Julia Extra Band 0354
das erste Mal die Gelegenheit haben, für eine kurze Zeit ein Insider zu sein.
„Das wäre super. Wir könnten mein Auto nehmen“, bot sie an. „Ist doch viel bequemer als der Bus.“
Im Kopf machte sie sich bereits eine Aufgabenliste. Sie würde Bella in den nächsten aufregenden Wochen helfen, nicht die Nerven zu verlieren. Vielleicht würde sie ihr auch beim Verschicken der Einladungen helfen. Außerdem musste vor der Hochzeit ein Frauenabend organisiert werden … und eine Brautparty …
Es würde wunderbar werden. Zoe war fest entschlossen, alle Aufgaben möglichst perfekt zu erledigen.
2. KAPITEL
15 Kilometer vor Willara Downs hörte Zoe ein unmissverständliches Geräusch, das vom hinteren Reifen ihres Wagens kam. Oh, nein. Bitte nicht jetzt!
Aber es war ein vergeblicher Wunsch. Zu oft hatte sie diesen zischenden Ton während ihrer Kindheit vernommen; ihr Vater musste ständig platte Reifen wechseln.
Jetzt blieb ihr nichts anderes übrig, als rechts ranzufahren und sich zu erinnern, was zu tun war.
Es war nicht gerade lustig, allein an einem Freitagabend auf einer unbekannten Landstraße stecken zu bleiben. Fast bereute sie schon ihre Unbekümmertheit, als sie Bella versichert hatte, auch allein nach Willara Downs zu finden, während ihre Freundin ihren Vater besuchte.
Bellas Vater war vor zwei Tagen ins Krankenhaus gekommen. Kent Rigby hatte ihn in sehr schlechter Verfassung vorgefunden und darauf bestanden, ihn nach Willara zu bringen.
Verständlicherweise war Bella sehr besorgt, und deshalb hatte Zoe sie in der Stadt abgesetzt.
„Kent geht nicht ans Telefon. Wahrscheinlich ist er irgendwo draußen. Aber er wird schon verstehen, wenn du allein auftauchst“, versicherte Bella.
„Einer von uns wird dich in ungefähr einer Stunde abholen“, erklärte Zoe.
„Ja, das wäre super.“
Und so war Zoe allein weitergefahren. Neben der Sorge um Mr Shaws Gesundheitszustand fieberte sie dem bevorstehenden Wochenende entgegen. Endlich würde sie Bellas Verlobten kennenlernen … den Ort sehen, an dem die Hochzeit stattfinden würde … und an den Vorbereitungen beteiligt sein.
Das Letzte, was sie jetzt gebrauchen konnte, war ein platter Reifen.
Mist.
Sollte sie vielleicht Kent Rigby anrufen? Aber es wäre kein guter Start, als hilfloses Mädchen aus der Stadt dazustehen, das nicht einmal das kleinste Problem selbst lösen konnte.
Resigniert stieg sie aus dem Auto und betrachtete den Schaden. Der Reifen hätte nicht flacher sein können. Seufzend öffnete sie den Kofferraum und suchte nach dem Wagenheber und dem Ding, mit dem man die Radmuttern lösen konnte.
Moskitos schwirrten um sie herum. Natürlich waren die gesuchten Teile unter dem ganzen Gepäck begraben.
Nachdem sie ihre Siebensachen am Straßenrand verteilt hatte, kniete sich Zoe neben den platten Reifen, setzte den Wagenheber an und begann zu kurbeln.
Aber wie ging das doch noch? Wie hoch musste sie den Wagen anheben, und würde sie genug Kraft haben, die Radmuttern zu lösen und wieder fest genug anzuziehen?
Vielleicht sollte sie doch lieber Hilfe holen.
Sie stand auf und suchte in ihrer Handtasche nach dem Handy, das natürlich wieder mal ganz unten lag.
Sie kramte immer noch in der Tasche herum, als sie ein herannahendes Auto hörte. Ihre Stimmung hellte sich auf. Bestimmt einer dieser freundlichen Leute aus der Gegend, der glücklich war, Hilfe leisten zu können.
Doch dann erfasste sie plötzlich Panik. Wenn sie nur nicht so viele Horrorfilme gesehen hätte. Sie, ganz allein in dieser Buschlandschaft. Wer weiß, ob der Fahrer nicht ein Axtmörder, Vergewaltiger oder entflohener Häftling war.
Endlich hatte sie das Handy gefunden. Im selben Augenblick schoss ein weißer Lieferwagen um die Kurve.
Langsam bremste der Wagen ab.
Mit pochendem Herzen sah sie, wie das Fahrzeug zum Stehen kam. Der Fahrer steckte den Kopf heraus, während sein sonnengebräunter Arm lässig auf dem Fensterrand lag.
Nervös drückte Zoe auf den Anrufknopf ihres Handys und sah auf das Display. Kein Signal. Na, wunderbar.
„Brauchen Sie Hilfe?“
Wenigstens hatte er eine sympathische Stimme.
Zoe schluckte und zwang sich, ihn genauer anzusehen. Dunkelbraune, kurz geschnittene Haare und warme, freundliche Augen, wohlgeformte Nase, ein markantes Kinn und ein sinnlicher Mund.
Schon öffnete sich die Wagentür, und er stieg aus.
Er trug ein hellblaues Hemd und beige Baumwolljeans. Seine hellbraunen Stiefel wirkten frisch poliert. Zoe hatte schon
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