Julia Extra Band 0354
Namen.
Kurz darauf waren sie beide nackt, und endlich, nach all diesen Jahren, liebten sie sich – leidenschaftlich und doch sanft. Sie fanden einen gemeinsamen Rhythmus und gaben sich ganz ihrer Lust hin, bis schließlich die Welt zu explodieren schien und sie beide in einem reißenden Strudel aus Licht und Tönen versanken.
Danach lagen sie erschöpft und von tiefem inneren Frieden erfüllt nebeneinander und hielten sich an den Händen. Worte waren überflüssig, keiner der beiden wollte den Zauber des Augenblicks stören. Am westlichen Abendhimmel verschwand die Venus, und kurz darauf beobachteten sie, wie eine Sternschnuppe am Himmel verglühte …
10. KAPITEL
Schweigend und Arm in Arm gingen Oscar und Helena zur Taverne zurück. Ihr Glück bedurfte keiner Worte.
Alekos hatte das Essen bereits vorbereitet, eine köstliche Vorspeisenplatte und danach gebratenen Tintenfisch. Dazu gab es frisches Weißbrot und Wein von der Insel. Nachdem sich Oscar und Helena bei Alekos für die liebevoll zubereitete Mahlzeit bedankt hatten, stießen sie mit ihm auf seinen ersten Enkel an, dann gingen sie auf ihr Zimmer.
Diesmal empfand Helena beim Anblick des breiten, den ganzen Raum beherrschenden Bettes weder Zweifel noch Nervosität. Sie freute sich darauf, sich die ganze Nacht an Oscar kuscheln zu dürfen.
In den frühen Morgenstunden unternahmen sie erneut eine Reise zu den Sternen. Diesmal war das Erlebnis noch beglückender, von Anfang an vertrauten sie einander und ließen der ungezügelten Leidenschaft ihren Lauf.
Erschöpft und zufrieden schliefen sie schließlich ein.
Allzu schnell gingen die restlichen Stunden dahin, und am dritten Tag saßen Helena und Oscar bereits wieder im Flugzeug. Verstohlen beobachtete er sie von der Seite. Was mochte sie denken? Welche Gefühle verbargen sich hinter dem verträumten, manchmal melancholischen Blick?
Was ihn anging, hatte das Wochenende seine Erwartungen sogar noch übertroffen. Auch Helena hatte das Zusammensein mit ihm genossen, dessen war er sich völlig sicher. Trotzdem hatte sie ihm nichts über ihre Träume und Wünsche verraten. Wie stellte sie sich die Zukunft vor? Er zog die Brauen zusammen und blickte aus dem Fenster.
Helena wusste nicht, was sie von der Situation halten sollte. Die vergangenen zwei Tage mit Oscar waren die schönsten ihres Lebens gewesen, und sie hatte erkannt, wie paradiesisch die Welt sein konnte, wenn er bei ihr war. Sie war wunschlos glücklich gewesen.
Doch wie empfand Oscar? Die drei Worte, die jede Frau hören wollte, hatte er nicht gesagt. Er begehrte sie ebenso sehr, wie sie ihn, das wusste sie, doch was stand dahinter? Sie mache ihn glücklich, das hatte er ihr wieder und wieder gesagt. Aber machte sie das für ihn zu einer ganz besonderen Frau? Eher nicht, entschied sie, denn anscheinend vermochten etliche andere, ihn ebenso glücklich zu machen.
Sie biss sich auf die Lippe. Es war sinnlos, sich über diese Fragen den Kopf zu zerbrechen. Sie musste die Dinge einfach auf sich zukommen lassen. Aus halb geschlossenen Lidern betrachtete sie Oscar im Profil. Sie vermutete, dass er mit den Gedanken längst wieder bei der Arbeit war, die ihn bei seiner Rückkehr auf Mulberry Court erwartete. Für ihn war die herrliche Zeit auf der Insel bereits Schnee von gestern.
Erst spätabends trafen sie in Mulberry Court ein, und Helena verabschiedete sich sofort, um in ihr Zimmer zu gehen. Sie wollte nur noch schlafen und vergessen. Den ersten Fuß schon auf der Treppe, verabschiedete sie sich von Oscar, der noch in der Bibliothek arbeiten wollte.
„Gute Nacht, Oscar.“ Sie zögerte. „Ich möchte mich bei dir für die beiden unglaublich schönen Tage bedanken. Deine Insel hat mir sehr, sehr gut gefallen.“
Oscar sah sie an. Wie sehr er sie liebte! Wenn er doch nur wüsste …
„Das hatte ich gehofft.“ Er gab sich einen Ruck. „Wegen Mulberry Court brauchst du dir wirklich keine schlaflosen Nächte mehr zu machen.“
Fragend zog sie die Brauen hoch.
„Ich werde nicht an Fremde verkaufen, da kannst du ganz beruhigt sein.“ Er räusperte sich. „Das Haus soll im Familienbesitz der Theotokis bleiben. Ich werde … ich meine, ich möchte … eines Tages mit meiner Frau hier einziehen … wenn ich sie dazu bringen kann.“
Helena hatte das Gefühl, als würde ihr der Boden unter den Füßen weggezogen. Halt suchend griff sie nach dem Geländer. Seine Frau? Was für eine Frau? Er hatte doch immer behauptet, gar nicht heiraten zu
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