nur hoffen, das stimmte, was Larissa gesagt hatte, und er viel Zeit in seinem Athener Büro und in seiner Stadtwohnung verbrachte.
Der Pfad schlängelte sich zur Klippe hinauf. Oben angekommen, blieb Belle stehen. Auf der einen Seite erstreckte sich das endlos weite schimmernde Meer mit einzelnen, verstreuten Inseln. Auf der anderen Seite lag Aura. Die Landschaft bestand hauptsächlich aus grauen Felsen, hohen, schlanken Zypressen und dichten Olivenhainen, unter denen ein Teppich aus strahlend roten Mohnblumen wuchs.
„Leben hier viele Leute?“, fragte sie Loukas, der jetzt etwas langsamer ging. „Ich sehe ein Dorf da unten im Tal.“
„Vor vielen Jahren lebten hier etliche Menschen. Hauptsächlich Fischer. Mein Vater ist auf Aura geboren. Aber Kea hat den größeren Hafen. Nach und nach sind alle dorthin gezogen. Die Insel war dann unbewohnt. Bis ich sie vor drei Jahren gekauft habe.“
„Dann lebt niemand mehr in diesen Häusern?“
„Jetzt wohnen meine Hausangestellten mit ihren Familien im Dorf. Viele der Bauten waren in schlechtem Zustand. Aber ich habe sie nach und nach wieder instand setzen lassen. Es gibt dort auch eine Kirche. In der wird Larissa heiraten.“
„Ich hoffe, sie ist groß genug“, meinte Belle. „Larissa sagte, es wären Hunderte Menschen eingeladen.“
„Die Kirche ist winzig. Die meisten Gäste werden während der Zeremonie draußen auf dem Platz sitzen. Der Empfang ist aber in der Villa. Dort ist dann mehr Platz.“
Belle warf ihm einen erstaunten Blick zu. Wie groß war wohl diese
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