Julia Extra Band 0354
Landstraße? Sie sind nicht von hier, oder?“
„Nein. Meine Eltern haben in einer Band gespielt und sind durchs ganze Land getourt.“ Sie hoffte, dass ihre Abneigung diesem Zigeunerleben gegenüber sich nicht in ihrer Stimme niederschlug.
„In welcher Band?“, wollte er wissen und unterbrach das Festziehen der Radmuttern.
„Lead the Way.“
„Das ist nicht Ihr Ernst.“
Lachend schüttelte Zoe den Kopf. „Doch, mein voller Ernst.“
„Haben Ihre Eltern beide mitgemacht?“
„Ja. Mein Dad war der Leadsänger, und meine Mutter spielte Schlagzeug.“
„Demnach sind Sie Mick Westons Tochter?“
„Genauso ist es.“ Zoe war überrascht. Seit sie in der Stadt arbeitete, war sie kaum jemandem begegnet, der diese Band kannte.
„Verrückt.“ Er warf den Kopf zurück und lachte. „Wenn ich das meinem Vater erzähle! Er ist ein absoluter Fan von Mick Weston und hat jedes seiner Konzerte in Willara besucht.“
Unglaublich! Zoe strahlte ihn an. Es war schön, daran erinnert zu werden, dass ihr Dad in dieser Gegend so populär war.
Jetzt hatte sie etwas mit diesem Fremden gemein, was ihn noch attraktiver für sie machte. Vielleicht war es keine gute Idee, das Gespräch noch weiter anzuheizen.
Schweigend verstaute sie den kaputten Reifen und das Gepäck wieder im Kofferraum.
„Das wäre geschafft.“ Er gab ihr den Wagenheber zurück und wischte sich die Hände ab.
„Toll, dass Sie mir geholfen haben. Ich bin Ihnen wirklich sehr dankbar.“ Und ein bisschen traurig, dass sich unsere Wege jetzt trennen müssen …
Die Hände auf die Hüften gestützt, stand er da und lächelte sie an. „Und Sie? Singen Sie, oder spielen Sie Gitarre?“
„Leider nicht. Ich habe keinerlei musikalische Gene in mir.“
„Immerhin haben Sie von Ihrem Vater das Talent für platte Reifen auf der Landstraße geerbt.“
„Unglücklicherweise.“
Wow. Statt davonzufahren, betrieb er Konversation mit ihr. Und das gefiel Zoe. Es machte ihr nichts mehr aus, dass er ein Fremder war. Sie genoss diese aufregende Begegnung und fühlte sich wie ein Surfer im Wellenrausch.
Noch nie hatte sie einem Fremden gegenüber derartige Gefühle entwickelt. Rodney, die Ratte, zählte nicht. Er war ein Arbeitskollege gewesen, und es hatte zwölf Monate gedauert, bis es zum ersten Rendezvous mit ihm kam.
In Gegenwart von Männern fühlte sich Zoe oft unsicher. Wahrscheinlich war es Teil ihres mangelnden Selbstvertrauens, begründet in ihrer Kindheit, als sie immer die ‚Neue‘ gewesen war. Nie hatte sie genügend Zeit gehabt, sich in einer Gruppe einzuleben, und oft hatte sie sich ausgeschlossen gefühlt.
Aber dieser Mann hier vor ihr vermittelte ihr ungeheures Selbstvertrauen, und ihre größte Angst war, dass er gleich wieder davonfahren und sich aus ihrem Leben entfernen würde.
„Ich werde meinem Vater erzählen, dass ich den Sohn eines seiner größten Fans kennengelernt habe.“
„Haben Sie es noch weit?“
„Ich glaube nicht. Ich möchte nach Willara Downs.“
„Willara Downs?“
„Ja, eine Farm in der Nähe.“
„Das weiß ich. Sie gehört mir.“
Wirklich?
Ein plötzlicher Schauer lief Zoe über den Rücken. Das konnte nicht sein …
„Sind Sie einer von den Rigbys?“
„Ja, das bin ich.“ Sein Lächeln kam eine Sekunde zu spät und hatte nicht mehr dieselbe Wärme wie zuvor. „Ich heiße Kent Rigby.“ Etwas unsicher fügte er hinzu: „Sollte ich Sie kennen?“
Oh Gott, es war tatsächlich Bellas netter Junge von nebenan. Zoe bekam plötzlich Gänsehaut. „Wir sind uns noch nie begegnet“, sagte sie leise und hoffte, dass er ihre Enttäuschung nicht bemerkte. „Bald werden wir aber mehr miteinander zu tun haben. Ich bin nämlich Zoe, Bellas Brautjungfer.“
Kent Rigby konnte seine Verblüffung nur schwer überspielen. „Entschuldigung, ich hätte es wissen müssen. Aber ich dachte, Sie kämen zusammen mit Bella.“
Ruhig streckte er ihr die Hand entgegen.
Traurig verspürte sie seinen warmen Händedruck. „Hallo, Kent.“
„Hi, Zoe.“
„Ich habe Bella am Krankenhaus abgesetzt. Sie wollte Sie anrufen und Bescheid geben, dass ich allein komme.“
Kent hielt immer noch ihre Hand fest. „Ich war gerade selbst dort.“
„Wie geht es ihm?“
„Ein bisschen besser, zum Glück.“
Er ließ sie los und steckte verlegen lächelnd die Hände in die Hosentaschen. Dann straffte er die Schultern und sah den Vollmond am Himmel, der golden über den gepflügten Feldern schimmerte. „Ich nehme an,
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